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Herzen aus Asche

Herzen aus Asche

Titel: Herzen aus Asche
Autoren: Narcia Kensing
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Knie in den Bauch, bis nur noch ein ersticktes Husten von ihr ausging.
    »Ach, das beginnt mich zu langweilen«, sagte er und ließ sie abrupt los. Amelie taumelte, konnte sich jedoch auf den Beinen halten. Ebenso schnell, wie er zu ihr he rgekommen war, hatte er sich auch wieder von ihr entfernt. Er stand nun unter dem Türsturz und lehnte lässig daran, als gäbe es in dem Zimmer nichts, das ihn aus der Ruhe bringen konnte. Die Leiche im Bett schien ihn nicht im Mindesten zu interessieren.
    » Ich habe ehrlich gehofft, dass uns diese Vorstellung erspart bleiben würde.« Er schüttelte mitleidig den Kopf. »Aber du wolltest einfach nicht sterben, dort unten im See. Für deinen Freund war es einer Folter gleichgekommen, dich die Böschung hinunterzustoßen, aber er kann sich gegen meinen Willen nicht wehren. Er ist schwach. Du hättest dich sicherlich mehr gewunden als er. Schade, dass du die Draugtafel nicht gefunden hast. So musste ich mit einem weit weniger robusten Nährer Vorlieb nehmen. Aber was soll's.« Er seufzte. »Wir sollten jetzt weitermachen im Programm, oder? Lass es uns hinter uns bringen. Das war nicht die einzige Überraschung.«
    Amelie verspürte den Impuls, sich auf ihn zu stürzen, mit den Fäusten in sein Gesicht zu schlagen und ihm die Augen auszukratzen, aber sie wusste, wie sin nlos der Versuch sein würde. Loan hatte die Möglichkeit, sich jederzeit in Luft aufzulösen und an anderer Stelle aufzutauchen, zudem er keinen Schaden nehmen würde, wenn sie ihn verletzte. Frustration nagte an ihr, und ihre Aggressionen steigerten sich zu einem heiß brodelnden Kessel.
    »Ich würde dich töten, wenn ich kön nte«, spie sie ihm entgegen. Ihr fiel nicht einmal eine Beleidigung für ihn ein, die schlimm genug gewesen wäre, um auszudrücken, wie sehr sie ihn hasste.
    Loan lachte, irre und kalt . Seine Augen funkelten vor Wahnsinn, und Amelie wurde bewusst, dass sie es nicht mit einem rational denkenden Menschen zu tun hatte. Er war ein verrückter Serienkiller, der sich in seine Rachegedanken hineinsteigerte. Nicht umsonst hatte er die letzten Jahre seines Lebens in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik verbracht.
    »Nein, töten kannst du mich nicht. Das hat dieser Scheißkerl aus dem Krankenhaus bereits für dich übernommen, Hugo Friedrichsson. Und das schon vor fünf Jahren! Er hat dafür bezahlen müssen, auf dieselbe Weise, hat gelitten, wie er mich hat leiden lassen. Selbst der Tod hat die Flamme meines Hasses nicht löschen können. Ich stehe über dem Tod, spucke ihm ins Gesicht! Ich bin der Tod.«
    »Und fühlst du dich jetzt besser?« Obwohl Amelie gerne wieder in Tränen ausgebrochen wäre, zwang sie sich zur Stärke. Wut erstickte die Trauer für den M oment. Sie konnte Loan nicht körperlich schaden, aber vielleicht konnte man ihn anderweitig verwunden.
    Sein Lachen erstarb, stattdessen legte er den Kopf schief, als müsste er nac hdenken. Er verströmte einen Geruch nach Wahnsinn. »Natürlich fühle ich mich besser, du dummes sterbliches Ding. Sie sind tot. Alle! Nun ja, fast. Du fehlst noch in meiner Sammlung.«
    Amelie verdrängte seine offen ausgesprochene Dr ohung. Angst verlieh ihr den Mut, ihm gegenüberzutreten. »Und du hast nichts dadurch gewonnen. Du bist noch immer ein Geist. Was planst du, wenn alle Menschen tot sind, die dir deiner Meinung nach Unrecht getan haben? Suchst du dir ein neues Motiv?«
    »Vielleicht tue ich das tatsächlich. So lange, bis ich meinen inneren Frieden gefunden habe.«
    »Geh in dein Jenseits zurück, wie auch immer es in deinen Träumen aussehen mag. Du gehörst nicht in diese Welt.«
    Er hob die Hand, als wollte er sie schlagen, nahm sie jedoch wieder herunter. »Ich bin ein Draug, du Schla mpe! Für mich wird es nie ein Jenseits geben. Hat dir das dein Lover nicht erklärt?« Er packte jäh nach ihrem Handgelenk und zerrte sie aus ihrem Zimmer heraus. Amelie hatte nicht den Hauch einer Chance, sich gegen seinen übermenschlich festen Griff zu wehren. Wie von Geisterhand öffnete sich die Luke zum Dachboden, die Treppe glitt wie an unsichtbaren Fäden hinunter. Amelie beobachtete die Szenerie starr vor Schreck. Wieder einmal wurde ihr bewusst, über welche Kräfte ein Geist verfügte. Für ihn galten die Gesetze der Wirklichkeit nicht.
    Loan deutete mit der freien Hand auf die Treppe, mit der anderen hielt er immer noch Amelies Arm umkla mmert. An der Stelle, an der sich ihre Haut berührte, spürte Amelie ein seltsames Vibrieren, als
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