Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hexengift

Titel: Hexengift
Autoren: T.A. Pratt
Vom Netzwerk:
stöhnte. »Du willst eine Normale ? Und wie erklären wir ihr zum Beispiel, wenn mal wieder Blut von der
Decke tropft oder ein Auswärtiger, dem die schwarze Magie nur so aus den Augen sprüht, vorbeikommt, um Ärger zu machen?«
    Marla zuckte mit den Achseln. »Naja, so was passiert schließlich nicht alle Tage. Darum kümmern wir uns, wenn es so weit ist. Hättest du lieber, dass ein Möchtegernmagier in deinem Club rumläuft, der sich gerade einmal gut genug auskennt, um Unfug zu machen? Dein Laden könnte als rauchender Krater in der Landschaft enden, nur weil ein Exnovize versucht hat, sich seine Zigarette mit einem Zauberspruch statt einem Zündholz anzustecken.«
    »Okay, schon gut. Nehmen wir eine Normale. Aber erwarte nicht von mir, sie während ihrer Wiedergeburt in unserer Welt verborgener Schrecken und Geheimnisse seelsorgerisch zu begleiten.«
    »Perfekt! Mach schon mal ein paar Vorstellungsgespräche aus.«
    Rondeau fluchte. »Wie bitte? Ich dachte, das Ganze soll mich entlasten ! Oder willst du, dass ich eine Kleinanzeige aufgebe, bei Craigslist eine Online-Werbung schalte?«
    »Genau. Irgendwas in der Art.«
    »›Attraktive, achtzehn bis zwanzig Jahre alte Frau für anspruchsvolle Aufgabe gesucht‹, dann vielleicht noch …«
    » Nein !«, knurrte Marla. »Ich will einen Mann. Ich habe keinen Bock darauf, dass meine Sekretärin von dir sexuell belästigt wird.« Marla dachte kurz nach. »Am besten einen hässlichen Mann. Ich kenn dich doch.«
    »Du kannst einem aber auch wirklich alles verderben.«
    Marla grinste. »Wenigstens hast du jetzt Zeit, dich um deine Klos zu kümmern, anstatt meine Wäsche zu waschen.«
    »Wie geschickt du die Dinge immer ins rechte Licht rückst.«
     
    Eine Stunde später erreichten sie die Vororte von Felport. Seine plumpe Skyline verdeckte den Horizont, und die Spannungen in Marlas Schultern ebbten ab, und sie wurde merklich lockerer. Das war ihre Stadt. Sie war mit ihr verbunden, hatte geschworen, sie zu beschützen; sie zu verlassen, und sei es nur für einen Vormittag, machte sie ganz kribbelig. Der Trip nach San Francisco vom letzten Monat, bei dem es immerhin um Leben oder Tod gegangen war, hatte ihr Bedürfnis, ihrer Heimat möglichst nahe zu bleiben, nur noch verstärkt. In der verfallenden Rust-Belt-Grandezza Felports hatte Marla ihren Lebenszweck gefunden, sie liebte seine nasskalten Gassen genauso wie jedes einzelne verrostete Blechdach der Stadt.
    »Kann ja sein, dass du manchmal das Essen vergisst, aber ich könnte einen Burger vertragen«, meinte Rondeau. »Sollen wir bei Smitty‘s noch einen Happen einschmeißen, bevor wir wieder reinfahren?«
    Marla blickte in den Himmel. Es war ein klarer, klirrend kalter Tag, und die Sonne hatte den Zenit gerade erst überschritten. Es blieb noch ein wenig Zeit, bevor sie diesen hübschen Jungen treffen musste, den Hamil ausfindig gemacht hatte. »Klar.«
    Rondeau fuhr auf den Parkplatz von Smitty‘s, einem altmodischen Diner, das früher, als Felport noch Knotenpunkt mehrerer wichtiger Bahnlinien gewesen war, all die Zugreisenden versorgt hatte. Inzwischen waren die meisten Gleistrassen verfallen, und nur alte Stammgäste kamen noch hierher.
Marla griff nach ihrem Lederbeutel. Sie hasste es, das Ding mit sich herumzuschleppen, aber darin waren ihr Umhang, ihr Amtsdolch, die Betäubungssteine und alle möglichen anderen persönlichen Gegenstände. Nichts, was sie einfach im Bentley liegen lassen konnte. Potentielle Autodiebe hätten zwar eine ziemlich unangenehme Erfahrung vor sich, aber Marla ging lieber auf Nummer sicher, vor allem in diesem Teil der Stadt.
    Marla und Rondeau setzten sich an den verwitterten Tresen und bestellten bei einer überraschend aufmerksamen Kellnerin, die den Kaffee nachschenkte, ohne dass man sie extra dazu auffordern musste. Als sie fertig gegessen hatten, war Marla fast zufrieden. Natürlich lief immer noch eine verrückte, äußerst gefährliche begabte Magierin frei herum, aber Marla würde sie aufspüren. Sie würde diesen schönen Jungen anheuern, der ihr bei den schwierigen Verhandlungen zur Seite stehen würde, und eine Sekretärin einstellen, um sich ein wenig zu entlasten. Es würde alles gut werden.
    Sie gingen zurück auf den größtenteils leeren Parkplatz, und Marla machte es sich auf dem Beifahrersitz des Bentleys bequem. Die Tür war bereits zugeschnappt, als sie merkte, dass jemand auf der Rückbank saß. Noch bevor sie sich umdrehen konnte, spürte sie die Spitze eines
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher