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Herz in Not

Titel: Herz in Not
Autoren: Mary Brendan
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ordentliches Gasthaus, ein guter Freund und eine schöne Nacht mit harmlosem Spektakel. Und morgen, dann werde ich zurück nach Mayfair fahren, zurück zu meinem Leben voller Luxus und Ausschweifungen. Der Himmel allein weiß, weshalb ich bei dem eisigen Wetter diese Reise gemacht habe, schimpfte er insgeheim erneut mit sich. Nur um zuzusehen, wie man Erde auf einen entfernten Verwandten schaufelt... purer Wahnsinn!
    David blickte zu dem alten Mann hinüber, den er einst so verachtet hatte, und verspürte nichts - weder Wut noch Hass. Nur die Tochter dieses Mannes vermied er anzuschauen, denn ihr konnte er nicht dieselbe Gleichgültigkeit Vorspielen.
    „Ich werde Bescheid sagen, dass man Ihren Mantel holt“, sagte Victoria. Sie war verletzt, dass er nicht länger bleiben wollte und dass er sie nicht einmal länger als nur ein paar Sekunden ansah.
    Bemerkungen, die sie längst vergessen glaubte, gingen ihr durch den Kopf, während sie nach Samuel suchte. Er wollte dich kaufen ... wie eine gemeine Hure. Aber er ist ja nichts anderes gewöhnt .... Sieben Jahre waren seitdem vergangen. Damals hatte sie die harschen Worte ihres Vaters als Lügen abgetan. Alles, was sie über David und seine Familie gehört hatte, waren für sie böswillige Gerüchte gewesen, denn sie wusste, dass die feine Gesellschaft nichts mehr liebte, als schadenfroh den Ruf eines ihrer adeligen Mitglieder zu zerstören. Selbst Tante Matildas vorsichtigen Hinweis über David Hardinge und seine ausgelassenen Freunde hatte Victoria in den Wind geschlagen. Sie war viel zu verliebt gewesen in den Mann, der ihr leidenschaftlich den Hof gemacht und dennoch niemals versucht hatte, sie zu verführen. Gelegenheit hätte es durchaus gegeben, wenn der Zufall oder wohlmeinende Freunde ihnen eine verschwiegene Stunde zu zweit ermöglicht hatten. Victoria wusste genau, dass sie wenig Widerstand geleistet hätte.
    Bis dahin hatte sie niemals mehr Liebe, Aufmerksamkeit und Respekt von einem Mann erfahren als von David. Auf ihren Versuch, dies ihrem Vater zu erklären, hatte dieser ihre sofortige Verbannung nach
    MtIadY.
    Hertfordshire befohlen. Es war Victoria, die fest an Davids Liebe glaubte, allerdings gelungen, heimlich zwei Briefe an ihn hinauszuschmuggeln. Darin hatte sie ihm ihre Liebe gestanden und dass sie nur darauf warte, mit ihm davonzulaufen. Sie war sich sicher gewesen, dass er sie bald retten würde. Doch die Wochen waren dahingegangen, ohne Antwort ...
    Dann, eines Nachmittags, als ihr Vater nicht zu Hause war, hatte ihr Tante Matilda vorsichtig zugeflüstert, dass David im Ausland auf Reisen war. Damit begann Victorias eigentlicher Kummer. Sie hatte sich getäuscht und im Stich gelassen gefühlt ... noch heute verspürte sie die Angst und Enttäuschung von damals. Und doch hätte sie gewartet ... denn sie zweifelte nicht an Davids Ehrenhaftigkeit. Die Tage krochen dahin. Der Zorn ihres Vaters war aufs Neue eskaliert, und sie hatte schließlich eine schwere Entscheidung treffen müssen.
    Nun wusste sie die Wahrheit... die schreckliche Ungewissheit, ob es falsch gewesen war, so schnell zu heiraten, war verschwunden. Nun war ihr Entschluss, Daniels Angebot anzunehmen, ihr Schutz in einer unkonventionellen Ehe zu bieten, nachträglich gerechtfertigt. ... Sie sind gekommen, um meine Tochter zu kaufen, hatte ihr Vater in seiner unerträglich offenen Art gesagt, und David Hardinge hatte nur gelächelt und ihn zu seinem ausgezeichneten Erinnerungsvermögen beglückwünscht.
    Hastig löste sie die Nadeln und legte Hut und Spitzenschleier achtlos auf den Tisch in der Halle. Wütend über sich selbst, dass sie der Erinnerung so viel Platz einräumte, eilte sie weiter. Das war Vergangenheit. Soeben hatte sie den Mann begraben, der ihr sieben lange Jahre ein lieber, großzügiger Ehemann gewesen war. David Hardinge hingegen war ein Taugenichts, der lediglich sechs Monate eine bedeutende Rolle in ihrem Leben gespielt hatte.
    Victoria seufzte. David Hardinges Gegenwart beunruhigte sie. Bis auf die Sorge um Daniel und die fortschreitende Demenz ihres Vaters war sie all die Jahre mit ihrem Los und ihrem Leben hier in Hartfield zufrieden gewesen. Plötzlich jedoch verspürte sie eine ihr unbekannte innere Unruhe.
    „Samuel!“ rief sie unbeherrscht, als sie sich dem Küchentrakt näherte und den Diener zusammen mit der kleinen prallen Sally stehen sah. „Lord Courtenay möchte gehen. Seinen Mantel, bitte ...!“
    Das junge Paar fuhr erschrocken auseinander. Die
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