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Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition)

Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition)

Titel: Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition)
Autoren: Manfred Koch
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wird rufen „Was war denn das? Ich glaube, das Christkind ist gekommen!“, und die Kinder werden ins Zimmer stürmen, Julia zuerst, und der Christbaum wird so schön sein wie noch nie, sicher der schönste Christbaum in der ganzen Stadt, glitzernd und funkelnd im prächtigen Kerzenlicht. Und sie werden miteinander Weihnachtslieder singen, O Tannenbaumund Leise rieselt der Schnee und Stille Nacht, und Klaus wird die Weihnachtsgeschichte vorlesen, von der Herbergssuche und der Geburt Christi im Stall zu Bethlehem und den Hirten auf dem Felde, extra langsam wird er sie vorlesen, um seine Schwester noch einmal ein bisschen zu ärgern, die schon ganz ungeduldig sein wird und es nicht mehr erwarten kann, dass sie endlich ihre Weihnachtspäckchen aufmachen darf. Und dann werden sie gemütlich beisammensitzen und Weihnachtsgebäck naschen und Schallplatten hören, die Wiener Sängerknaben und Hermann Prey und Anneliese Rothenberger. Und Rudolf Schock mit Ludwigs Lieblingslied, das auch ihr Lieblingslied ist.
Vor meinem Vaterhaus steht eine Linde, vor meinem Vaterhaus steht eine Bank, und wenn ich sie einst wieder finde, dann bleib ich dort ein Leben lang.
Immer wieder werden sie dieses Lied spielen, und sie wird mitsingen, denn sie hat immer noch eine schöne Stimme. Als sie ein Mädchen war, haben die Leute gesagt, dass sie Sängerin werden könnte mit ihrer Stimme, und wer weiß, vielleicht wäre sie ja sogar eine berühmte Opernsängerin geworden und bei den Festspielen aufgetreten, wenn nicht alles ganz anders gekommen wäre. Aber immerhin wird sie gemeinsam mit Rudolf Schock Ludwigs Lieblingslied singen, und Ludwig wird vielleicht dabei sogar ihre Hand halten. Und später werden sie in die Christmette gehen, das gehört einfach dazu. Sie werden ihre Wintermäntel anziehen und die warmen Stiefel, und dann werden sie durch den frischen Schnee zur Kirche stapfen. Weil es wird Schnee geben, ganz sicher wird es Schnee geben, vielleicht sogar noch heute. Das Wetter wird umschlagen, ein kurzes Wintergewitter zuerst, und dann wird es zu schneien anfangen. Zunächst warm, als wäre Hochsommer, und dann plötzlich Schnee, wie immer zur Weihnachtszeit.
    Maria Wagner warf einen Blick auf den Kalender. Auf dem Blatt stand eine große schwarze Dreiundzwanzig. Sie hatte sich also nicht geirrt, und wenn sie sich jetzt nicht bald zum Einkaufenauf den Weg machte, konnte sie es auch gleich bleiben lassen. Am Dreiundzwanzigsten wurden die Geschäfte immer gestürmt von all den Leuten, die erst im allerletzten Augenblick ihre Weihnachtsgeschenke einkaufen. Diesen Trubel und diese Hektik hatte sie immer gehasst und deshalb die Geschenke meistens schon Wochen, wenn nicht gar Monate vor Weihnachten gekauft. Sorgfältig überlegt und in aller Ruhe ausgesucht. Doch nun gehörte sie auf einmal selber zu dieser unvernünftigen fünf-vor-zwölf-Kundschaft, ja noch schlimmer, sie wusste noch nicht einmal, welche Geschenke sie kaufen wollte!
    Also erst einmal nachdenken. Währenddessen konnte sie auch gleich das Haus ein bisschen weihnachtlich dekorieren, ein paar Strohsterne aufhängen und die Kunststofftannenzweige, die so praktisch waren, weil sie nicht nadelten und mit ein bisschen Lametta und ein paar Kerzen wie echt aussahen. Mit ein wenig Weihnachtsstimmung im Haus würden ihr gewiss auch ganz schnell die richtigen Geschenkideen kommen. Und dann könnte sie rasch ihre Einkäufe erledigen und wieder zurück sein, bevor die Kinder von der Schule nachhause kämen. Ja, das war gut, genau so würde sie es machen. Bei der Gelegenheit konnte sie auch gleich im Fischgeschäft in der Altstadt den Weihnachtskarpfen besorgen. Und etwas von dem Räucherlachs, den Ludwig so sehr mochte.
    Ein paar Haltestellen mit dem Bus, den Rest zu Fuß, einkaufen, und dann gleich wieder zurück – in zwei, höchstens drei Stunden müsste sie das schaffen. Hoffentlich hatte Ludwig nicht vergessen, ihren Wintermantel aus der Reinigung zu holen. Wenn sie sich ausgerechnet einen Tag vor Weihnachten eine Erkältung holen würde, das hätte ihr gerade noch gefehlt! Sie musste sich warm anziehen, denn heute würde es sicher noch kalt werden und schneien. Sie spürte ihn schon kommen, den Schnee. Dafür hatte sie einen sechsten Sinn.

W agner war enttäuscht. Er hatte gehofft, mit Christina reden zu können, doch als er kurz vor Mitternacht in den Lindenwirt kam, merkte er gleich, dass sie für ihn wohl keine Zeit haben würde.
    In der Schankstube saß niemand, aber in den
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