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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman
Autoren: Andrea Schacht
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Geschmäcker der Publikümmer sind ja verschieden.«
    »Deba, mein Fall ist er auch nicht, aber Luigi hat ihn empfohlen. Du weißt, wie schwierig es ist, zuverlässige Trainer für die Geräte zu bekommen. Und zuverlässig ist er. Er ist der Einzige, der abends wirklich überall noch mal durchgeht und alles abschließt. Er ist immer der Letzte, der aus dem Laden geht.«
    Es war wie ein Nadelstich, der Gedanke.
    »Kontrolliert ihr ihn?«
    »Stichproben.«
    Ich schwieg nachdenklich. Und Katharina meldete sich noch einmal mit besorgter Stimme: »Meinst du, da stimmt etwas nicht?«
    »Ungutes Gefühl. Aber bei ihm habe ich ständig ein ungutes Gefühl. Ich kann mich auch irren. Jedenfalls bekomme ich immer Gänsehaut, wenn er mich ansieht.«
    »Ich werde darauf achten. Danke, Deba. Bis demnächst!«
    Ich dachte noch einen Augenblick über das Gespräch nach, aber dann schlug ich seufzend die nächste Seite des Handbuches auf. Wirklich, der Stoff war so trocken, dass es eigentlich beim Umblättern stauben müsste. Die Beschreibung eines umfangreichen technischen DV-Systems mit Unmengen mir bislang fremder Fachbegriffe.
    Nach einiger Zeit reckte ich mich und wollte meine Augen im Grün des Gartens entspannen, als ich verwundert eineLeine voller grellrosa Kleidungsstücke zwischen den Bäumen aufgespannt sah. Ja, narrte mich denn mein überanstrengtes Hirn?
    Tat es nicht, es hingen wirklich ein halbes Dutzend grellrosa T-Shirts dort, und meine irregeleitete Tochter hing weiter Textilien, diesmal offensichtlich Höschen, dazu. Übles ahnend lief ich die Treppe hinunter in die Waschküche. Grellrosa, wohin man sah. Textilfarbe, hübsch. Bis die Rückstände aus der Waschmaschine gespült waren, würde es dauern.
    »Micki, was ist denn das für ein Schweinkram?«, rief ich ihr schon im Laufen zu.
    »Ach, ich wollte mal was probieren. Sieht doch gut aus.«
    »Das sind vermutlich alle weißen Kleidungsstücke, die du hattest?«
    »Och nö, ein paar Blusen hab ich gelassen.«
    »Ich finde das nicht besonders gut, weißt du das?«
    »Warum denn nicht?
Ich
muss die Sachen doch anziehen.«
    »Und wer macht die Sauerei in der Waschküche weg?«
    »Hey, nun sei nicht so grantig, Mam!«
    Ich war aber grantig, denn mir waren die Konsequenzen bekannt. Ich finde Hausarbeit unproduktiv.
    »Du gehst jetzt sofort nach unten und machst sauber, Michaela!«
    Und diese unmögliche Tochter von mir salutierte und brüllte: »Yes, Sir, Madam, Sir!«
    Das hatte ihr Vater auch immer auf der Lippe gehabt, wenn ich etwas zu nachdrücklich eine Bitte geäußert hatte, was mich noch wütender machte.
    »Michaela!«
    »Oh, bitte, nein, Mam! Nicht, Mam! Nicht in einen Frosch verwandeln. Ich mach ja schon sauber.«
    Flehend hob sie mir aus ihrem Kniefall die Hände entgegen, und wider Willen musste ich lächeln.
    »Mach dich ab, du Kröte.«
    Sie hüpfte auf, und als sie an mir vorbeiging, flüsterte sie: »Da grinst der Schorsch!«
    Das hatte mir gerade noch gefehlt. Ich sandte ihm einen zornigen Blick hinüber, und das Zigarillo in seiner Hand glühte auf und verpuffte.
    Entsetzt sah er sich den verkohlten Rest an, schüttelte den Kopf und sagte laut: »Ich werde wirklich mit dem Rauchen aufhören. Was ist denn das für eine Qualität?!«
    Meine Wut war allerdings auch verpufft. Und ich schämte mich. Nicht, weil es Harburg getroffen hatte, sondern weil mir mal wieder klargeworden war, wie wenig ich mich in der Hand hatte. Ich musste noch viel an mir arbeiten.
     
    Die nächsten Tage und das Wochenende verliefen in ruhigen Bahnen. Ich kam mit meinem Handbuch einigermaßengut voran, Micki verfolgte ihre vielseitigen Interessen, jeden Tag in ein anderes grellrosa Kleidungsstück gehüllt, und unsere Nachbarn begegneten uns nicht.
    Am Montagabend traf ich mich mit einigen Freundinnen. Es dauerte, wie so häufig, bis nach Mitternacht, bis ich mich endlich auf den Weg nach Hause machte. Etwas von meinem Unbehagen war ich bei ihnen losgeworden. Und so fuhr ich entspannt durch die helle Nacht. Ein Teil des Weges führte durch die Felder. Auf den Weiden schlief das Vieh, am Waldrand ästen ein paar Rehe. Über den Wipfeln der Kiefern stand die silberne Mondsichel und warf kalte Schatten über die Straße. Nachträuber waren unterwegs, und zweimal bremste ich, weil Füchse die Straße überquerten. Dann kamen der Ortseingang und die Straßenlaternen, die Verkehrsschilder und Ampeln. Aber keine Fahrzeuge auf der sonst so belebten Straße. Wie man doch an seinen
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