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Herzen in Flammen

Herzen in Flammen

Titel: Herzen in Flammen
Autoren: Johanna Lindsey
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vier Jahren hatte wohl fast jeder gesunde und kräftige Mann am ganzen Fjord um ihre Hand angehalten.
    Sie ließ sich jetzt auf dem Rücken treiben. Ihre Zehenspitzen schauten aus dem Wasser, die sahnige Wölbung ihrer Oberschenkel, ihre vollen Brüste - sollte Loki sie holen, aber sie forderte regelrecht dazu auf, geschändet zu werden! Dirk konnte sich nicht länger zurückhalten. In seiner Hast riss er sich die Kleider vom Leib.
    Kristen hörte das Wasser spritzen und sah in die Richtung, aus der das Geräusch ihrer Meinung nach kam, doch dort war nichts zu sehen. Eilig drehte sie sich einmal um die eigene Achse, doch niemand außer ihr hielt sich in dem warmen Wasser auf, und die Wasseroberfläche kräuselte sich auch nur dort, wo sie sie in Bewegung brachte. Trotzdem schwamm sie ans Ufer, an dem ihr Gewand und die einzige Waffe, die sie bei sich hatte, lagen, ihr Dolch mit dem juwelenbesetzten Heft, der weniger ihrem Schutz diente, sondern vor allem zur Zierde getragen wurde.
    Es war eine Dummheit von ihr gewesen, allein herzukommen, statt darauf zu warten, dass einer ihrer Brüder mitkam. Doch die hatten alle Hände voll damit zu tun, das große Wikingerschiff ihres Vaters startklar zu machen, mit dem Selig in der kommenden Woche in den Osten aufbrechen würde, und es war ein so schöner, warmer Tag nach dem kühlen Frühling und einem außergewöhnlich kalten Winter. Sie hatte der Versuchung einfach nicht widerstehen können.
    Es war ihr als ein Abenteuer erschienen, etwas zu tun, was sie bisher noch nie getan hatte, und sie liebte Abenteuer über alles. Doch alle ihre früheren Abenteuer hatte sie gemeinsam mit anderen bestanden. Und vielleicht war es auch wirklich nicht besonders klug gewesen, sich von Kopf bis Fuß auszuziehen, obwohl es ihr, als sie es getan hatte, so köstlich verrucht und kühn erschienen war, und Kristen zeichnete sich durch ihre Dreistigkeit aus. Wie immer bereute sie auch jetzt erst im Nachhinein ihre Kühnheit.
    In dem Moment, als ihre Füße den Boden berührten, ragte er groß und bedrohlich vor ihr auf. Kristen wünschte sich, es wäre nicht ausgerechnet Dirk gewesen, denn er hatte schon einmal versucht, ihr seinen Willen aufzuzwingen, und auf seinem Gesicht stand jetzt derselbe Ausdruck wie vor vierzehn Tagen. Er war ein stämmiger Mann von einundzwanzig Jahren, genauso alt wie ihr Bruder Selig. Die gleichaltrigen Jungen waren auch die besten Freunde gewesen. Sie hatte bis zu dem Tag, an dem er im Stall über sie hergefallen war, geglaubt, Dirk sei auch ihr Freund.
    Er hatte sich verändert und war nicht mehr der Junge, mit dem sie aufgewachsen war, mit dem sie ausgeritten und auf die Jagd gegangen war und mit dem sie in eben diesem Gewässer gebadet hatte. Mit seinem dunkelblonden Haar und seinen goldbraunen Augen sah er so gut aus wie immer. Aber er war nicht mehr der Dirk, den sie kannte, und sie fürchtete sehr, dass sich das wiederholen würde, was damals im Stall geschehen war.
    »Du hättest nicht hierherkommen sollen, Kristen.« Seine Stimme war dunkel und heiser.
    Sein Blick blieb auf den Wassertropfen hängen, die wie Diamanten auf ihren langen, geschwungenen Wimpern funkelten. Wassertropfen rannen auch über ihre hohen Wangenknochen und die kleine, gerade Nase. Sie leckte sich mit der Zunge die Feuchtigkeit von ihren vollen Lippen, und er stöhnte.
    Kristen hörte es und riss nicht aus Angst, sonder aus Wut die Augen auf. Diese Augen, diese Augen, die denen ihres Vaters so sehr ähnelten, eine Kreuzung aus dem Himmel, dem Meer und dem Land, und dahinter lag ein Strahlen, das ihnen eine klare, helle aquamarinfarbene Tönung gab. Im Moment überwog das Türkis, das den schäumenden Wogen eines sturmgepeitschten Meeres entsprach.
    » Lass mich vorbei, Dirk. «
    »Ich denke kaum, dass ich das tun werde.«
    »Dann denk noch einmal darüber nach. «
    Sie bemühte sich, nicht laut zu werden, das war auch gar nicht nötig. Ihre Wut drückte sich in ihrem herzförmigen Gesicht deutlich genug aus. Doch Dirk war von einem Ungeheuer besessen, dem Ungeheuer der Wollust. Seine vorhin erst angestellten Überlegungen, wieviel Glück er gehabt hatte, weil er sie nicht geschändet hatte, waren verflogen.
    »Ach, Kristen.« Er hob die Hände und legte sie auf ihre nackten Schultern, und als sie versuchte, seine Hände abzuschütteln, hielt er sie fest. »Weißt du überhaupt, was du mir antust? Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie sehr es einen Mann um den Verstand bringen kann, eine
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