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Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen
Autoren: Carter Brown
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Gefühle nicht mehr verletzen, was ich auch sagte, was ich auch
tat. Irgendwie war ich überwunden, gehörte der Vergangenheit an.
    »Danny.« Seine Lippen verzogen
sich zu einem mechanischen Lächeln und erstarrten. »Ich habe gerade eine
glänzende Idee. Adele ist jetzt im Bad. Wie wäre es, wenn ich dir meine
Schlüssel von der Wohnung gäbe?«
    »Und was dann?« fragte ich
höflich.
    »Du könntest dich leise
hereinschleichen und sie überraschen — wahrscheinlich, wenn sie gerade aus dem
Bad kommt.« Seine Augen beobachteten mich scharf. Sie waren wieder beunruhigt.
Er war sich nicht sicher, ob sein Vorschlag das war, was ich unter einem Spaß
verstand. Er wußte es nicht. Er würde es nie wissen.
    »Klingt ausgezeichnet, Aubrey«,
antwortete ich.
    Sein Ausdruck entspannte sich
wieder. »Also gut.« Er schob seine Hand in die Tasche und zog die Schlüssel
heraus, die er mir in die Hand drückte. »Aber du solltest nicht lange damit
warten, Danny«, sagte er. »Du könntest sie sonst gerade verpassen.«
    »Richtig«, antwortete ich,
»danke, Aubrey.«
    »Wir sehen uns bald, Danny«,
sagte er.
    Das polierte Glänzen war wieder
in seinen Augen, härter als zuvor. Er machte einen Schritt auf den Fahrstuhl
zu, überzeugt, daß ich ihn vorbeilassen würde. Das Lächeln auf seinen Lippen
war jetzt natürlich, und um seine Mundwinkel lag eine gewisse Anmaßung, als er
mich ansah.
    »Adeles Gesellschaft ist doch
sehr amüsant, oder findest du nicht? Hoffentlich amüsierst du dich gut«, sagte
er.
    Die Fahrstuhltür öffnete sich,
und im gleichen Augenblick packte ich Aubrey am Arm und schwang ihn herum, so
daß er jetzt den Korridor, der zu seiner Wohnung führte, vor sich hatte.
    »Du hast das so reizvoll
geschildert, alter Junge«, sagte ich, während ich ihn durch den Korridor zog,
»daß ich den Gedanken nicht ertragen kann, du könntest es versäumen. Wir wollen
Adele zusammen in ihrem Bad überraschen, oder noch besser, wenn sie
herauskommt.«
    »Laß mich los«, knurrte er
wütend, »verdammt, laß meinen Arm los.«
    »In Wirklichkeit bist du ein
kleiner Teufel, Aubrey«, sagte ich. »Ich bin gespannt, worauf du noch alles
kommen wirst.«
    »Danny!« Er wehrte sich wild,
konnte aber seinen Arm nicht aus meinem Griff befreien. Und dabei mußte er
immer weitergehen, sonst wäre er flach aufs Gesicht gefallen. »Ich will nicht
in die Wohnung zurück.«
    »Und dich um den ganzen Spaß
bringen?« Ich schüttelte den Kopf. »Ob du magst oder nicht, Aubrey, du kommst
mit mir hinein und hast auch dein Vergnügen.«
    Wir erreichten die Wohnungstür
und blieben davor stehen. Vorsichtig schob ich den Schlüssel ins Schloß und
drehte ihn langsam um. Aubrey wehrte sich jetzt nicht mehr. Er stand ruhig da,
während ich die Tür aufschob.
    »Du sollst in der Hölle
verfaulen, Boyd«, flüsterte er mir giftig zu.
    Langsam gingen wir in den
Wohnraum. Unsere Schritte wurden von dem dicken Teppich völlig verschluckt.
Vielleicht würde wirklich nichts weiter passieren, als daß wir Adele dabei
überraschten, wie sie aus dem Bad kam. Das würde etwa ebenso aufregend sein,
wie eine Stripteasetänzerin in einer Hafenkneipe.
    Sechs Schritte weiter, und wir
überraschten sie tatsächlich, aber nicht, wie sie aus dem Bad kam. Wenn ich
noch einen Schritt gemacht hätte, wäre ich über ihren Kopf gestolpert.
    Adele lag auf dem Rücken, ihr nackter
Körper völlig entspannt, die Augen geschlossen. Nur das schnelle Heben und
Sinken ihrer Brüste verriet die Gewalt der Empfindungen, die sie gebannt
hielten.
    Zu ihren Füßen kniete Herbie,
den Kopf in ekstatischer Konzentration vorgeneigt. Er gurrte leise vor sich
hin, und die Klinge seines Messers blinkte gelegentlich auf und reflektierte
das Sonnenlicht, während er seine Hand bei ihrer Arbeit bewegte.
    Gerade unterhalb der
dreieckigen Narbe auf ihrem rechten Oberschenkel bildeten neue Dreiecke ein Muster,
das sich bis zu ihrem Knie erstreckte. Wieder bewegte sich langsam das Messer,
hinterließ wieder seine zarte Spur. Und Adele gurrte leise tief in ihrer Kehle.
    Ich sah Aubrey neben mir an.
Seine Augen verfolgten jede Bewegung des Messers mit gespanntem Interesse. Für
einen flüchtigen Augenblick sah er in Adeles Gesicht, und sein eigenes
verzerrte sich vor Eifersucht und Neid. Aber dann nahm das Messer seine
gebannte Aufmerksamkeit wieder ganz in Anspruch.
    Jeden Augenblick konnte Adele
ihre Augen öffnen, oder Herbie konnte plötzlich den Kopf heben oder Aubrey
etwas sagen oder ich
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