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Herzensach - Roman

Herzensach - Roman

Titel: Herzensach - Roman
Autoren: Gunter Gerlach
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unglücklichen Ereignis schuld.
    (Stammbaum der Familie van Grunten im Anhang.)
    Peter Wischberg (38), Wirt im Gasthof, vertreibt den Herzensacher Likör (leider immer noch nicht weltweit) und vorzugsweise die Fliegen aus der Gaststube. In der Wirtschaft arbeitet noch seine Mutter Luise , die das Geheimnis des Herzensacher Heilwassers und das Herz des Studenten kennt. Seine Tochter Karin (16) hat kurze Auftritte – immer mit etwas Eßbarem in der Hand. Seine Frau Dorothee hat ihm das Knie zertrümmert und ist in das benachbarte Gebäude gezogen, wo sie sich die Zeit mit einem kleinen Laden vertreibt.
    Wilhelm Weber (55) hat eine Karriere vom Schlachter zum Besitzer einer Wurstfabrik und zum Bodybuilding-Fan hinter sich. In seinem Bungalow sorgt Lisa , die 22jährige Tochter eines Bauern, für Ordnung. Sie weiß noch nicht, ob sie ihren Arbeitgeber lieben oder umbringen soll. Seine Frau Sabine besitzt eine Galerie, eine Boutique in Weinstein und eine Mordswut auf ihren Mann.
    Thomas Timber (45) ist Tischler, Bürgermeister und Besitzer einer Hütte am See. Tagelang verschanzt er sich dort. Seine Frau Petra muckt nicht auf, kann aber hervorragend mit einem Gewehr umgehen. Kein Wunder, daß der unter dem Dach lebende, geistig verwirrte Vater des Tischlers, Otto Timber , in einem klaren Moment fast erschossen wird.
    Katharina Freitag , benannt nach dem gleichnamigen Tag, an dem sie vor einundzwanzig Jahren gefunden wurde, lebt im Haus des Tischlers. Selbst aus einer verbotenen Beziehung hervorgegangen, haßt sie ihr Geschlecht und die Männer. (Liebt aber den Wald.)

1
    Als der schwere schwarze Wagen ins Schleudern geriet und Jakob Finn hinter dem Steuer aus seinem Sekundenschlaf hochschreckte, ahnte er bereits, nun nie mehr in Bergstadt anzukommen, das ihm ein Kommilitone dringend empfohlen hatte, weil sich der dortige Wald so gut für die Untersuchungen seiner Doktorarbeit eignen würde.
    Es gelang ihm, den Wagen etwas zu stabilisieren. Für die Kurve war er noch immer zu schnell. Weder der impulsive Druck auf das Bremspedal noch Gegensteuern vermochten die Fliehkraft abzuschwächen. Er verlor die Gewalt über den Wagen und wunderte sich, wie kaltblütig er alles beobachtete, sogar seine falsche Reaktion registrierte er, ohne sie ändern zu können: Mit blockierten Bremsen und bis zum Anschlag gedrehtem Steuer rutschte er über die Fahrbahn, rammte mit dem Hinterteil krachend einen der alten Alleebäume. Der BMW drehte sich, als wollte er den Baum umrunden, und kam mit den Vorderreifen auf dem Feldrand zum Stehen. Der Motor ging aus, und in der plötzlichen Stille, nur unterbrochen vom Knacken des Blechs, löste Jakob Finn seine von Schweiß klebrigen und verkrampften Hände vom Lenkrad und stieß erleichtert die Luft aus. Einen Augenblick blieb er ruhig sitzen, dann öffnete er die Tür und stieg aus. Ein Zittern bemächtigte sich seines Körpers. Das flaue Gefühl im Magen verzog seinen Mund zu einem breiten Grinsen. Erst jetzt dachte er an den Flugzeugabsturz und wunderte sich, daß die Erinnerung nicht gleich gekommen war, denn auch damals hatte ihn die Fliehkraft gepackt. Allerdings war er ohnmächtig geworden ... Er lachte laut, um die Bilder abzuschütteln. Er war ein Glückspilz.
    Er stützte sich mit den Händen gegen die Dachkante des Wagens und betrachtete unter seinem Arm hindurch den Schaden am Hinterteil des BMWs. Das Blech war tief eingedrückt und blockierte den Reifen. Die Stoßstange hing schräg. Er würde nicht weiterfahren können. Er sah an sich herunter, doch seine Kleidung war nicht zerfetzt, sein Schoß nicht blutig, so wie damals, als er auf der vom Flugzeug in den Wald gerissenen Schneise aus der Ohnmacht erwacht war.
    Er löste sich von dem Wagen, ging einmal langsam um ihn herum. Nein, damit konnte er nicht mehr fahren. Er überquerte die Straße, setzte sich auf einen am Rand liegenden großen Feldstein und lauschte. Nichts als das Summen von Insekten. Keine Autogeräusche. Er ärgerte sich über seine Unachtsamkeit. Nicht einmal an den letzten Wegweiser konnte er sich erinnern, geschweige denn, wie lange es her war, daß er eine Ortschaft durchfahren hatte.
    Er betrachtete die Umgebung, eine Landschaft, die ihm unter anderen Umständen reizvoll erschienen wäre, so aber vermittelten die grünen, Ende Mai noch kurz bewachsenen Felder beidseitig der Straße und die dahinter sich sanft erhebenden bewaldeten Hügel nur ein Gefühl von Einsamkeit und Hilflosigkeit. Keine Kirchturmspitze
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