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Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3

Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3

Titel: Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
Autoren: Brandon Sanderson
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Modell für sie zu besitzen.
    Doch leider würden ihm Augen nicht weiterhelfen. Er hatte nämlich keinen Schädel, und es war ihm klar, dass die meisten Organe ohne einen vollständigen Körper – und ein vollständiges Skelett – nicht funktionierten. Seine eigene Masse würde die Augen zerdrücken, wenn er eine falsche Bewegung machte, und es wäre sehr schwierig, sie zu drehen, damit er seine Umgebung wahrnehmen konnte.
    Doch es gab nicht viel, was er sich hätte ansehen können. TenSoon bewegte sich ein wenig in seinem Kerker. Sein Körper war kaum mehr als eine Ansammlung durchscheinender Muskeln –
wie eine Masse großer, miteinander verbundener Schnecken, kaum besser formbar als eine Molluske. Wenn er sich bemühte, konnte er einen der Muskeln ablösen und ihn entweder mit einem anderen verbinden oder etwas Neues daraus erschaffen. Doch ohne ein Skelett war er völlig machtlos.
    Erneut regte er sich in seiner Zelle. Seine Haut war ein eigenes Sinnesorgan – es vermittelte eine Art Geschmacks- oder Geruchssinn. Nun roch sie den Gestank seiner eigenen Ausscheidungen am Rande der Zelle, aber er wagte es nicht, diesen Sinn auszuschalten. Er war eine seiner wenigen Verbindungen zur Außenwelt.
    Die »Zelle« bestand lediglich aus einer steinernen Grube mit einem Gitter darüber. Sie war kaum groß genug, um seine Masse ganz aufzunehmen. Seine Wächter schütteten von oben Nahrung auf ihn, und in bestimmten Zeitabständen gossen sie auch Wasser hinein, damit er nicht austrocknete und seine Ausscheidungen durch ein kleines Loch am Boden weggespült wurden. Sowohl dieses Loch als auch der Raum zwischen den Gitterstäben waren so klein, dass er sich nicht hindurchzwängen konnte. Der Körper eines Kandra war zwar geschmeidig, aber auch ein bloßer Muskelhaufen konnte nur bis zu einem bestimmten Grad zusammengezogen werden.
    Die meisten wurden verrückt, wenn sie so lange eingesperrt waren. Wie lange? Er wusste es nicht einmal mehr. Monate? Aber TenSoon besaß die Segnung der Gegenwart. Sein Geist würde nicht so leicht brechen.
    Manchmal verfluchte er diese Segnung, denn sie verweigerte ihm den gnädigen Trost des Wahnsinns.
    Konzentriere dich, sagte er zu sich selbst. Er hatte kein Gehirn wie die Menschen, dennoch konnte er denken. Das begriff er nicht. Er war sich nicht sicher, ob es überhaupt irgendein Kandra begriff. Vielleicht wussten die aus der Ersten Generation mehr – aber falls dem so war, klärten sie niemanden darüber auf.

    Sie können dich nicht für immer hier einsperren, sagte er zu sich selbst. Im Ersten Vertrag steht …
    Aber allmählich zweifelte er an dem Ersten Vertrag – oder eher daran, dass die Erste Generation ihn beachtete. Konnte er ihnen das verübeln, wo er doch selbst ein Vertragsbrecher war? Nach seiner eigenen Aussage hatte er sich gegen den Willen seines Meisters gestellt und einer anderen Person geholfen. Sein Verrat hatte den Tod des Meisters zur Folge gehabt.
    Doch diese abscheuliche Tat war das Geringste seiner Verbrechen. Die Strafe für Vertragsbruch war der Tod, und wenn TenSoons Verbrechen damit geendet hätten, dann wäre er getötet worden, und die Sache wäre erledigt gewesen. Doch leider ging es noch um viel mehr. TenSoons Aussage – die er in einer nichtöffentlichen Sitzung vor der Zweiten Generation gemacht hatte – hatte noch einen weiteren, viel gefährlicheren und wichtigeren Fehltritt enthüllt.
    TenSoon hatte das Geheimnis seines Volkes verraten.
    Sie können mich nicht hinrichten, dachte er und nutzte diesen Gedanken zur Stärkung seiner Konzentration. Nicht, bis sie herausgefunden haben, wem ich es verraten habe.
    Das Geheimnis. Das so kostbare, kostbare Geheimnis.
    Ich habe uns alle verdammt. Mein gesamtes Volk. Wir werden wieder Sklaven sein. Nein, wir sind schon wieder Sklaven. Wir werden zu etwas anderem werden – zu Automaten, deren Gedanken von anderen kontrolliert werden. Wir werden gefangen und missbraucht werden, und unsere Körper werden nicht länger uns selbst gehören.
    Das war es, was er getan hatte – was er in Gang gesetzt hatte. Das war der Grund dafür, dass er Gefangenschaft und Tod verdient hatte. Dennoch wollte er leben. Eigentlich sollte er sich selbst verachten. Aber irgendwie hatte er den Eindruck, dass er richtig gehandelt hatte.
    Er regte sich wieder; Massen glatter Muskeln wanden sich umeinander.
Doch mitten in der Bewegung erstarrte er. Da waren leise Erschütterungen. Jemand näherte sich.
    Er ordnete sich, schob seine
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