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Herzattacken

Titel: Herzattacken
Autoren: Jennifer Apodaca Christine Heinzius
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meinen Blick über die romantischen Poster mit Pärchen an exotischen Orten schweifen. Sie bedeckten drei Wände, die hintere Wand war kahl. Dort standen ein Stuhl und ein Stativ und verschiedene Geräte, die Blaine benutzte, um das Bild zu erzeugen, das dem Kunden vorschwebte. Alles war da.
    Ich schaltete ein Lächeln ein, um den ersten Kunden des Tages zu begrüßen. »Guten Morgen, ich bin Samantha Shaw.«
    Der Mann saß an einem ovalen Eichentisch, der in seinem früheren Leben einmal in meinem Esszimmer gestanden hatte. Als er von dem Formular, das er las, aufsah,
schätzte ich ihn schnell ein. Durchschnitt. Ungefähr ein Meter achtzig groß, dünner werdendes, mittelblondes Haar, Eulenaugen hinter einer John-Lennon-Brille und die Art von intensivem Blick, die zu einem Buchhalter passte. Ich hielt ihn für einen Stubenhocker. Wahrscheinlich las er Tom Clancy, erlebte aber nie eigene Abenteuer. Zu einer Partnervermittlung zu gehen, war sein Abenteuer. Er trug ein kurzärmeliges Hawaiihemd. Seine Arme waren muskulös, er ging also vielleicht ins Fitnessstudio. Solche Muskeln bekommt man jedenfalls nicht vom Tippen am PC. Sein linker Arm lag in einer schwarzen Schlinge.
    Ich fing an, meine Meinung zu ändern, deshalb wollte ich den Fragebogen durchlesen. Ich zog einen Stuhl vor, setzte mich und zog das Klemmbrett zu mir. »Okay, Mr. …« Ich schaute auf die Zeile für den Namen.
    Sie war leer. Das ganze Blatt war leer. Ich hob das obere Blatt an, um mir die Zustimmung zur Sicherheitsüberprüfung anzusehen.
    Leer.
    Ich starrte die Seiten an und biss mir auf die Lippen, mir wurde ein bisschen mulmig. Bloß ein … ein was? Das war albern. Eine Geschäftsfrau lässt sich nicht durch kleine Probleme verunsichern. Ich zwang meinen Mund wieder zu einem lockeren Lächeln. Wahrscheinlich hatte dieser Typ Skrupel bekommen. Den meisten Leuten kamen Partnervermittlungen ein bisschen anzüglich vor. »Nun.« Ich schenkte ihm mein bestes Vertrauen-Sie-mir-Lächeln. »Vielleicht erkläre ich Ihnen erst mal, was wir hier machen. Sehen Sie, wir suchen passende Persönlichkeiten. Sie füllen diese Formulare aus« - ich hob das Klemmbrett an - »dann unterhalten wir uns, um Ihre Vorlieben festzustellen, und, falls Sie möchten, machen
wir ein Video oder ein Foto, das wir Ihren Unterlagen hinzufügen. Wenn wir glauben, jemanden gefunden zu haben, der zu Ihnen passt, sprechen wir mit beiden Kunden und geben ihnen die Telefonnummern. Die eigentliche Kontaktaufnahme hängt dann von Ihnen ab.«
    Ich holte tief Luft, um zum zweiten Teil meiner Rede zu kommen. »Wir bieten ebenfalls einige aufregende Rendezvous-Pakete an, die Sie buchen können. Unser Temecula-Weinprobenabend ist besonders beliebt, Mr. …« Ich sah auf die leere Seite und fragte: »Wie heißen Sie?«
    Er stand auf.
    Das kurzfristige, ungute Gefühl machte einer anderen Angst Platz. Ich konnte es mir nicht erlauben, noch einen Kunden zu verlieren. Besonders, da meine Mutter nebenan im Büro saß. Panik rüttelte an meinem Coole-Geschäftsfrau-Image. »Wonach suchen Sie, Sir?«
    Er kam um den Tisch und blieb direkt vor mir stehen. »Ich will das Geld.«
    Ich starrte zu ihm hoch. Aus dem Stuhl betrachtet, erschien er größer, als ich zunächst gedacht hatte. Seine Gesichtsfarbe war fahl und weiß, das, zusammen mit der Brille, hatte mich an einen Buchhalter denken lassen. Aber seine Stimme klang nicht nach einem sanften, in Zahlen verliebten Buchhalter. Sie klang tief und bedrohlich. Ich atmete scharf ein und erwischte eine Brise alten Zigarettenrauch gemischt mit Zimtkaugummi. Was war los? Welches Geld … Moment, ich weiß!
    »Sind Sie von der Steuerbehörde?« Ich stand auf und begann zu erklären. »Ich habe diese Vorladung gerade erst bekommen! Ich bin absolut bereit zu kooperieren!«
    Die braunen Augen des Mannes wurden hinter seiner Brille zu Schlitzen. »Witzig. Witzig sein kann dich umbringen, Samantha Shaw. Frag deinen Mann.«

    »Der ist bereits tot!« Trent war an seiner Erdnussallergie gestorben, als er einen hausgemachten Keks gegessen hatte. Was konnte er nur mit diesem Typ zu tun haben? Trent war ein gut aussehender, aalglatter Charmeur gewesen, bei dem die Frauen direkt aus ihren Höschen sprangen. Dieser Mann war käseweiß, hatte harte, kalte Augen und trug ein kitschiges Hawaiihemd.
    »Ich weiß.« In seiner Stimme schwang eine subtile Drohung mit, und er ließ seinen Blick auf meine Brust gleiten. »Nettes Pärchen. Woher hattest du das Geld
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