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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut
Autoren: Neil White
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er wissen. »Es wird nicht mehr lange dauern, und Ihr Leben ist vorüber. Was denken Sie jetzt?«
    Ich spuckte abermals Blut und rang nach Luft. »Vor allem denke ich eines: Leck mich.«
    Dan lächelte mich an.
    »Und da wäre noch was«, fügte ich an.
    Dan bedeutete mir mit einem Nicken fortzufahren.
    »Ich frage mich, warum Ihre Frau sich umgebracht hat. Toms Mutter. Wie konnte es dazu kommen?«
    »Sie war schwach«, antwortete er. »So wie die kleine Schlampe, die sich eben aus dem Staub gemacht hat. Erst große Töne spucken vom wilden Leben, und wenn es hart auf hart kommt, dann haut sie einfach ab.«
    Ich glaubte zu sehen, wie Tom bei diesen Worten leicht zusammenzuckte. Mir wurde bewusst, dass sich mir vielleicht die Chance bot, einen Keil zwischen die beiden zu treiben.
    »Aber an den jungen Tom hat seine Mutter wohl gar nicht gedacht, wie?«, fragte ich. »Er musste schließlich ohne sie aufwachsen.«
    Dan schüttelte den Kopf. »Das hat sie nicht gekümmert. Sie war bis zum Schluss egoistisch.« Dann musste er lachen. »Deshalb ist sie ja auch gestorben.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Die weinerliche Schlampe beklagte sich immer, dass es alles nur ein Spiel gewesen war. Gerede, um sie scharf zu machen. Dass sie nie gewollt hatte, dass jemand stirbt. Doch das war Schwachsinn. Sie mochte es, wenn ich die Hände um ihren Hals legte und ihr beschrieb, wie es sein würde jemanden zu töten. Das Gefühl, jemandem den Hals zuzudrücken, bis das Gesicht rot anläuft, bis die Augenlider flattern.« Er grinste mich an. »Sie hätten das mal ausprobieren sollen. Nur ist es jetzt dafür leider zu spät.«
    Tom fühlte sich sichtlich unbehaglich. Er sah zu Boden und trat von einem Fuß auf den anderen.
    »Für sie war es also nur ein Spiel, aber Ihnen selbst war es ernst damit«, folgerte ich.
    »Das kann man so sagen.« Er seufzte. »Sie kam nicht damit klar, denn sie wusste, es war ihre Schuld. Sie hatte mich auf den Geschmack gebracht, und als ich damit nicht mehr aufhören konnte, da war sie völlig verzweifelt. Es war wirklich nicht sehr schwer, sie dazu zu überreden, vom Turm zu springen.«
    Mir entging nicht, wie Tom bei diesen Worten den Kopf hochriss.
    »Sie haben sie dazu überredet, in den Tod zu springen?«, fragte ich laut genug, damit Tom mich auch ganz sicher hörte.
    »Sie wollte zur Polizei gehen«, sagte Dan. »Aber ich hatte andere Pläne.« Er tippte sich an den Kopf. »Ich habe Ihnen doch erzählt, dass es diese Stimmen gibt, die so lange auf einen einreden, bis man nachgibt und ihnen gehorcht.«
    »Aber in dem Fall war es Ihre Stimme in Aprils Kopf, nicht wahr?«
    Dan lachte herzhaft. »Genial, finden Sie nicht?«
    Ich hörte ein Geräusch und stellte fest, dass Tom die Schrotflinte auf mich gerichtet hielt. Er grinste mich breit an, während er den Abzug durchzudrücken begann.
    * * *
    Carson sah zu Joe, der eine nachdenkliche Miene machte, dann drehte er sich zum Brandmeister um, der besorgt, aber stolz dreinblickte. Nach ein paar Sekunden griff Carson zum Funkgerät und brüllte: »Los! Los! Los!«
    Das Wasser jagte durch die Schläuche, die auf dem Feld durch den plötzlichen Druck zuckten und tanzten. Die Feuerwehrleute bei den Einheiten hielten sich einsatzbereit, während die bewaffneten Polizisten den Schutz der Schilde verließen und auf ihr Ziel zurannten – einer zur Tür, die beiden anderen je zu einem Fenster.
    Ein kräftiger Tritt ließ die Tür auffliegen, die Fenster boten noch weniger Widerstand. Die Polizisten sprangen zur Seite, im gleichen Moment schoss das Wasser aus den Schläuche durch die entstandenen Öffnungen ins Haus.

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    H inter mir flog das Fenster auf. Voller Panik drehte ich mich um und sah einen Lichtblitz, der von den Schutzschilden der Polizei reflektiert wurde. Dahinter entdeckte ich Bewegungen im Gras und warf mich instinktiv gegen die Wand.
    Tom beobachtete mich sichtlich überrascht. Sein Blick wanderte zum Fenster und kehrte völlig ratlos zu mir zurück.
    Und dann kam das Wasser.
    Der Strahl schoss quer durch den Raum und traf Tom mit der Wucht eines Rammbocks an der Brust. Die Waffe flog ihm aus der Hand und rutschte über den Boden davon. Der Junge schlug hart auf dem Holzboden auf, rappelte sich auf und versuchte, nach der Schrotflinte zu greifen, doch es strömte immer mehr Wasser nach.
    Irgendwie gelang es ihm, wieder aufzustehen, und er schaute im Zimmer hin und her. Laura zerrte an ihren Fesseln und schrie um Hilfe.
    Dann flog das Seitenfenster auf
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