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Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen
Autoren: Carter Brown
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befindet, um mich zu besuchen.
Aber ich traue dem Burschen nicht. Ich habe eine Waffe, und wenn er mit dem
Messer auf mich losgeht, werde ich...« Ich legte meine Hand für fünf Sekunden
über die Sprechmuschel, nahm sie dann wieder fort. »Da kommt er«, flüsterte
ich. »Ich muß einhängen. Beeilen Sie sich.«
    Ich legte den Hörer vorsichtig
auf die Gabel zurück und machte, daß ich so schnell wie möglich aus der Wohnung
kam.
    Ich setzte mich neben Adele in
den Wagen, ließ den Motor an und fuhr los. Ich hatte es eilig, einen Block weit
zu kommen, ehe die Polente eintraf. Danach spielte es keine Rolle mehr. Wir
schafften den einen Block, ehe das Aufjaulen der Sirene nicht allzu weit hinter
uns erklang.
    Das ist das ärgerliche mit der
Polizei. Ständig wird sie immer tüchtiger. Ich fuhr weiter, acht oder neun
Blocks, fand eine leere Parkstelle am Straßenrand und hielt an.
    »Hier steigst du aus, Adele«,
sagte ich. »Gehe wohin du willst, aber gehe nicht vor neun Uhr heute abend in die Wohnung zurück. Du bist seit dem
Vormittag unterwegs gewesen und warst den ganzen Tag über nicht wieder zu
Hause.«
    »Ja«, sagte sie mit leiser
Stimme.
    »Sie werden dich fragen, was du
den ganzen Tag getan hast, verlaß dich darauf«, sagte ich. »Habe also eine
Antwort dafür bereit, aber keine zu gute Antwort. Wenn du jetzt bei Freunden
anrufst, könntest du ihnen sagen, du wärest durch die Fifth Avenue an den Läden vorbeigeschlendert und hättest heute
nachmittag bei Freunden angerufen. Sie werden bei diesen Freunden
nachforschen, und das würde genügen.«
    »Ich habe begriffen, Danny«,
sagte sie bitter. »Du brauchst es nicht alles in einsilbigen Worten zu sagen
und sie auch noch zu buchstabieren. Je eher ich aus dem Wagen hier herauskomme,
um so besser.«
    »Richtig«, bestätigte ich.
    Sie wendete sich mir zu. »Du
hast es wohl alles im voraus überlegt, oder nicht?« fragte sie kalt. » Heute nachmittag hast du auf mir herumgehackt, bis ich
nicht mehr wußte, was ich dir sagte, und ich sagte dir sehr viel mehr, als ich
wollte. Herbie hat mir erzählt, wie du bei Lamb in die Wohnung eingedrungen
bist und es für ihn unmöglich gemacht hast, irgend etwas anderes zu tun, als
Lamb umzubringen, weil Lamb ihn sonst umgebracht hätte.«
    »Deswegen habe ich auch ein
schlechtes Gewissen, Adele. Ich meine, weil ich Herbie soviel zusätzliche
Arbeit aufgehalst habe. Lamb war ein so großer Kerl.«
    »Versuchst du jetzt, witzig zu
sein?« zischte sie.
    »Ja«, bestätigte ich, »ich will
sogar versuchen, noch witziger zu werden. Du hattest mit Herbie deinen Spaß,
und mir machte es fast Vergnügen, ein Ungeheuer wie Herbie unschädlich zu
machen.«
    »Das wird sich noch rächen«,
sagte sie, »eines Tages wirst auch du an die Reihe kommen, Danny Boyd.«
    »Würdest du jetzt bitte aus
meinem Wagen aussteigen?« fragte ich höflich.
    »Wenn ich soweit bin«,
antwortete sie, »vorher nicht.«
    »Du weißt, daß ich ein roher
Mensch bin«, seufzte ich. »Warum willst du dir noch mehr Ärger machen?«
    Sie zitterte jetzt vor Wut.
»Ich habe Herbie geliebt«, flüsterte sie rauh , »und
du hast ihn mir fortgenommen. Jetzt bin ich allein.«
    »Ich nehme an, daß du es auch bleiben
wirst, Schatz«, sagte ich fröhlich. »Aubrey ist fort, und Nickyboy wird sich in Loises Dachgartenwohnung ein Heim
suchen, nicht in deinem Apartment. Aber was ist schon dabei. Wenn es wirklich
sehr schlimm wird, kannst du immer noch die Narben auf deinem Oberschenkel
zählen und an Herbie denken.«
    Ich lehnte mich an ihr vorbei
und stieß die Wagentür auf. Dann schob ich Adele hinaus und schlug die Tür
wieder zu. Vielleicht würde ich irgendwann in der Zukunft einmal anders über
sie urteilen. Die Zeit heilt alles, wenn man nicht vorher wegstirbt. Irgendwann
zum Nikolaus werde ich ihr mal eine Schere schicken.
     
     
     

13
     
    »Drei Stunden hattest du
gesagt«, empfing mich Charity kalt. »Ich weiß nicht, warum du dir die Mühe
machst, überhaupt zu kommen.«
    »Teufel noch mal«, sagte ich,
»schließlich ist es doch meine Wohnung.«
    »Und was ist mit dem armen
Nicholas?« entgegnete sie erregt. »Inzwischen wird er am ganzen Körper
Muskelkrämpfe haben.«
    » Nickyboy ?«
fragte ich verständnislos. Dann fiel es mir ein, und ich schoß in das
Schlafzimmer.
    Zwei finstere, unergründliche
Tümpel des Hasses starrten mir stumm entgegen.
    »Hallo, Nickyboy ,
hallo«, begrüßte ich ihn und spielte den Unbefangenen. »Komische
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