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Herz auf Umwegen

Herz auf Umwegen

Titel: Herz auf Umwegen
Autoren: Julia Arden
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auch alle mitbekamen, Jannys Weggang kommentierte. 
       Katja kümmerte es nicht mehr. Der Schock hatte sie nur beim ersten Mal getroffen, als sie an der Besprechungsecke vorbeiging und zufällig mithörte, wie Grit mit einem Kollegen über Janny tuschelte. Auch Katjas Name fiel. Katja blieb stehen, wartete, bis Grit herauskam, und sah sie mit großen Augen an. Grit erschrak bei der unerwarteten Begegnung, zuckte dann einfach mit den Schultern und ging an Katja vorbei.
       Katja war zur Toilette gegangen, wo sie sich in eine Kabine einschloss und auf den geschlossenen Klodeckel setzte. Die Frau hatte sie mal angehimmelt. Bei diesem Gedanken war die erste Träne über ihre Wangen gekullert. Der Sturzbach folgte, als sie an Janny und deren Verrat dachte.
       Offenbar hatte sie ihr Talent, sich in die falsche Frau zu verlieben, zur Perfektion gebracht. Nach fünf Minuten hemmungslosen Schluchzens hatte Katja sich energisch die Tränen aus dem Gesicht gewischt und beschlossen, dass sie das alles überstehen würde. Irgendwie. Sie wusch die Spuren ihres Zusammenbruchs so gut es ging am Waschbecken fort und nahm ihren Platz am Schreibtisch ein. Hier saß sie jetzt wie eine Galionsfigur, trotzig und bereit, jedem, der ihr dumm kam, eine passende Erwiderung entgegenzuschleudern. 
       Wie jede Welle am Strand auslief, so verebbten in den kommenden Tagen auch die Gerüchte und Spekulationen über Janny. Sie erfuhren noch einmal eine kurze Wiederbelebung, als bekannt wurde, dass Holst bei FORCE vorgesprochen und FORCE daraufhin das Joint Venture mit TAMAs abgesagt hatte.
       Katja reagierte auf diese Neuigkeit ebenso gleichgültig wie auf Grits kleine Schikanen, die die seit Neuestem gegen sie einsetzte. Sie erhielt zum Beispiel falsche Anfangszeiten für Besprechungstermine, sodass sie zu spät kam und dabei ziemlich dumm aussah. Grit machte sie für Terminprobleme in der Fertigung verantwortlich, obwohl es eindeutig nicht Katjas Schuld war, wenn eine Maschine nicht repariert werden konnte, weil das Ersatzteil nicht geliefert wurde. Grit deckte sie mit Extraaufgaben ein, sodass sie reihenweise Überstunden machen musste, um ihre Arbeit zu schaffen. Wobei Katja über Letzteres fast dankbar war, denn so entkam sie ihrer leeren Wohnung, in der sie nur apathisch vor dem Fernseher lag und grübelte, während das Abendprogramm an ihr vorbeirauschte.
       Am Samstagnachmittag kam Alexa vorbei. Mit dem Kommentar, »Mensch Katja, du siehst von Tag zu Tag mieser aus«, griff Alexa sich die Kollegin und fuhr mit ihr in ein Wellnessstudio. Dort stellte man Katja äußerlich zwar wieder etwas her, aber die Leere in ihrem Inneren blieb.
       »Hast du was von Janny gehört?«, fragte Alexa, zurück in Katjas Wohnung. Sie schob Katja den Pizzakarton hin, klappte ihn auf und drückte ihr Messer und Gabel in die Hand. Ganz ihrer Gewohnheit entsprechend, wartete sie keine Antwort ab. »Du musst mehr essen. Dein Gesicht sieht schon ganz schmal aus.«
       Katja aß und versuchte, die Tränen zurückzuhalten, die ihr bei der Erwähnung von Jannys Namen sofort in die Augen geschossen waren. Den Dammbruch konnte sie verhindern, doch einige Tränen drückten sich durch. 
       »Ach, ich bin doof. Tschuldigung, du willst bestimmt nicht über sie sprechen«, bekam jetzt auch Alexa mit. Um ihre Mundwinkel legte sich ein reuiges Kräuseln.
       »Schon gut«, murmelte Katja. Auch wenn sie über Alexas Auftauchen anfangs wenig erfreut gewesen war, mittlerweile empfand sie Dankbarkeit für deren Anwesenheit. Alles, was sie von ihren trüben Gedanken ablenkte, war Katja willkommen. Der Gedanke an das Loch, in das sie danach wieder fallen würde, veranlasste sie sogar, Alexa zu fragen: »Wollen wir zusammen einen Film sehen? Meine DVD-Bibliothek ist recht ansehnlich.«
       Sie entschieden sich für »Was das Herz begehrt«, was ein Fehler war, wie Katja bald merkte, denn spätestens beim Happy End wurde sie an die Trostlosigkeit in ihrem eigenen Herzen erinnert und erneut flossen Tränen.
       »Also echt Katja, das kann nicht so weitergehen mit dir.« Alexa stand energisch vom Sofa auf, betrachtete Katja mit in die Hüften gestemmten Händen von oben. »Was ist eigentlich schlimmer für dich? Dass Janny die Firma verarscht hat oder dass sie sich nicht meldet?«
       Katja entrang sich ein lautes Schluchzen. »Nicht ein Wort, seit fünf Tagen!«
       »Dann ruf sie doch an.«
       »Ich?«
       »Na ja, ich etwa?« Alexas Arme
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