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Herrscherin des Lichts

Herrscherin des Lichts

Titel: Herrscherin des Lichts
Autoren: Jennifer Armintrout
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bei der Vorstellung, dass es das letzte Mal sein würde, gleichzeitig aber war er überzeugt, es musste einen Weg geben, sie zur Einsicht zu bewegen. „Es war nicht mein Entschluss. Ich hatte keinen freien Willen. Sogar jetzt noch ist mein einziger Wille der des Schöpfers.“
    Das Licht, das ihn umgab, flackerte erneut auf, und er fiel auf die Knie, wissend, was folgen würde. Goldene Blitze peitschten auf seine Flügel und seinen Rücken nieder. Er hatte dies so oft bei anderen mit angesehen und sich jedes Mal gefragt, warum sie alle schrien wie am Spieß, wenn ihre Flügel zerrissen und abgetrennt wurden, im festen Glauben, der Schmerz könne, auch für ein sterbliches Wesen, doch nicht derart unerträglich sein. Was für ein grandioser Irrtum. Die Qual verschlug ihmförmlich den Atem. Er verlor die Kontrolle über seinen Körper, seine zerbrechlichen sterblichen Hände versuchten sich in den harten Beton unter ihnen zu krallen, sodass die Nägel splitterten und einige sogar vollständig aus dem Fleisch herausbrachen. Er schrie, nicht um seinen abwesenden Gott anzurufen, sondern um die furchterregende Enge in seiner Brust loszuwerden, die ihm die Luft abschnürte, um die Schmerzen wenigstens ein bisschen zu lindern.
    Und dann war es plötzlich vorüber, die spektralen Blitze verschwunden. Allein in der Dunkelheit, kippte Malachi einfach hintenüber, unfähig, seinen Sturz zumindest etwas abzufangen, sodass er genau auf seine zerstörten Flügel fiel. Er drehte das Gesicht, um seine brennenden Wangen gegen den kühlen Untergrund zu pressen. Klebriges Rot quoll langsam über den Boden, wurde an den Rändern in die Poren des kalten Steins gesogen, sodass sich ein ausgefranster nasser Fleck bildete.
    Das hier würde ihn töten. Der Schmerz, das viele Blut, die Verzweiflung. Keine Kreatur, sterblich oder unsterblich, könnte solche Qualen überstehen. Er schloss die Augen, resigniert und ein wenig erleichtert zu wissen, es würde jetzt nicht mehr lange dauern. Hoffnungsvoll wartete er auf das Flattern von Flügeln und den Engel, der ihn zurück zum Äther bringen würde. Es kam ihm vor, als verginge eine Ewigkeit, und noch immer war keiner von ihnen wiedergekommen, um ihn zu holen. Die schneidenden Schmerzen wurden nach einer Weile dumpfer, verwandelten sich in ein quälendes Pochen, und die Nässe an seinem Rücken begann einzutrocknen und zu verkrusten. Er fragte sich, ob das ein Anzeichen für seinen unmittelbar bevorstehenden Tod war. Viele der Seelen, die er gesammelt hatte, waren Opfer grauenvoller Gewalt gewesen. Sie hatten nicht so heftig geblutet wie er. Und dennoch, obwohl er schwerer verletzt war als die meisten Sterbenden, die er gesehen hatte, schien sich alles so endlos lang hinzuziehen.
    Bei jedem Geräusch, sei es ein Wasserplätschern, das leise Klackern direkt neben seinem Ohr oder das Vorbeihuschen einer Kakerlake, schrak er auf, im sicheren Glauben, es wäre nun Zeit. Die Hoffnung flammte auf und wurde im nächsten Moment wieder zerschlagen, und mit jeder Wiederholung verstärkten sich sowohl die Erwartung als auch die nachfolgende Enttäuschung. Er blieb allein, gestrandet in seinem sterblichen Gefängnis, gestrandet auf einer Insel in einem offenbar endlosen Meer aus Brackwasser. Wenn er genügend Kraft gehabt hätte, hätte er den Weg zurück zum Äther finden können, den Ort in der Darkworld, den die Engel zu ihrer Festung gemacht hatten. Doch die Hallen würden für ihn leer und verlassen erscheinen. Keiner der anderen Engel würde sich ihm zeigen, bis zum Augenblick seines Todes. Und davon abgesehen hatte er ohnehin nicht die Kraft, sich zu bewegen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als zu warten. Auf Hilfe oder den Tod, das spielte keine Rolle für ihn.
    Schließlich kam tatsächlich etwas des Weges. Mit ausholenden Schritten durchs Wasser stapfend, eine einfache Melodie vor sich hin pfeifend, die von den nackten Betonwänden widerhallte und durch dieses Echo beinahe gespenstisch klang. Ein Licht erschien in der Ferne. Nicht das heilige weiße Licht des Todes. Gelb, künstlich, schmutzig und trübe wie alles hier unten. Es schaukelte mit jeder Bewegung seines Trägers, und als es näher kam, konnte Malachi die Umrisse eines Mannes erkennen. Klapperdürr, mit von der Feuchtigkeit gekräuselten Haaren, ein seltsames Gebilde über die Beine gezogen, das wohl die Nässe von seiner Kleidung fernhalten sollte. Er watete auf die Plattform zu, blieb stehen, nahm seinen eigentümlichen Hut mit der
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