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Herrscherin des Lichts

Herrscherin des Lichts

Titel: Herrscherin des Lichts
Autoren: Jennifer Armintrout
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Unterarm. Seine Hand ruckte und krampfte im Versuch, sich zu befreien, doch diese tückischen roten Fesseln ketteten ihn an sie, und er war unfähig, Ayla loszulassen.
    Das war eines der anderen Gerüchte, die sie über Todesengel gehört hatte. Obwohl es sie nach sterblichen Seelen verlangte, war die direkte Berührung eines Geschöpfes, durch dessen Adern sterbliches Blut floss, bitteres Gift für sie.
    Mit einem ungläubigen, aber gleichzeitig auch triumphierenden Keuchen sah sie nach oben, in das Gesicht des Todesengels. Seine Augen, von einschießendem Blut getrübt, fixierten sie, als die Tentakel seinen Hals emporkrochen und langsam seinen Kopf einhüllten.
    „Ich bin zur Hälfte ein Mensch“, erklärte sie mit einem kalten Lachen der Erleichterung. Ob die Kreatur ihre Worte verstanden hatte oder nicht, war ihr egal. Der Todesengel öffnete den Mund und schrie, seine Stimme ging dabei von einem gespenstischenschrillen Aufschrei in ein menschliches angst- und schmerzgeplagtes Klagen über. Aylas Herz hämmerte in ihrer Brust, und sie schloss die Augen, während sie Luft in ihre vom Sauerstoffmangel noch immer brennenden Lungen sog. In ihrem Geist sah sie ihren Baum der Lebenskraft, seine Wurzeln in ihren Füßen verankert, die Zweige bis in ihre Arme und den Kopf reichend. Große runde Funken aus Energie flirrten an die Stelle, wo der Engel ihre Haut berührte und ihre Lebenskraft in einem wütenden Rot pulsierte. Das Tempo der Energiefunken erhöhte sich zusammen mit ihrem Herzschlag, wurde immer schneller und schneller, schwoll zu einem Sturm an, bis sie den Tumult in ihrem Innern nicht mehr aushielt. Sie riss sich von ihrem Angreifer los, stolperte rückwärts, rutschte aus, landete mit den Knien im Wasser und spuckte angewidert, als sie einige Spritzer der faulig schmeckenden Flüssigkeit in den Mund bekam.
    Der Todesengel blieb stehen, wo er war, als wäre er an seinem Platz festgenagelt, doch sein Körper wand sich in Qualen. Das grelle Rot zog nach und nach in seine unnatürlich bleiche Haut ein. Seine eben noch blutigen, leeren Augen wurden weiß, dann erschien ein Farbfleck in ihrer Mitte. Sterbliche Augen, sterbliche Farbe. Ein sterblicher Körper. Ayla rappelte sich hoch und beobachtete schockiert, was da vor sich ging, das Rauschen ihres Blutes und der entfesselten Energie, die es durchströmte, dröhnte noch immer in ihren Ohren. Urplötzlich war es vorüber, der Todesengel brach zusammen, sank ins Wasser, und seine Gestalt verschwand unter der Oberfläche.
    Ayla lauschte in die nachfolgende unheimliche Stille hinein, ob außer ihnen noch jemand anderes hier war. Oder etwas. Doch außer dem sanften Klatschen des Wassers gegen die halbrunden Tunnelwände war nichts zu hören. Kein Furcht einflößendes Flügelrascheln. Würde ein anderer Todesengel kommen, um den ersten zu holen, jetzt, da er das Schicksal alles Vergänglichen teilte und im Sterben lag?
    Mit einem mitleiderregenden Schrei fuhr er hoch, bäumte sich auf, wild mit den Armen um sich schlagend. Ayla schrie ebenfalls, sprang automatisch in Kampfstellung, ihre Zwillingsmesser gezogen. Aber als sie sah, wie das nun sterbliche Wesen sich mühsam mit zitternden Händen aus dem Wasser und auf die schmale Plattform schleppte, um dort erneut in sich zusammenzusacken, entspannte sie sich wieder. Seine Brust hob sich mit jedem stockenden Atemzug seiner gerade erst darin gewachsenen Lungen, und seine Gliedmaßen flatterten vor Erschöpfung. Er war keine unmittelbare Bedrohung.
    Die Neugierde überwog schließlich und ließ sie für einen Moment ihre Ausbildung vergessen, welche unter anderem vorschrieb, dass sie den Darkworlder an Ort und Stelle töten musste. Sofort. Doch wie viele Assassine bekamen jemals die Chance, ihr noch lebendes Opfer aus nächster Nähe zu betrachten? Wie viele bekamen die Chance, einen Todesengel zu vernichten? Ihre Waffen nach wie vor erhoben, bereit für den finalen Hieb, bereit, durch die Auslöschung dieses so sagenumwobenen Feindes zu einer Legende zu werden, näherte sie sich vorsichtig.
    Der Engel lag auf dem Rücken, seine tiefschwarzen gefiederten Flügel unter sich gefaltet. Seine Haare, unglaublich lang, lagen wie ein nasser Teppich auf dem kalten feuchten Beton ausgebreitet, die Spitzen ragten ins Wasser. Die ausgeprägte, kräftige Muskulatur, die ihn so stark gemacht hatte, war geblieben, doch sein Körper wurde immer wieder von einem matten Zucken ergriffen, seiner ehemaligen Kraft beraubt.
    Es erschien
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