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Herz im Zwiespalt (German Edition)

Herz im Zwiespalt (German Edition)

Titel: Herz im Zwiespalt (German Edition)
Autoren: Patricia Alge
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finsteren Schlund der Höhle hinein. Vielleicht war der Junge ja schon auf dem Heimweg. In diesem Nebel konnten sich ihre Wege leicht gekreuzt haben, ohne dass sie einander gesehen hätten. Aber die Hunde hätten sie doch bestimmt wahrgenommen!
    »Blitz, Donner, hierher!«
    Nichts geschah. Sie wünschte sich sehnlichst, George wäre jetzt bei ihr. Allein der Gedanke, tiefer in den Teufelsschlund vordringen zu müssen, bereitete ihr Übelkeit.
    »Archie?«
    Nichts. Plötzlich fiel ihr Blick auf einen Gegenstand am Boden und das Blut gefror ihr in den Adern. Archies Zauberschwert.
    Im selben Moment wusste Lizz, dass hier etwas nicht stimmte. Archie würde sich niemals freiwillig von seinem Holzschwert trennen.
    Entschlossen raffte sie die Röcke und watete durch das bereits knöcheltiefe Wasser den schmalen Gang entlang. Plötzlich hörte sie ein leises Wimmern.
    »Archie?«
    Das Wimmern verwandelte sich in verzweifeltes Stöhnen.
    »Ich komme, Archie. Hab keine Angst, ich bin gleich bei dir!«, rief sie schrill vor Angst. Kurz darauf erreichte sie die große Innenhöhle und erstarrte vor Entsetzen. Der Raum war von unzähligen Fackeln erleuchtet. Archie saß geknebelt und an einen dicken Pfahl gefesselt auf der Anhöhe und starrte sie aus furchtgeweiteten Augen an. Tränenspuren glänzten auf seinen schmutzigen Wangen.
    »Wir haben auf dich gewartet«, ertönte plötzlich eine krächzende Stimme direkt neben ihr. »Endlich schließt sich der heilige Kreis.«
    Lizz wirbelte herum, doch da war es schon zu spät. Im nächsten Augenblick traf ein harter Schlag ihre Schläfe und sie verlor das Bewusstsein.

38
    George sah sich suchend in der großen Halle um. Die Burgbewohner versammelten sich gerade zum Abendessen, doch von Lizz fehlte jede Spur. »Hast du meine Frau gesehen?«, wandte er sich an Nan.
    Sie verdrehte lachend die Augen. »Vor wenigen Minuten hat sie mich das Gleiche nach dir gefragt.« Sie schüttelte fröhlich den Kopf. »Der Gegenstand deiner Sehnsucht wollte sich ein wenig in der Bibliothek ausruhen. Vermutlich steckt Archie auch bei ihr. Wenn Lizz dem Jungen aus einem dieser Abenteuerromane vorliest, vergessen sie jede Mahlzeit.«
    Ein liebevolles Lächeln hob Georges Mundwinkel an. »Dann werde ich die beiden wohl vor dem Hungertod retten müssen.«
    Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, stieg George die Treppe zur kleinen Bibliothek hinauf. Er konnte es kaum erwarten, Lizz wieder zu sehen. Es war wirklich erstaunlich. Sie waren nur zwei oder drei Stunden voneinander getrennt gewesen, doch ihm erschien es wie eine Ewigkeit. Ein breites Grinsen verzog seine Lippen. Er war wirklich süchtig nach seinem Kätzchen. In Gedanken malte er sich bereits aus, wie er die Tür zur Bibliothek öffnete. Lizz würde mit einem kleinen Freudenschrei aufspringen und sich in seine Arme stürzen. Das tat sie immer und er liebte sie dafür.
    Als er die Tür jedoch aufstieß, fand er den Raum leer vor. Tief enttäuscht machte er sich auf den Weg in ihre Gemächer. Doch dort fand er nur eine überglückliche Zofe vor. »Mylord, ich weiß gar nicht, wie ich Euch danken kann. So viele Monate waren Jack und ich getrennt ...«
    »Eure Freude aneinander ist mir Dank genug. Hast du meine Frau gesehen?«
    Mary schüttelte den Kopf. »Nein, Mylord. Lady Douglas war noch nicht hier, um sich fürs Abendessen umzuziehen.« Sie zögerte kurz. »Ihr warmer Umhang fehlt.«
    Eine steile Falte bildete sich auf Georges Stirn. »Dann ist sie vielleicht ins Dorf gegangen, um einige Krankenbesuche zu machen.«
    Mary nickte unsicher. »Das ist natürlich gut möglich, aber weshalb trägt sie dann nicht ihre Stiefel? Die Tasche mit den Salben und Kräutern ist ebenfalls noch hier.«
    »Was?« Plötzlich überkam George ein beklemmendes Gefühl. Eine namenlose Furcht trieb ihn zur Eile an und er rannte zurück in die Halle hinunter. »Weiß irgendjemand, wo meine Frau oder Archie sich aufhalten?«, rief er quer durch den Raum. Augenblicklich erstarben die Gespräche und alle blickten sich verduzt um. Robert, Hamilton und Nan traten auf ihn zu. »Das letzte Mal, als ich Archie sah, betrat er gerade die Kapelle. Lizz war jedoch nicht bei ihm«, erklärte Robert.
    »Ich habe ihr einen kleinen Ausritt vorgeschlagen«, warf Nan besorgt ein. »Aber Lizz würde doch niemals ohne Begleitung ausreiten.«
    George wandte sich an Hamilton. »Habt Ihr eine Ahnung, wo meine Frau sich aufhalten könnte?«
    »Nicht die geringste.«
    Er log. George erkannte es an
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