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Herrscherin des Lichts

Herrscherin des Lichts

Titel: Herrscherin des Lichts
Autoren: Jennifer Armintrout
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ihr falsch, feige, ihn in diesem erbärmlichen Zustand zu töten.
    Ein Assassine kennt keine Ehre. Ein Assassine kennt kein Mitleid. Ein Assassine darf sich nicht zum Richter erheben und Gnade walten lassen, er ist der Henker derjenigen, die bereits verurteilt wurden, der Darkworlder, welche die Wahrheit des Lichts verleugnen.
    Die Gebote der Gäis, in ihr Hirn gebrannt durch endlose Stunden monotoner Rezitation, flammten hell lodernd in ihrem Geist auf, und sie holte mit ihren beiden Waffen aus, um ihrem wehrlosen Opfer den Todesstoß zu versetzen. Seine Augenlider öffneten sich, und sein Blick flackerte über ihre Hände und die glänzenden Klingen darin.
    Mit einem tiefen Atemzug und einem geflüsterten Gebet schloss Ayla die Augen. „Badb, Macha, Nemain, führt meine Hand, helft mir, Eurem Willen zu gehorchen.“
    Er gab keinen Ton von sich, als die Messer auf ihn zuschossen. Hätte er es getan, wäre sie wahrscheinlich in der Lage gewesen, die Sache zu Ende zu bringen. Doch als sie die Augen öffnete, die scharfen Schneiden ihrer Dolche sah, die im Begriff waren, sich ihm in den Hals zu bohren und die Wirbel zu brechen, den teilnahmslosen Ausdruck auf seinem Gesicht …
    Ihre Finger öffneten sich, und die Messer fielen klirrend zu Boden. Sie hob sie nicht wieder auf. Sollte er etwas haben, um sich gegen die Kreaturen zu verteidigen, die ihn früher oder später entdecken würden, die ihn nicht schnell und sauber töten würden, wie sie es getan hätte, wäre sie gehorsam der Gäis gefolgt. Nie zuvor hatte sie einen Schwur gebrochen, aber keine Macht dieser Welt, auch nicht der schon lange versunkenen Astralreiche, konnte sie dazu bringen, auch nur ein einziges Mal über ihre Schulter zurückzublicken oder gar stehen zu bleiben, als sie in den Tunnel watete, durch den sie gekommen war.
    Er schluchzte etwas Unverständliches, kaum dass sie außer Sichtweite war, doch es galt nicht ihr. Wahrscheinlich rief er seinen Einen Gott an, um Hilfe flehend. Aber hier unten gab es weder einen Gott noch eine Göttin. Ayla wusste, niemand außer ihr hörte sein Beten, und es verfolgte sie den ganzen Rückweg in die Lightworld.

2. KAPITEL
    M alachi hatte früher nie verstanden, warum sie fielen. Sterbliche waren so trivial, rosig und fleischig. So unbedeutend, verglichen mit der Pracht des Himmelsreiches. Warum fallen, nur um einer von ihnen zu werden, zu verdorren und zu sterben, mit jedem Atemzug dem Tod ein Stück näher zu kommen?
    So wie er es jetzt tat.
    Erst nachdem die törichten Menschen den Schutzwall niedergerissen hatten, mit ihrer Schwäche für Gesänge, archaische Praktiken und Energiesteine, erst nachdem die Hölle und der Himmel sich in diese Welt ergossen hatten wie eine gigantische Flutwelle und nachdem die Sterblichen jene Geschöpfe, die sie einst herbeigeholt hatten, in den Untergrund verbannten, da begann er zu begreifen, warum ein Engel der Versuchung erliegen konnte, zu fallen. Immerwährende Existenz wurde zur Qual, wenn man sein Dasein abgeschnitten vom Schöpfer fristen musste. Verachtung für die Menschen, die sie eigentlich beschützen sollten, breitete sich unter ihnen aus wie eine Seuche, infizierte sie wie Parasiten, die sich in ihrem Geist wanden und schlängelten, wie es schon während der ersten großen Woge des Niedergangs geschehen war. Und diese Geringschätzung blühte und gedieh hier in der Finsternis, unterhalb der Menschenwelt. Einst hatten die Sterblichen ihren Blick zum Himmel erhoben. Nun brauchten sie nichts weiter zu tun, als durch ein Abflussgitter zu schauen, um die erbärmlichen, dahinschwindenden Überbleibsel von Gott zu sehen.
    Malachi stieß abermals ein Wehklagen aus, obwohl er wusste, der Herr konnte ihn nicht hören. Es erschien ihm beinahe komisch, jetzt, da er mit seinem verbitterten menschlichen Verstand darüber nachdachte, dass sich der Allmächtige in all dem Chaos heimlich davongemacht und womöglich irgendwo verirrt haben könnte. Doch die Verbundenheit, die er gespürthatte, von der jeder von ihnen immer begleitet worden war, hatte sich an dem Tag, als das Jenseits sich mit dem Diesseits vermischte, in Luft aufgelöst.
    Sie erfüllten weiterhin ihre Pflicht, auch ohne Gott. Schließlich waren sie nichts als Diener. Sie verfügten über keinen freien Willen. Wäre ihnen in den Sinn gekommen, anders zu handeln, von ihrem Weg abzuweichen, hätte das ihren sofortigen kollektiven Fall zur Folge gehabt. Doch es war ihnen nicht in den Sinn gekommen und würde es
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