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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Roswitha Hedrun
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Anwesenden auf Lucias Urkunde.
"Das ist ja wohl dein größtes Geburtstagsgeschenk", staunte darauf Lucias Vater, und Justus krächzte mit seiner Pubertätsstimme:
"Dich hole ich nie ein. Jetzt hast du schon drei Berufe, Farblaborantin, Kontoristin und Künstlerin."
"Den Farblaboranten wirst du schneller schaffen als andere, und danach geht's ebenso schnell weiter", machte Lucia ihm Mut.
Während sich dann alle zum Speiseraum begaben, erkundigte sich Meister Rodder bei Leonardo, ob er denn auch das hiesige Atelier besichtigt habe.
"Sicher doch", sagte ihm Leonardo, "und ich bin angetan von den vielen Gemälden darin."
Darüber lächelte Meister Rodder stolz.
Als schließlich alle zehn Personen, zu denen seit vergangenem Jahr auch Lucias Großmutter, Tante und Onkel zählten, an der Tafel speisten, freute sich Lucia, wie gut Leonardo bei allen ankam. Jedem lag daran, ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Justus hingegen blickte ihn nur hin und wieder schweigend, doch mit großen Augen an. Bis er sich endlich zaghaft an Lucia wandte: "Ich weiß jetzt nicht, ob ich das fragen darf."
"Frag ruhig."
"Danke. - Lucia, ist das der ehrenwerte Maestro, der diese Weckuhr erfunden hat?"
"Ja, Justus, das ist der Maestro."
Leonardo musste schmunzeln und fragte ihn dann scheinheilig: "Interessierst du dich etwa für Mechanik?"
"Und wie, Maestro da Vinci!"
"Großartig, junger Mann", gab Leonardo zurück, "dann werden wir ja womöglich Freunde."
"Mei, wär das pfundig!", purzelte es Justus heraus, worauf nun alle schmunzeln mussten, wiewohl sich das im Trauerjahr nicht gehörte. Somit war und blieb die hiesige Tischunterhaltung heute zum ersten Mal wieder aufgelockert, was jeder begrüßte.
Eins allerdings trübte Lucias Stimmung ein wenig, sie schämte sich vor Leonardo für das verschmutzte Haus, vorwiegend für die überall verkleckste und voller Krümel liegende Tafel, wo sie doch wusste, wie sehr er sich gerade davor ekelte. Und ihr Sitzplatz zeichnete sie auch noch als die hiesige Hausfrau aus. Sie wird nachher diesbezüglich und zum bestimmt zehnten Mal wieder ein eindringliches Wort an Madame de Lousin richten.
Das tat sie dann auch, worauf Madame de Lousin zwar: "Sehr wohl, gnädige Frau", säuselte, dabei jedoch beleidigt ihre Kajal geschminkten Augen abwandte.

    Einen ganzen Nachmittag für sich alleine, das war ihnen bislang noch nie vergönnt gewesen. Lucia führte Leonardo durch ihre blühenden Gartenanlagen. Ihn begeisterte das große, wunderschöne Anwesen, unentwegt flogen seine Blicke hin und her, und immer wieder entdeckte er etwas Neues - hier die von Magda angelegten Kräuterbeete, da den fast orangefarbenen Azaleenstrauch und dort: "Noch ein Brunnen! Jetzt sag mal, wie viele Brunnen habt ihr denn hier?"
"Auf dem gesamten Hügel verteilt sind es neun."
"N e u n Brunnen", staunte er, "welcher Reichtum! Aber mir war gleich aufgefallen, dass dieser Hügel sehr quellenreich ist. Kein Wunder, dass hier alles so gut gedeiht und zudem", er blickte mit seitlich angehobenen Armen hoch gen Himmel, "dieses zwar frische und dennoch so milde Alpenklima hier. In Italien ist eine solch üppige Vegetation undenkbar, was auf das überall ausgedörrte Erdreich zurück zu führen ist. Ein Jammer. Nur Pietros große Einfühlsamkeit in die Natur haben wir den schönen Garten in meiner Bottega zu verdanken."
"Ja, Pietro ist ein einmaliger Gärtner. Ich habe mich zu gerne mit ihm unterhalten, besonders über die verschiedenen Naturgeister zwischen all seinen großen und kleinen Pflanzenkindern."
Darüber lächelte Leonardo. Dann sagte er, auch Meran, das er bislang noch nicht gekannt hatte, habe es ihm angetan, diese so idyllisch in den Bergen liegende Stadt habe ihren ganz eigenen Reiz. Jedenfalls werde er die hiesige Umgebung in den nächsten Tagen nach und nach genauer erkunden.
Als sie in den bereits leicht bergab führenden Gartenabschnitt gelangten, berichtete er Lucia von Mailand. Von Donna de Brondolo sei nun nichts mehr zu befürchten, begann er, sie werde sich, wie er gehört habe, mit einem fast sechzigjährigen, wohlhabenden Spanier verloben und wahrscheinlich mit ihm in seine Heimat ziehen.
"Na, herzlichen Glückwunsch!", reagierte Lucia darauf erleichtert.
Anschließend kam Leonardo auf Carlo zu sprechen. Er treffe ihn jetzt öfter bei seinem neuen Maestro Bramante auf der Klosterbaustelle, wo er, Leonardo, Planungen für sein neues Fresko 'das letzte Abendmahl' vornehmen müsse, und dabei sei ihm aufgefallen, dass Carlo wie
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