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Hexenkuss

Hexenkuss

Titel: Hexenkuss
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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ihr verband, bis ihre Liebe, ihre gemeinsame Magie sie vor den Flammen schützte. Sie konnten für immer inmitten des Feuers stehen bleiben - solange sie zusammen waren, würde ihnen nichts geschehen.
    Jer warf den Kopf zurück und brüllte etwas auf Französisch.
    Urplötzlich brach das Dach über ihnen auseinander. Riesige Trümmer fielen wie Bomben herab. Der Rauch des Schwarzen Feuers trieb hoch und höher und drohte, den Himmel selbst zu verfinstern. Er nahm die Form eines Totenschädels an, der wie ein grässlicher, belustigter Zuschauer auf die Szene hinabschaute.
    Unvermittelt wurde Holly zurückgerissen, ihre Hände den seinen entzogen. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen.
    »Nein!«, schrie sie. »Lasst mich! Er wird sterben, wenn ihr mich nicht loslasst!«
    Und Jer trat vor, um ihr zu folgen, doch ein alles verzehrender Schmerz hielt ihn fest. Seine Haut brannte. Jeder Nerv in seinem Körper schrie vor unvorstellbarer Qual. Seine Hände, sein Gesicht... alles ging in Flammen auf wie trockenes Papier. Er spürte, wie die Haut von seinem Fleisch schmolz, und langsam gaben seine Knie nach.
    Sie hat mich den Flammen überlassen, und nun sterbe ich. So bekommt Isabeau ihre Rache.
    Dies war also das Ende.
    Willkommen, Tod! hat Holly dich beschlossen...
    Schreiend versuchte Holly, sich von Amanda und Nicole loszureißen, doch sie schaffte es nicht.
    »Nein! Das ist die einzige Möglichkeit, ihn zu retten!«, schrie sie, wehrte sich verzweifelt... und vergaß ganz, ihre Zauberkraft zu nutzen.
    Voller Entsetzen musste sie mit ansehen, wie Jers Haut sich schwarz färbte und sein Körper zusammensackte. Der Gestank von verbranntem Fleisch drang ihr in die Nase, bis sie sich nicht erinnern konnte, je etwas anderes gerochen zu haben.
    Und dann fiel ihr die Magie wieder ein.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend, schrie sie ihren Cousinen zu: »Hier regnet es doch ständig! Immer regnet es hier, verdammt!«
    »Ja«, brüllte Amanda. »Natürlich!«
    Heiße Tränen liefen Holly über die Wangen, als sie erneut die Handflächen aneinanderpressten. »Hilf mir, Isabeau«, flüsterte sie.
    Der schimmernde blaue Umriss Isabeaus erschien und bedeckte Holly mit ihrem Geist, ohne jedoch eine völlige Verschmelzung zuzulassen, wie sie es zuvor getan hatte.
    Wenn er stirbt, kann ich ruhen, erinnerte Isabeau Holly.
    »Das wirst du nicht. Du wirst dich selbst verabscheuen«, widersprach Holly. »Und ich werde dich ebenfalls hassen!«
    Holly wusste nicht, wie lange Isabeau brauchte, um sich zu entscheiden. Doch dann führte sie Hollys Lippen, und Worte strömten hervor. Ihre Cousinen hielten eisern fest, obwohl das Brandzeichen, die Lilie auf den Handflächen aller drei Mädchen, zu qualmen begann und ihnen die Haut versengte.
    Makelloses Französisch aus einer anderen Zeit, einer alten Welt, hallte durch das tosende Schwarze Feuer, um die verzehrenden Flammen und die sich windende Gestalt mitten darin. Rasch, vite, vite, flehte Holly ihre Ahnfrau an. Der Mann, den wir lieben, ist dort drin. Je vous en prie, ma mère, je vous en prie... Oh, bitte, bitte, rette ihn ...
    Das Feuer begann zu erlahmen.
    Sekunden später brach der Rest des Gebäudes zusammen, und jemand schlang die Arme um sie und schleifte sie weg. Sie schrie nach Jer, schrie nach...
    »Jean!«, kreischte sie hysterisch. »Jean!«
    Es war zu spät.
    Nichts als Asche war mehr übrig.

Epilog
    Es war vorbei.
    Jer war tot. Sein Vater war offenbar entkommen, und sein Bruder... wer konnte wissen, wohin Eli in den Klauen dieses gewaltigen Vogels verschwunden war?
    Nun hatten sich die Mitglieder von Jers und Hollys Zirkel versammelt, um Asche über der Elliott Bay zu verstreuen.
    Sie wussten nicht, ob das seine Asche war. Der gesamte Theatersaal war zerstört worden. Es gab einen gewaltigen Skandal, weil die Sprinkleranlage nicht angesprungen war, und zweifellos würden in der Stadtverwaltung unschuldige Köpfe rollen, doch dagegen konnte Holly nichts tun.
    Holly weinte. Die Möwen schluchzten und kreisten, und die anderen - auch die Mitglieder von Jers Rebellen-Coven - hielten respektvoll Abstand.
    Ich bin noch immer an ihn gebunden, dachte sie. Wie Isabeau an Jean. Sie war dazu verdammt, auf Erden zu wandeln, bis sie ihn getötet hatte, und ich bin dazu verdammt, mein ganzes Leben lang zu trauern ...
    Sie brach zusammen und geriet völlig außer sich, bis starke Arme sich um ihre Schultern schlangen.
    Es war Tante Cecile.
    »Weine, und dann lebe weiter«, sagte die Frau.
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