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Herz-Dame

Herz-Dame

Titel: Herz-Dame
Autoren: Marina Schuster
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Etage, allerdings auf dem entgegengesetzten Korridor des Bereiches, in welchem sie bisher gearbeitet hatte. Das Großraumbüro glich dem vorherigen; auch hier wuselten etliche Leute in betriebsamer Geschäftigkeit herum, diskutierten miteinander oder saßen an ihren Schreibtischen und tippten eifrig Artikel in ihre Computer. Im hinteren Bereich befand sich ebenfalls ein Glaskasten, der den Arbeitsplatz des Ressortleiters von dem der Journalisten abtrennte, und da die Jalousien nicht heruntergelassen waren, konnte Grace auf einen Blick erkennen, dass das Büro leer war.
Hilfesuchend wandte sie sich an einen der Journalisten.
»Guten Morgen, ich soll ab heute hier anfangen und suche den zuständigen Redakteur.«
Der Mann ließ seinen Blick kurz durch den Raum schweifen, zuckte dann bedauernd mit den Achseln.
»Tut mir leid, aber der ist noch nicht da. Warte doch einfach in seinem Büro auf ihn, er wird bestimmt jede Minute hier sein.«
Sie bedankte sich und steuerte auf den Glaskasten zu, trat hinein und setzte sich auf einen der Stühle vor dem Schreibtisch. Unruhig knetete sie ihre Finger hin und her, während sie ihren Blick über das Papierchaos auf dem Tisch gleiten ließ.
Ohne nachzudenken, griff sie nach dem Entwurf eines Artikels, der zuoberst auf einem der Stapel lag und begann zu lesen.
Es waren Notizen zu einem Bericht über Obdachlose in der Stadt, trotz des eher ungewöhnlichen Themas sehr interessant, und sie war so sehr darin versunken, dass sie nicht bemerkte, wie die Tür geöffnet wurde.
»Guten Morgen«, ertönte eine dunkle Stimme hinter ihr, und als sie sich erschrocken herumdrehte, schaute sie entgeistert in das spöttisch lächelnde Gesicht von Dylan Taylor.
     

Kapitel 4
    » S ie?«, entfuhr es Grace geschockt, und rasch sprang sie auf, warf das Blatt Papier wieder auf den Schreibtisch.
Dylan machte ein paar Schritte auf sie zu, bis er dicht vor ihr stand. »Wir können es ruhig beim ‚Du‘ belassen«, grinste er und hielt ihr die Hand hin. »Es wird wohl Zeit sich vorzustellen – Dylan.«
Sie ignorierte seine Hand, starrte ihn sprachlos an.
Achselzuckend ging er um den Tisch herum und setzte sich, kramte dann in einem der Papierhaufen herum.
»Gut, also kommen wir gleich zum Wesentlichen, das scheint dir ja mehr zu liegen.«
Wieder zuckte ein amüsiertes Lächeln um seine Mundwinkel, und Grace schwankte zwischen dem Wunsch, ihm ins Gesicht zu schlagen und der Versuchung, einfach wegzulaufen.
Schließlich hatte er gefunden, was er suchte und drückte ihr einen Zettel in die Hand.
»Hier ist eine Notiz zu einem Feuerwehreinsatz heute Nacht, kümmere dich darum und bis Redaktionsschluss erwarte ich einen Bericht. Draußen sind genug Schreibtische frei, such dir einfach einen aus«, sagte er geschäftsmäßig.
Langsam fand sie ihre Sprache wieder, und schüttelte vehement den Kopf. »Ich werde hier nicht bleiben.«
»Tut mir leid, aber dieses Mal kannst du nicht einfach abhauen«, erklärte er spöttisch, »Dein Einsatz hier ist bereits offiziell abgesegnet.«
Wütend ballte sie die Fäuste und war kurz davor, das Blatt Papier zu zerreißen und ihm die Fetzen auf den Tisch zu werfen. Doch ihr war klar, dass sie im Moment keine andere Wahl hatte, als nachzugeben.
Erbittert drehte sich auf dem Absatz herum und stürmte auf die Tür zu.
»Willkommen in der Lokalredaktion«, hörte sie ihn im Hinausgehen noch trocken sagen, dann warf sie die Tür so heftig hinter sich zu, dass die Glasscheiben leise klirrten.
Glücklicherweise herrschte in dem Großraumbüro genug Lärm, so dass niemand ihren wenig glanzvollen Abgang mitbekam, und sie unbeobachtet einen Moment stehen bleiben und sich ein wenig beruhigen konnte.
Schließlich holte sie tief Luft und steuerte auf einen der freien Tische zu, ließ sich auf den Bürostuhl sinken.
Ihre Gedanken überschlugen sich; am liebsten hätte sie alles hingeworfen. Für einen Moment spielte sie mit dem Gedanken, einfach ins Personalbüro zu gehen und ihre Kündigung abzugeben. Doch ihr war bewusst, dass sie so schnell keinen anderen Job finden würde, zumindest nicht in dieser Branche, der »Newport-Chronicle« war die einzige größere Zeitung im Umkreis.
Außerdem hatte sie gerade frisch ihr Studium beendet, selbst wenn sie bereit wäre umzuziehen, war es fraglich, ob man ihr woanders überhaupt eine Chance geben würde.
Frustriert stellte sie fest, dass ihr nichts anderes übrig bleiben würde, als irgendwie mit der Situation klarzukommen, wenn sie ihren
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