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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern
Autoren: Barbara Wood
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die nicht verstand, worauf er hinauswollte, sah ihn fragend an.
    »Ich weiß, es ist ein bißchen sehr spät, aber die Entschuldigung ist darum nicht weniger aufrichtig. Mickey, es tut mir leid, daß ich dich am Glockenturm versetzt habe.«
    Sie starrte ihn an. »Was hast du gesagt?«
    »Es tut mir leid, daß ich dich damals am Glockenturm versetzt habe. Ich wollte wirklich kommen. Aber ich hab’s einfach nicht geschafft. Plötzlich war das ganze Haus voller Reporter, und ich kam nicht mehr weg. Bis ich zum Telefon kam, war es neun, und in eurer Wohnung hat sich niemand gemeldet. Ich hab’ stundenlang versucht, dich zu erreichen. Du mußt ganz schön wütend gewesen sein.«
    {310}
    Mickey war wie vom Donner gerührt. Sie sah sich wieder allein in der Wohnung sitzen und die Glockenschläge zählen, während ihr die Tränen über das Gesicht liefen und sie sich vorstellte, wie Jonathan draußen in der Kälte wartete und verzweifelt war, daß sie nicht kam. Später war sie zu Gilhooley’s hinübergelaufen, wo Ruth und Sondra mit den anderen gefeiert hatten. Als sie in der Nacht nach Hause gekommen waren, hatten sie das Telefon ausgehängt, um einmal richtig ausschlafen zu können. Als Jonathan dann endlich durchgekommen war, hatte sich Mickey geweigert, mit ihm zu sprechen. Sie wollte nicht noch einmal erklären, warum sie ihn am Glockenturm versetzt hatte; sie wollte einfach ein Ende machen, damit jeder von ihnen sein eigenes Leben führen konnte. Vierzehn Jahre lang hatte sie das mit sich herumgeschleppt, das Bild Jonathans, wie er einsam am Fuß des Glockenturms stand und auf sie wartete.
    Alles hatte Mickey erwartet, als sie zu dieser Verabredung gegangen war: daß Jonathan eine Affäre mit ihr anfangen wollte; seinen Zorn darüber, daß sie ihn damals verlassen hatte, über sie ausschütten wollte; ihr unter die Nase reiben wollte, was für ein göttliches Leben er führte, seit sie sich getrennt hatten. Aber auf dieses Geständnis war sie nicht vorbereitet gewesen.
    »Bist du mir böse, Mickey?« fragte er. »Wenn ja, kann ich es verstehen. Ich war ja derjenige, der gedrängt hat; ich wollte unbedingt, daß du zum Glockenturm kommst. Und dann habe
ich
in letzter Minute alles umgestoßen. Es passierte alles so schnell. Die Nominierung für den Oscar, die Publicity … Plötzlich bekam ich Angebote von den renommierten Gesellschaften. Und ich glaubte auch – na ja, daß zwischen uns alles aus wäre.«
    Immer noch war Mickey sprachlos. So leicht hast du mich aufgegeben? dachte sie.
    »Es tut mir leid, Mickey, wirklich.« Er legte seine Hand auf die ihre, und sie ließ es sich gefallen.
    Sie blickte auf das goldene Päckchen auf dem Tisch. Und was war das? Ein Entlastungsgeschenk?
    Doch plötzlich war aller Zorn verschwunden. Sollte sie ihm die Wahrheit sagen? Daß auch sie nicht zum Glockenturm gekommen war? Nein, sagte sie sich, laß es ruhen, laß es einfach ruhen.
    »Ich bin dir nicht böse, Jonathan«, sagte sie aufrichtig.
    Zorn und Bedauern und die Frage, wie es gewesen wäre, waren vergangen. Die Vergangenheit war abgeschlossen. Sie konnten neuen Boden betreten. Sie konnten Freunde werden. Mickey fühlte sich sehr traurig und mit sich selber im reinen.
    {311}
    »Das ist für dich«, sagte er nach einer Weile und schob ihr das goldene Päckchen hin.
    Mickey nahm es und wollte es öffnen.
    »Nein.« Er hielt ihre Hand fest. »Mach es auf, wenn du allein bist. Nicht wenn ich dabei bin.«
    »Was ist es?«
    »Etwas, das ich dir schulde, Mickey. Etwas, das dir gehört.« Als sie ihn verständnislos ansah, fügte er hinzu: »Wenn du es siehst, wirst du schon verstehen.«
    Dann kamen die
crêpes
, und sie aßen und unterhielten sich dabei wie zwei alte Freunde, die sich nach langen Jahren viel zu erzählen haben.
     
    Sondra hatte sich im Gästezimmer hingelegt, Harrison war geschäftlich in San Francisco. Mit einem Glas Weißwein machte Mickey es sich auf dem Sofa im Wohnzimmer gemütlich. Das goldene Päckchen, das sie immer noch nicht ausgepackt hatte, stand vor ihr auf dem Couchtisch.
    Stunden waren vergangen, seit sie sich von Jonathan getrennt hatte. Sie hatten einander umarmt und geküßt, beide in dem Wissen, daß sie sich wahrscheinlich nie wiedersehen würden, wenn auch keiner es angesprochen hatte. Sie waren jetzt in der Tat alte Freunde, nichts mehr stand zwischen ihnen. Und nichts mehr band sie aneinander. In Freundschaft getrennt.
    Sie blickte auf das goldene Päckchen. Es war etwas, das er ihr
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