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Herzschlagmelodie - Band 1

Herzschlagmelodie - Band 1

Titel: Herzschlagmelodie - Band 1
Autoren: Laura Sommer
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Verpackung der Taschentücher herum. Erst jetzt entdeckte er den Nagellack, mit dem ich vor seinen Augen herumwedelte.
    „Du weißt doch, dass meine Eltern es nicht mögen, wenn ich mich schminke. Sie meinen, das würde meine Haut schädigen und mich viel älter machen. Aber jetzt bist du ja da und ich kann in Ruhe üben.“ Ich setzte mich neben ihn und zupfte ein Taschentuch aus der Verpackung, begann es auszubreiten und summte dabei.
    „Du willst dir jetzt die Nägel machen? Wie aufregend“, murrte Henry leise, verdrehte die Augen, ließ sich nach hinten auf mein Kopfkissen fallen und starrte seufzend die Decke an.
    „Und ich dachte schon ...“, murmelte er.
    „Nein, ich will deine Nägel lackieren, was hast du denn gedacht?“, antwortete ich ihm. Mit einem Ruck setzte er sich auf.
    „Was? Meine? Du willst mir die Nägel lackieren? Auf gar keinen Fall! Ich bin ein Kerl. Ein Mann. Mir kommt keine Farbe an meine Finger. Vergiss es!“ Er wirkte recht panisch, was die Sache natürlich um einiges spaßiger für mich machte.
    „Och, na komm schon! Ich muss üben! Bislang konnte ich nur an meinen Zehen üben, aber jetzt im Sommer sieht meine Mutter das doch sofort. Ich habe auch Nagellackentferner da. Der stinkt zwar, aber wenn du dir danach...“
    „Nein! Du lackierst mir nicht die Nägel!“ Obwohl er sich so vehement dagegen zu wehren versuchte, lächelte Henry, als ob er die Situation gar nicht ernst nahm.
    „Ich muss aber üben! Und du hast große Hände, da ist die Fläche der Fingernägel auch größer. Stell dich mal nicht so an!“ Das gab es ja gar nicht. Diese kleine Memme.
    „Ich bin ein Kerl, nicht deine beste Freundin.“ Henry machte Anstalten aufzustehen, aber ich zog ihn zurück aufs Bett.
    „Gewissermaßen bist du meine beste Freundin. Du hast halt nur keine Brüste und so. Du weißt schon. Ich würde mich vor Amy und Louise nur blamieren. Vor Candra und Sophie erst recht! Ich kenne die beiden noch nicht so lange, aber die sind immer top geschminkt! Wie sieht das denn aus? Es ist schon schlimm genug, dass ich ohne Schminke in die Schule muss.“ Da ich auf eine Privatschule ging, mit Schuluniform und strengen Regeln, war dort auch Schminke nicht erlaubt. Auch bunte Haarsträhnen waren untersagt. Das war meiner Mutter ganz recht. Sie schminkte sich selbst nur sehr dezent und sprach von „natürlicher Schönheit“.
    „ Heeenryyy!“, jammerte ich und zerrte an seinem Arm, bis er sich wieder setzte.
    „Du bist schlimm.“ Er blickte mich etwas genervt an, gab dann aber nach und machte es sich bequem.
    „Oh, danke!“ Ich nahm seine Hand, hob sie an und legte sie dann auf das Taschentuch, das ich auf sein Knie gelegt hatte. Jedoch kam ich nicht so gut an die Finger, trotz Verrenkungen.
    „Ach Mist, so wird das nichts ...“ Ich kniete mich hin und bedeutete ihm, sich weiter in die Bettmitte zu setzen.
    „Ich muss mich anders hinsetzen, sonst klappt das nicht.“ Irgendwie wurde ich nervös. Ein Kribbeln machte sich in meinem Bauch breit, doch ich versuchte es zu ignorieren. Ach ja, ich hatte heute ja noch gar nichts gegessen, es war ja schon Nachmittag.
    „Und wir müssen gleich mal was essen. Mein Bauch tut schon weh“, sagte ich noch, bevor ich mich einfach zwischen seine Beine setzte.
    „Was wird das denn?“, fragte Henry, der plötzlich ganz nervös wurde.
    „Ich muss das so üben, als wären das meine Hände, also muss ich auch so sitzen.“ Ich spürte seine Brust an meinem Rücken und nahm dann seine Hand, die ich auf mein Knie legte. Darunter legte ich das Taschentuch, hob meine Knie an und hatte so die ideale Position.
    „Und … jetzt?“, fragte Henry.
    „Halt einfach still.“ Ich musste mich jetzt konzentrieren. Der Nagellack war schnell geöffnet und ich probierte mich zuerst an seinem Daumen.
    „Das ist hellgrün, matt. Momentan total angesagt.“ Ich fuhr mit dem Pinsel über seinen Daumennagel.
    „Super. Steht mir total gut ...“, murmelte er. Sein ironischer Unterton war viel sanfter als zuvor.
    „Alles okay?“, fragte ich ihn, da ich spüren konnte, wie sein Körper erschauderte.
    „Ja. Warum fragst du?“ Er beugte sich leicht vor und sah mir über die Schulter.
    „Ich dachte nur ...“, meinte ich und konzentrierte mich wieder auf seine Nägel. Auch die anderen Finger waren schnell bemalt, doch das Ergebnis ließ zu wünschen übrig.
    „Sieht ja suuuper aus ...“, beschwerte er sich und entzog mir seine Hand, um sich das Ergebnis genauer anzusehen.
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