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HERZ HINTER DORNEN

HERZ HINTER DORNEN

Titel: HERZ HINTER DORNEN
Autoren: Unbekannter Autor
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eine ehrenwerte Lady, die du nicht mehr pausenlos ausschimpfen kannst.«
    »Ihr seid schlimmer als je zuvor«, nörgelte die Kammerfrau mit einem Lächeln, das ihre harschen Worte Lügen strafte. »Ich kenne Euch weder so hoffärtig noch so putzsüchtig!«
    »Das ist doch nur, weil ich für meinen Gatten schön sein will«, verteidigte sich Roselynne. »Und den König muss ich blenden, damit er uns nicht länger böse ist. Meinst du, es gelingt mir?«
    »Nur ein Blinder könnte Euch widerstehen«, nörgelte Maud und fügte im Stillen hinzu, dass sogar dieser Blinde vermutlich das Übermaß an Zuneigung fühlen würde, das Roselynne mit einem Male großzügig an ihre ganze Umgebung verschwendete.
    Es hatte lange Wochen gedauert, bis sie nach ihrer beschwerlichen Schwangerschaft und der gefährlichen Geburt wieder völlig gesundet war. Aber nun strahlte sie die Schönheit einer Frau aus, die neben ihrem jugendlichen Schmelz auch die prägende Erfahrung von Leid und Schmerz besaß. Eine neue Reife spiegelte sich in ihren Zügen, das unschuldige Mädchen war zur Frau geworden. Zu einer Frau, die niemand übersehen konnte.
    Ihre zerbrechliche Figur hatte sanfte weibliche Rundungen bekommen, und da sie ihre Tochter noch immer stillte, wölbte sich ihr Busen üppig im eckigen Ausschnitt des prächtigen Hofgewandes. Auf der alabasterfarbenen Haut lag ein Geschmeide aus Amethysten und Diamanten. Violette Blüten und Sterne, mit Gold verbunden, die bei jedem Atemzug Feuer sprühten. Dennoch konnten sie es an Glanz nicht mit den veilchenfarbenen Augen aufnehmen, die sich wie magisch angezogen dem Mann zuwandten, der soeben in den Raum trat.
    Auch Justin d'Amonceux trug eines seiner prächtigeren Kostüme. Eine breite Kette aus Goldgliedern lag über dem braunen Samtwams mit den goldverbrämten Kanten, seine schlanken Beine steckten in eng gewirkten, dunkelbraunen Beinlingen, und an seinem Schwertgehänge funkelten Juwelen. Eine flache Samtkappe thronte verwegen über seiner Stirn, und eine makellose Reiherfeder fiel von der Diamantagraffe auf seine Schulter.
    Roselynnes geweitete Augen verrieten, wie angetan sie von dieser Pracht war. Aber auch der Graf konnte die Augen nicht von seiner Gemahlin nehmen. Maud schüttelte den Kopf und machte sich daran, ein wenig Ordnung zu schaffen, bis die beiden wieder in die Welt zurückkehrten. Sie hatte sich mittlerweile daran gewöhnt, dass sie alles um sich herum vergaßen, wenn sie sich ansahen.
    »Wie schön du bist«, würdigte Justin das veilchenfarbene Seidengewand, das sich wie eine zweite Haut um Roselynnes Oberkörper spannte, ehe es von der Taille aus in Kaskaden zu Boden fiel. Um die zerbrechliche Mitte spannte sich ein Gürtel aus geflochtenen Silberkordeln, und die gleiche Kordel begrenzte das Dekolletee und fasste die weiten Ärmel an den Handgelenken zusammen. Der stolz erhobene Kopf auf dem blütenzarten Hals wurde von einer Krone aus mitternachtsschwarzen Flechten geziert, und die schön geschwungenen Lippen schimmerten wie frisch erblühte Heckenrosen.
    Er trat auf Roselynne zu und schloss sie in die Arme. Maud floh mit einem Seufzer aus der Kammer. Es sah ganz danach aus, als störte sie nur in diesem Moment. Roselynne hingegen erwiderte den leidenschaftlichen Kuss ihres Gatten mit einem kleinen, atemlosen Lachen. Es war noch immer wie ein Rausch, ihn berühren zu dürfen. Unverhohlen drängte sie sich an ihn und verschränkte die Hände hinter seinem Hals.
    Justin machte sich mit der ihm eigenen Gründlichkeit daran, den süßen Mund zu erforschen, der ihm so bereitwillig Einlass gewährte. Nach ihrer Genesung hatte seine schöne Gemahlin nicht aufgehört, ihn zu erstaunen. Die stolze Prinzessin hatte sich in eine warmherzige, leidenschaftliche Gattin verwandelt, die sich ebenso liebevoll wie unnachgiebig daran machte, die Wunden zu heilen, die er so sorgsam vor aller Welt verbarg.
    Es begann damit, dass sie ihrer gemeinsamen Tochter den Namen Lyane geben wollte. Sie konnte es nur von Mutter Laurentine erfahren haben, und er hatte Mühe, die tief vergrabenen Erinnerungen zuzulassen.
    »Du bist nicht schuld am Tod deiner Mutter«, hatte Roselynne ihm auf den Kopf zugesagt. »Ein verantwortungsloser Vater hat dich in seiner gnadenlosen Härte für eine Tat gelobt, die ein kleiner Junge in seiner Furcht gar nicht überblicken konnte. Lass zu, dass du dich an die Liebe erinnerst, die dir deine Mutter geschenkt hat. Sie war eine bedauernswerte Lady und sie hat für ihre
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