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Hexen: Vier historische Romane (German Edition)

Hexen: Vier historische Romane (German Edition)

Titel: Hexen: Vier historische Romane (German Edition)
Autoren: Roswitha Hedrun
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um an dem Falken vorbei in den Sternenhimmel zu blicken.
Bald räuspert sich Bärbel und wirft sich mit leiser Stimme vor: „Die arme, kleine Küchenmagd - früher Chrodegilde! Wie hat mir das im Gerichtssaal nur entgehen können.“
Hildegard nickt wortlos, drückt dann jedoch Verständnis aus: „Sicher haben sie die Folterwunden gänzlich entstellt.“
„Schon, aber an ihrer gekünstelten Chrodegilde-Sprechweise, die mich sogar hat aufhorchen lassen, hätte ich sie erkennen müssen. Spätestens im Nachhinein.“
„Mag sein“, antwortet Hildegard abwesend, worauf beide wieder schweigen.
Nach mehreren Minuten, der Falke blickt unverwandt aus dem Fenster, versucht Bärbel, ihre Freundin neuerlich zum Reden anzuregen: „Wer weiß, wer von den damaligen Menschen heute wieder unter uns lebt, ohne dass wir ihn je erkannt haben.“
Inzwischen ist Hildegard ansprechbar und stimmt ihr zu: „Ja, Bärbel, und womöglich in unserer unmittelbaren Nähe.“ Sie denkt an ihre Tochter Johanna, die sie in ihrem ganzen Wesen an ihren damaligen Vater erinnert - sollte ihre kunstbegeisterte Johanna . . ?
Auch Bärbel beginnt, über ihr nahestehende Menschen nachzudenken. Nicht lange, und sie tauschen ihre Gedanken aus. Da sie jedoch über dürftige Vermutungen nicht hinausgelangen, bittet Bärbel den noch immer unbeteiligt aus dem Fenster schauenden Falken, ihnen behilflich zu sein.
Der wendet sich zu den Frauen um und rät ihnen lächelnd: „Bitte, meine Damen, doch nicht solche Ungeduld. Ein paar Tage müsst ihr euch schon einräumen, um die vielen neugewonnenen Eindrücke zu verarbeiten. Dafür erkennt ihr dann einige Beteiligte eindeutig wieder - wenn ich Glück habe sogar mich.“
Bärbel nickt einsichtig, während Hildegard, stutzig geworden, dem Falken tief und tiefer in die Augen blickt. Das versetzt ihn in Verlegenheit, seine Hand geht hoch zum Nacken, doch im letzten Moment ertappt er sich dabei und lässt rasch die Hand wieder sinken. Hildegards Blick aber ist indessen wieder versonnen zum Nachthimmel gewandert, weder ihr noch Bärbel ist des Falken verräterische Geste aufgefallen.
Nunmehr erfüllt die Dachstube stille Besinnlichkeit. Die Herzen noch voll von ihrer Reise in die eigene Vergangenheit, weilen die Gedanken der Drei wieder im hauchblauen Urdreich. Bisweilen gleiten sie auch fragend vor nach Skuld, und so schweben sie in weiten Bögen durch die zeitlose Unendlichkeit, sie verlieren sich und finden sich dennoch wieder, in ewiger Werdandi.
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