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Hexen-Horror

Hexen-Horror

Titel: Hexen-Horror
Autoren: Jason Dark
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ihm die Frage unangenehm. Er schabte dabei mit dem Fuß über den Boden hinweg, rang nach Worten und sagte dann: »Ich habe sie wieder gesehen, Gerold.«
    Der 35-Jährige war im Moment überfragt. »Gesehen? Wen?«
    »Naja, Sie wissen schon. Die alte Frau. Die steht immer da wie ein Denkmal und glotzt mich an. Sie ist immer in einen dunklen Mantel eingehüllt, sagt aber nichts.«
    »Dann ist es ja gut.«
    »Nein, Gerold, ist es nicht. Sie schaut mich an. Sie... sie... hat einen so kalten Blick. Grausam. So wissend.«
    Der Trainer war skeptisch. »Und das kannst du alles sehen, wenn du an ihr vorbeigehst?«
    »Ja, auch spüren.« Er blies die Luft aus. »Mehr spüren.«
    »Verstehe«, murmelte Gerold Mayr, obwohl er es nicht verstand. Er wollte den Jungen auch nicht deprimieren und schlug wieder vor, ihn mit dem Wagen nach Hause zu fahren.
    Das lehnte Dennis ab. »Ich darf doch keine Angst vor einer alten Frau haben.« Er hatte die Antwort zwar gegeben, doch seine Stimme hatte nicht eben überzeugend geklungen.
    Auch Gerold Mayr wollte nach Hause. Er beendete das Gespräch. »Gut, Dennis, dann sehen wir uns übermorgen zum Training. Ist das okay?«
    »Ja.«
    Vor der Tür reichen sich beide die Hand, und der Trainer sprach Dennis noch mal Mut zu. »Kopf hoch, Junge, und wenn es zu Hause zu schlimm wird, dann sag mir Bescheid. Ich werde mit deinen Eltern sprechen. Du bist gut, und du bist auch intelligent.«
    »Das weiß meine Mutter, aber wie der Alte reagiert, kann ich nicht sagen. Der kennt nur seine Kneipe, und wenn er gesoffen hat, ist er unausstehlich.«
    »Ich werde dir helfen, wenn es zu schlimm wird.«
    »Ja, danke.«
    Beide trennten sich. Dennis ging nach rechts, sein Trainer verschwand nach links.
    Die Sporthalle gehörte zu einem Schulkomplex, der inmitten einer Hochhaus-Siedlung lag, die noch ein Andenken aus dem letzten Jahrhundert war, als man die Häuser so hoch wie möglich gebaut hatte, um dort viele Menschen unterzubringen. Auf eine Wohnqualität hatte man weniger geachtet, es zählte nur der Zweck, und jetzt kamen vielen Menschen die Hochhäuser wie Gefängnisse vor.
    Auch Dennis mochte sie nicht. Trotzdem kam er nicht weg. Nicht er hatte zu sagen, sondern seine Eltern, und leider musste er noch bei ihnen wohnen.
    Hochhäuser, Schulzentrum und ein Gebiet, auf dem sich zwei Supermärkte befanden und auch einige Firmen ihren Standort gefunden hatten. Am Tage herrschte Betrieb, in der Nacht aber oder schon am späten Abend war in dieser Gegend der Hund begraben. Besonders im Winter, wenn die Kälte drückte.
    Dennis konnte den offiziellen Weg gehen, aber auch eine Abkürzung nehmen. Er entschied sich für die Abkürzung. Es war eine Strecke, an der ihm kaum jemand entgegenkam. Und wenn doch, dann näherte sich das schon dem Zufall.
    Kurs nahm er auf den Supermarkt. Es war ein großes Einkaufszentrum, das im Vergleich zu den hohen Häusern flach wirkte und den Jungen an eine übergroße Baracke oder Kaserne erinnerte. Die vorderen Eingänge waren durch Gittertüren gesichert. Immer wieder hatte man versucht, einzubrechen. Es waren auch schon Scheiben eingeschlagen worden, aber durch eine installierte Alarmanlage waren die Versuche stark reduziert worden. Es weihnachtete, und auch die Geschäftsleute wollten etwas von dem Milliardenkuchen abhaben. Vor dem Eingang standen zwei Weihnachtsbäume wie Wächter. Die Lichter schimmerten, aber fast die Hälfte davon war nicht mehr intakt. Da hatten irgendwelche Vandalen zugeschlagen und einige dieser elektrischen Kerzen zerstört.
    Dennis Hirmer passierte die beiden Bäume, und für einen Moment huschte ein schmerzliches Lächeln um seine Lippen. Mochte Weihnachten für viele noch ein tolles Fest sein, bei ihm war das nicht der Fall. Zwar gab sich seine Mutter alle Mühe, aber das reichte nicht, denn der Alte zerstörte jegliche Festtagsstimmung. Dennis wäre es am liebsten gewesen, wenn sein Vater auch am Heiligen Abend in die Kneipe gegangen wäre, es gab ja genug, die geöffnet hatten, doch das tat er nicht. Ausgerechnet da blieb er in der Wohnung.
    Wieder mal war Dennis allein unterwegs. Er trat manchmal bewusst hart auf, um seinen eigenen Tritten zu lauschen, denn die Stille störte ihn schon. Auch die Dunkelheit und die Kälte. Das Thermometer war um einiges gefallen. Es herrschte Frost, aber der Himmel war klar. Wenn er in die Höhe schaute, dann sah er das Heer der Sterne auf dem blanken Himmel wie eine prächtige Kulisse, die für ihn das Tor zum Weltall
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