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Herzüberkopf (German Edition)

Herzüberkopf (German Edition)

Titel: Herzüberkopf (German Edition)
Autoren: Ludwig Kupka
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anderen verschwanden und tauchten allerdings bereits am darauffolgenden Nachmittag wieder an alter Stelle auf. Alkohol gab es damals keinen für die Jungs und Mädels zwischen 10 und 16 Jahren. Namentlich Zigaretten hatten sie heimlich geraucht. In jenen ländlichen Provinzen waren die heute nahezu üblichen Drogen bei Jugendlichen noch völlig unbekannt. Geld hatte keiner von ihnen einfach so in der Tasche – wozu auch?
     
    Die Unbekümmertheit während der Schulferienzeit litt trotz der Aufgaben nicht, die den Jugendlichen von den bäuerlichen Elternhäusern auferlegt wurden. Sie mussten schon recht schwere Arbeiten bei der Ernte und im Stall verrichten und allerorts helfen. Davor und danach waren sie frei wie Vögel und durften bis in die Dunkelheit hinein ohne Aufsicht im Dorf herumstreunen. Diese Unbekümmertheit hatte Louis derart geprägt, dass er seinem Sohn Morris und auch früher schon seiner Tochter Kira große Freiheiten gewährte, wenn es darum ging, sich den Tag selber zu gestalten. Louis hatte keine allzu strengen Eltern gehabt. Niemals wurde er geschlagen oder musste unsinnige Strafen über sich ergehen lassen, wie zum Beispiel Stubenarrest. Wenn er einen Fehler gemacht hatte, wurde darüber geredet. Früh lernte er sich zu entschuldigen und Wiedergutmachungen in allen erdenklichen Möglichkeiten waren ihm in eigene Regie gelegt, insofern er die Sache nicht zu vertuschen suchte. Dies gelang immer ganz gut. Doch der Hauptgrund für das Vermeiden der einzelnen Taten zukünftig, war die Enttäuschung seiner Eltern. Dieses Gefühl legte eine Patina auf seine Seele, für die Louis eine ganze Weile brauchte, um sie abzutragen und die Seele wieder frei erstrahlen zu lassen. Deshalb kam es bei derartigen Verfehlungen in seiner Jugend nie zu Wiederholungen.
     
    Und weil Louis es gar nicht anders kannte, wendete er diese Methode auch bei seinen Kindern später an, wenn auch meist unbewusst, dennoch mit Erfolg, wie er beim Sinnieren über Vater-Tochter-, und Vater-Sohn-Beziehungen zuweilen für sich im Stillen spiegelte, wie es wohl jeder Mensch tut, der Kinder hat, die schon etwas älter sind.

Fügung oder Zufall
     
    Manche Dinge, welche ich besessen,
    tauchten auf, als ich sie längst vergessen.
    Manches wünscht man, Anderes nicht,
    bis es ungefragt zu einem spricht.
     
     
    Am Tag darauf; es war ein heißer Donnerstag, fragte Louis am Abend Morris, ob er nun mit an den See gehe, doch Morris war bereits verabredet und so startete Louis wieder allein. Insgeheim hatte er sich darauf vorbereitet und gefreut, mit Morris wieder einmal am Seeufer ein Feuer zu entzünden. Als er stattdessen sein Manuskript wieder einpackte, überlegte er, ob er nicht auch alleine ein Feuer entfachen sollte. Er mochte dieses leise Knacken und den einsamen Feuerschein in der Nacht. Dafür würde er allerdings einen anderen Uferabschnitt aufsuchen, als den bisherigen. So steckte er Streichhölzer und etwas Zeitungspapier in den Rucksack und brach auf. Noch während der Fahrt war er unschlüssig und als er den See erreichte, war spontan die Lust am Schreiben größer und so bog er von der Hauptstraße dahingehend ab, wo der Weg zu dem Platz mit dem großen Stein hinführte. Wenig später hatte Louis seine Decke bereits vor dem Stein ausgebreitet und begab sich zunächst ins Wasser, um eine Runde zu schwimmen. Jedes Mal, wenn er sich diesem besonderen Genuss widmete, wurde ihm diese herrliche Landschaft mit Wonne bewusst, in der er lebte.
    Wenngleich er dann und wann mit dem Gedanken gespielt hatte, wegzuziehen, in eine völlig andere Gegend … in eine andere Stadt, gerade wegen seiner privaten Trennung, die er nach langer Ehe hinter sich hatte und auch wegen seinem Beruf, den er überall ausüben hätte können. Jedoch etwas Unerklärliches hielt ihn hier doch fest. Zudem war es eine harte Arbeit gewesen, das Geschäft trotz Trennung gemeinsam weiter zu betreiben. Derlei Umstände waren exotisch, doch es gab sie. Es war beiden gut gelungen, alles so zu strukturieren und es kam den Kindern zugute. Ebenfalls war die persönliche Freiheit für jeden größer, denn wenn einer von beiden verreiste, war der andere jeweils für die Kinder da. Sicherlich war Streit leichter, doch wie bei anderen vielgesehen, auch zerstörerischer. Demzufolge hatten Louis und die Mutter seiner Kinder ein gutes Fundament geschaffen, welches sich mehr und mehr zum Guten zeigte. Zudem mochte Louis den Hochschwarzwald und gerade in Situationen wie dieser,
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