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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold
Autoren: Heidi Rehn
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Lächeln, schob die Hüften heraus und sagte zuckersüß: »Unter diesen Umständen werde ich Erics verehrte Gattin natürlich besonders fest in die Arme schließen. Ich konnte ja nicht ahnen, welch großzügigen Leuten wir unser rechtmäßiges Erbe abtreten! Du kannst dir sicher sein, dass ich ihr mit Rat und Tat zur Seite stehen werde, damit sie das schmucke Haus unseres Oheims noch gemütlicher herrichten kann.«
    Die honigsüßen Worte wurden von einem bösen Funkeln der Augen begleitet. An Vinzents Miene las sie ab, dass er begriffen hatte, was sie meinte. »Das werde ich dir nie verzeihen«, zischte sie nun leise. »Ausgerechnet Eric anzuvertrauen, dass wir keinen Anspruch auf eine ehrenhafte Mitgliedschaft in der Bürgerschaft haben, war ein großer Fehler. Dir ist hoffentlich klar, dass du uns damit einem dahergelaufenen Marktschreier und seiner unberechenbaren Zauberfrau ausgeliefert hast.«
    »Und ich habe bislang geglaubt, du magst Eric. Bei seinen Besuchen war nicht zu übersehen, wie sehr du ihn schätzt.« Eifersucht schwang in Vinzents Worten mit.
    »Zwischen Mögen und Vertrauen ist ein gewaltiger Unterschied, mein Lieber«, stellte Adelaide fest. »Ich hoffe nicht, dass wir jemals die Folgen davon werden tragen müssen.«
    Abschätzig sah sie ihren Gemahl an. Das Bild von Erics Gattin schob sich vor ihre Augen. Wie unerschrocken die zierliche Person letztens vor ihr gestanden hatte! Eigentlich hatte das Adelaide gut gefallen. Ob Magdalena überhaupt von dem Trug mit der falschen Vetternschaft wusste? Die kleine Frau mit dem lockigen roten Haar und den unwiderstehlichen grünen Augen war alles andere als einfältig. Adelaide wurde flau im Magen. Ihr Schicksal lag fortan in Magdalenas schmächtigen Händen. Noch war nicht abzusehen, ob das gut oder schlecht war. Lediglich eines wusste sie ganz sicher: Familienbande waren keine Gewähr für die Ewigkeit, ganz gleich, ob die Verwandtschaft zu Recht bestand oder nicht. Sie zerrissen in dem Moment, in dem die eine Seite begriff, dass ihr Unheil von der anderen Seite drohte. Für die frisch gewonnene Base hoffte Adelaide, dass es nie so weit kam, die Probe aufs Exempel bestehen zu müssen.
    Als sie wenig später an Vinzents Seite das prächtige Haus an der Fahrgasse betrat, schluckte sie bittere Tränen hinunter. Jahrelang hatte sie gehofft, eines Tages selbst Einzug in dem Anwesen zu halten. Dazu hatte sie schließlich den alten Oheim so aufopferungsvoll gepflegt. Umso schlimmer, nicht nur diese Hoffnung nicht erfüllt zu sehen. Fortan galt es, Tag für Tag Magdalena als Hausherrin darin ertragen zu müssen. Als diese neben dem hoch aufgeschossenen, wohlgebauten Eric die Treppe herunterkam, sah sie erschreckend blass aus. Adelaide schaute zu Eric, der sich nicht im Geringsten um seine Gemahlin zu sorgen schien.
    Einen Augenblick länger als nötig verweilte Adelaide in der Betrachtung des stattlichen Mannes. Anders als sonst trug er einfache Kleidung, hatte auf jeden modischen Schmuck verzichtet. Doch ganz gleich, ob in derben Hosen und einfachem Leinenhemd oder in prächtigem Kaufmannsgewand: Eric machte in jedem Aufzug etwas her. Ihr Blick wanderte zurück zu der zierlichen Rothaarigen an seiner Seite, der die beschwerliche Reise tief in den Knochen zu stecken schien.
    Adelaide schob die Brust heraus, schürzte die roten Lippen und flötete in ihrer melodischen Stimme: »Herzlich willkommen in Frankfurt, meine liebe Magdalena! Ich freue mich, dich endlich wieder an mein Herz drücken zu dürfen. Seit unserem Zusammentreffen im August habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als dich hier in Frankfurt in meiner Nähe zu wissen.«

4
    In den nächsten Wochen war Magdalena vollauf mit der Einrichtung des Hauses beschäftigt. Trotz des Geschirrs, der vielen Möbel, Teppiche und Vorhänge, die schnell aus Lagerbeständen beschafft waren, fehlte es an allen Ecken und Enden, um es nach ihrem Geschmack wohnlicher werden zu lassen.
    »Ohne die gute Hedwig wüsste ich gar nicht, wo mir der Kopf steht«, sagte Magdalena eines Morgens zu Eric. Gedankenverloren stand er an der Tür zum Kontor und schien ihre Anwesenheit wieder einmal nicht zu bemerken. Erst als sie ihn direkt ansprach, hob er den Kopf und sah sie an.
    »Was erzähle ich dir von meinen lächerlichen Sorgen! Du bist sowieso mit deinem Kopf ganz woanders, Liebster.« Sie reckte sich auf die Zehenspitzen und strich ihm zärtlich über die glattrasierten Wangen. Dabei erhaschte sie einen unbekannten
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