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Hexenhatz im Monsterland

Hexenhatz im Monsterland

Titel: Hexenhatz im Monsterland
Autoren: Craig Shaw Gardner
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Großmutter tragen muß? Denn der Wolf, müßt Ihr wissen, frißt die Großmutter und nimmt ihren Platz ein.«
    Mutter Duck blickte den Wolf mit neuem Respekt an. »Wirklich? Zugegeben, es hat einige interessante Elemente. Ich mag das Mädchen und die Großmutter. Nettes Familienidyll. Der Wald und die Beeren sind auch nicht übel. Sie geben dem Ganzen die nötige Würze, glaube ich. Und der Wolf, der die Großmutter frißt, verschafft uns jene gute alte Märchenbrutalität, die die lieben Kleinen so mögen. Wie geht es weiter?«
    Gottfried lächelte, erfreut über Mutter Ducks Zustimmung. »Ganz einfach, ich fresse das Mädchen auch noch. Ist das nicht phantastisch?«
    »Du frißt das Mädchen auch noch?« Mutter Duck schnitt eine Grimasse. »Wer würde schon so ein Märchen hören wollen?«
    »Was meint Ihr damit?« fragte Gottfried, ein wenig eingeschnappt. »In unserer Familie war es immer sehr beliebt.«
    »Das beweist mir mal wieder, daß du, wenn du ein wirklich gutes Märchen haben willst, es selbst erzählen mußt.« Und mit diesen Worten stieg Mutter Duck wieder die Anhöhe empor, gefolgt von Gottfried dem Wolf.
    Meine Hoffnung schwand mit Mutter Ducks Abgang dahin. Mit meiner Aktion ›Feinde zu Freunden‹ hatte ich einen kompletten Schiffbruch erlitten. Wie konnte ich ihr nur unseren Standpunkt verständlich machen, wenn sie mir nicht einmal zuhören wollte?
    Und dennoch: Ich würde nicht in unwürdige Resignation versinken. Denn meine Erinnerung kam Schritt für Schritt zurück, und während Mutter Duck ihre Aufmerksamkeit den Gestalten auf der Lichtung zugewandt hatte, hatte ich mich umgesehen. Und je mehr ich mich umsah, desto mehr erinnerte ich mich auch. Hier standen meine Gefährten, Tap der Schuhbert, Hubert und Alea und die drei Dämonen: Snarks, Guxx und Brax.
    Und ich erinnerte mich, daß ich noch mehr Gefährten gehabt hatte.
    Zum ersten: Wo war Hendrek hingegangen? Der mächtige Krieger hatte seinen Auftritt in dem zweiten Märchen gehabt, hatte mich vor der ›Verdammnis‹ unter der Brücke gewarnt. Doch seit ich zu mir gekommen war, hatte ich ihn nicht wiedergesehen. Schon möglich, daß Mutter Duck ihn einfach an einen anderen Ort versetzt hatte, an dem er dann in ihrem nächsten Märchen eine weitere Rolle spielen sollte. Doch immer noch wollten meine Gedanken sich nicht beruhigen, denn es gab weitere Gefährten, die ich noch nicht getroffen hatte.
    Einer von ihnen war das eitle Einhorn, das mir den ganzen Weg gefolgt war, um seinen Kopf in meinen Schoß zu legen. Doch das Einhorn war in eben diesen Östlichen Königreichen geboren! Ich war bereits vor unserer derzeitigen Mission über Mutter Duck informiert worden. Vielleicht hatte auch das Einhorn einen Weg gefunden, ihren Netzen zu entgehen. Es konnte indes genausogut im nächsten Märchen auf mich warten. Dasselbe mochte mit den Sieben Anderen Zwergen der Fall sein, die man zudem auch nicht eigentlich Gefährten nennen konnte, hatten wir sie doch erst kurz vor unserer Gefangennahme durch Mutter Duck kennengelernt. Aber immerhin hatten sie den Versuch gemacht, mich vor Mutter Duck zu schützen.
    Ich mußte der Tatsache ins Gesicht blicken, daß alles dem Zufall überlassen blieb, daß alles auf eine undurchsichtige, magische Weise von der Meisterin der Märchen, von Mutter Duck, kontrolliert wurde. Trotz alledem begann ich eine gewisse Gesetzmäßigkeit betreffs der fehlenden Personen zu ahnen, denn eine weitere derselben befand sich nicht auf dieser Lichtung, und dieser Person war es somit irgendwie gelungen, Mutter Ducks Zaubersprüchen zu entgehen. Diese letzte fehlende Person gab mir Mut, denn die Flüchtige war Norei, die junge Hexe, meine Geliebte.
    Norei! Wenn ich an sie dachte, verlor alles andere an Bedeutung. Ich wußte auch auf einmal wieder den wahren Grund, warum ich mich auf diese Mission hatte schicken lassen. Ja, sicher, ich war ausgezogen, um meinen Meister, den großen Magier Ebenezum, zu retten, ganz zu schweigen von Vushta, der Stadt der Tausend Verbotenen Lüste und der kompletten Oberflächenwelt. Doch ich hatte für diese Mission auch meine ganz persönlichen Gründe, Gründe, die auf ihre Art ebenso gewichtig waren wie die hehren Ziele, für die wir uns auf unsere Reise in die Östlichen Königreiche begeben hatten – wenn nicht sogar wichtiger. Und diese Gründe ließen sich ohne Schwierigkeiten in einem einzigen Wort zusammenfassen:
    Norei!
    Sie war der wahre Grund, warum ich mich aufgemacht hatte, ja,
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