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Hexengift

Titel: Hexengift
Autoren: T.A. Pratt
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Messers in ihrem Genick, direkt unterhalb der Schädelbasis. »Scheiße«, fluchte sie. »Ich hatte gerade so einen schönen Tag.« Sie blickte verstohlen nach links und sah Rondeau auf dem Fahrersitz, steif, die Hände auf das Lenkrad gelegt, die Augen starr vor Angst. Wahrscheinlich hatte auch er ein Messer im Nacken. Was bedeutete, dass der Typ auf der Rückbank ziemlich komisch dasaß - mit beiden Armen nach links und rechts ausgestreckt.
Wie kam es überhaupt, dass sie ihn übersehen hatte? Wenn sie Rondeau ein Zeichen geben konnte, und sie sich gut aufeinander abstimmten …
    »Denkt nicht mal daran. Mein Name ist Albertus Kardec. Ich bin ein Zeitattentäter.«
    Marla hielt den Atem an. Es war zwecklos, ihn austricksen zu wollen. Er sagte die Wahrheit - sie war schon so gut wie tot. Zeitattentäter versagten nie. Andererseits, der Trick von Zeitattentätern war es, das Opfer in Angst und Schrecken zu versetzen und damit seine letzten Tage, Monate oder gar Jahre zu einem wahren Höllentrip zu machen. Wenn das Opfer jedoch nicht wusste, dass ihm ein Zeitattentäter auf den Fersen war, konnte es sich auch nicht ständig in Angst und Schrecken über die Schulter blicken und sich fragen, wann das unvermeidliche Ende kommen würde, oder sich vergeblich abmühen, seinem Schicksal zu entgehen. Und niemand hatte Marla gesagt, dass ihr einer auf den Fersen war. »Sie sind nicht meinetwegen hier«, sagte sie schließlich. »Weshalb dann? Wegen Rondeau? Wollen Sie mich verarschen? Ich kann mir kaum vorstellen, dass Rondeau irgendjemandem auf die Zehen getreten ist, der sich Ihre Dienste leisten könnte.«
    Kardec kicherte. »Ich bin überhaupt nicht Ihretwegen hier. Wir haben zwar … Anfragen bezüglich Ihrer Person erhalten, Miss Mason. Aber der Preis, den wir uns dafür vorstellen, übersteigt bisher alles, was unsere potentiellen Kunden zu zahlen bereit wären.«
    Marla war sich nicht sicher, ob sie sich geschmeichelt fühlen sollte, dass die mit Abstand besten Auftragskiller der Welt derart großen Respekt vor ihr hatten, oder verärgert darüber,
dass anscheinend bereits mehrere Personen versucht hatten, sie umbringen zu lassen. Andererseits war auch das schmeichelhaft. »Wenn Sie also nicht wegen eines heimtückischen Mordes hier rumsitzen, weshalb dann?«
    Das Messer verschwand. Anscheinend war Kardec der Meinung, dass er seinen Standpunkt hinreichend klargemacht hatte. Marla drehte sich um. Kardec war ein eher sanft aussehender Mann in mittleren Jahren mit schütterem Haar, ganz in Schwarz gekleidet. Sie hatte erwartet, die Überreste eines Wegsehzaubers um seine Silhouette herum flimmern zu sehen, konnte aber nichts dergleichen entdecken. Er hatte sich verborgen gehalten, indem er vollkommen still und unbeweglich dagesessen und so mit den Schatten verschmolzen war. Und damit waren auch Marlas letzte Zweifel bezüglich seiner Identität ausgeräumt: Um so etwas ohne Magie hinzubekommen, musste man verdammt gut sein, und es gehörte zu den Dingen, die Zeitattentätern beigebracht wurden. »Ich bin der Außendienstkoordinator meiner Organisation«, sagte Kardec. »Ich suche Sie sozusagen in Ihrer Funktion als Oberhaupt Felports auf, um Sie über unsere Aktivitäten in Ihrer Stadt in Kenntnis zu setzen. Ich bin mit ein paar meiner Kollegen hier, um einen Kriminellen festzunehmen.«
    »Seit wann hat Ihre Organisation etwas mit Gesetzesvollstreckung am Hut?«
    Kardec lächelte und zeigte dabei seine kleinen, makellosen Zähne. »Wir vollstrecken selbstverständlich die Gesetze unserer Organisation.«
    Langsam ging Marla ein Licht auf. »Ahhh! Es gibt wohl einen Deserteur in den eigenen Reihen, wie?« Sie hatte Geschichten
über Männer und Frauen gehört, die sich den Zeitattentätern eine Weile anschlossen und sich ein paar ihrer geheimen Tricks aneigneten, um es dann auf eigene Faust zu versuchen. Dass jemand das länger als ein paar Monate überlebt hätte, war ihr jedoch noch nicht zu Ohren gekommen. Zeitattentäter fackelten nicht lange, wenn es darum ging, interne Unstimmigkeiten beizulegen …
    »Ja. Er nennt sich Zealand.«
    Marla runzelte die Stirn. »Ich habe von ihm gehört. Er arbeitet schon ziemlich lange als Auftragskiller, Mr. Kardec. Er gehört zu Ihnen?«
    »Oh ja«, antwortete Kardec. »Er gehört nicht zu den Lehrlingen, die dem Stress nicht standhalten können, den die in unserem Geschäft notwendige Geduld mit sich bringt. Er bestand sein Diplom mit magna cum laude, und gleich bei seinem ersten Job
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