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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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köpfte.
    »Nein, das dürft ihr nicht!«, schrie Rose auf und stürzte hinzu. »Das ist nicht unsere Art, so etwas tun wir nicht!«
    Die Göttin wandte sich um, nahm Roses Kinn in die Hand und brach ihr seelenruhig das Genick. Als wollte sie ihre eigene Rolle verhöhnen, war sie als die Heilige Jungfrau erschienen, in weißen und blauen Gewändern und mit einem Diadem aus Sternen.
    Amanda begann vor Angst hilflos zu schlottern. Die Göttin hatte gerade einen ihrer eigenen Anhänger getötet. Sir William war ihr Verbündeter gewesen. Jetzt konnte sie nichts mehr retten, wenn Notre Dame und der Gehörnte Gott keinen Gedanken daran verschwendeten, wen sie töteten. Der Gehörnte nahm eine neue Gestalt an - er war der mythische Begründer der Familie Deveraux. Als wollte er der verräterischen Familie, die sich auf die Seite seines Erzfeindes geschlagen hatte, eine lange Nase drehen. Er hatte den Kopf einer Ziege mit zwei geschwungenen Hörnern neben den halbmondförmigen Augen. Unter dem zotteligen Ziegenbart diente die aufgestellte Haube einer Kobra als Hals. Der Torso war der eines Jaguars, die Vorderbeine die irgendeines namenlosen Raubtiers mit Klauen, die halb so lang waren wie der ganze Körper. Die Hinterbeine und der Schwanz ähnelten denen eines Krokodils.
    Auch die Göttin nahm eine andere Gestalt an, die der Kali, Göttin der Zeit und des Wandels: vierarmig, schlammfarben, mit bis über die nackte Brust heraushängender Zunge. Sie trug nichts als eine klappernde Kette aus menschlichen Schädeln und Kettchen aus Knochen an Fuß- und Handgelenken.
    Aus ihrem offenen Mund schossen Flammen und Feuerbälle auf den Gehörnten Gott zu, gefolgt von Eisdolchen. Blitze zuckten aus seinen Augen und wüteten um sie herum. Sie fuhren in den Boden, die Bäume, den Himmel.
    Katastrophe. Chaos. Apokalypse.
    Die Göttin erschien in immer neuen Aspekten: als Athene, Bast, Durga, Circe, die Heilige Jungfrau, sie verschwammen miteinander, vereinigten, vervielfältigten sich...
    »Halt! Oh, bitte, hört auf!«, kreischte Amanda und warf sich hinter einen Mauerrest des Schlosses. Der große Stein explodierte vor ihr. Sie riss die Hände hoch, wandte das Gesicht
    ab -
    - und sah einen Feuerball auf Elis Brust zuzischen.
    »Vorsicht!«, schrie sie.
    Eli duckte sich zur Seite, als er Amandas Warnung hörte. Der Feuerball, der ihn ansonsten getötet hätte, streifte ihn nur. Er warf die schmauchenden Überreste seines Hemds von sich und schaute auf seine Brust hinab, wo das schützende Symbol... nur noch ein Fleck angesengter Haut war.
    »Nein!«, brüllte er.
    Es war zu spät. Eli Deveraux begann den Schrei, doch Jean Deveraux beendete ihn. »Isabeau!«
    Er drehte sich um und sah die Cathers-Hexe Nicole. In diesem Moment veränderte sich ihr Gesicht, und die Züge seiner Isabeau setzten sich darauf durch.
    »Verräterisches, mörderisches Miststück!«, brüllte er und rannte auf sie zu.
    Sie lief nicht davon, sondern stellte sich ihm mutig entgegen, die stolze Tochter der Cahors bis zum letzten Augenblick.
    Seine Lippen fanden die ihren, und die vertrauten Kurven ihres Körpers schmiegten sich an ihn. Um ihn herum tobte die Schlacht, doch das scherte ihn nicht. Es gab nur diesen Augenblick, nur sie, und die Liebe und den Hass, die ihn erfüllten und zittern ließen.
    Ma femme. Ma vie. Meine Frau, mein Leben.
    Ineinander verschlungen sanken sie zu Boden.
    Ma mort. Mein Tod.
    Jean sah sie an, seine Braut, seine Liebe, seine Feindin. Er zog seinen Athame und rammte ihn ihr im selben Augenblick ins Herz, da ihre Klinge in seines fuhr. Er brach auf ihr zusammen, und ihrer beider Blut rann aus ihren Körpern und vermischte sich im Tod, wie bei der Zeremonie ihrer Vermählung. Blut an Blut, Haut an Haut.
    »Ich habe meinen Schwur erfüllt. Ich habe dich getötet, Hexe«, flüsterte er mit seinem letzten Atemzug.
    »Und ich dich, mein Mann, mein Geliebter«, schluchzte sie.
    Um sie herum wütete die Schlacht. Krieger fielen. Phantome explodierten. Die Erde brach auf und bekam erste Risse.
    Nicole starb zuerst, und Isabeau war gezwungen, sie loszulassen. Einen Augenblick lang schwebte sie über dem Leichnam, während ihr Geist wartete. Sie sah zu, wie das Licht in Jeans ... nein, Elis Augen erlosch. Dann starb sein Körper, und Jean kam zu ihr.
    »Isabeau«, flüsterte Jean. »Nous sommes libres.«
    Wir sind frei.
    Frei wie die Vögel.
    Endlich war es vorbei. Der Fluch, der sie an die Erde und aneinander gefesselt hatte, war gebrochen. Und
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