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Herrin Der Stürme - 2

Herrin Der Stürme - 2

Titel: Herrin Der Stürme - 2
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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maßgeschneiderte Kleidung, ein eigenes Pferd, einen eigenen Falken und lernte bei den Hauslehrern und Waffenmeistern von Lord Aldarans Schützlingen und Pagen.
In diesem Sommer war Lady Deonara erneut von einem totgeborenen Sohn entbunden worden; woraufhin Mikhail, Lord von Aldaran, Aliciane von Rockraven zur Barragana genommen und ihr geschworen hatte, daß ihr Kind – ob männlich oder weiblich – gesetzlich anerkannt und so lange als Erbe seiner Linie gelten solle, bis er eines Tages Vater eines ehelichen Kindes werden würde. Sie war die anerkannte Favoritin Lord Aldarans – selbst Deonara, die sie für ihres Fürsten Bett ausgewählt hatte, liebte sie – und Donal konnte von ihrer hervorragenden Stellung profitieren. Einmal hatte Lord Mikhail, grauhaarig und furchteinflößend, ihn sogar zu sich rufen lassen und ihm mitgeteilt, daß Hauslehrer und Waffenmeister Gutes über ihn berichteten. Dann hatte er ihn in eine freundliche Umarmung gezogen. »Ich wünschte in der Tat, du seist von meinem Blut, Pflegesohn. Wenn deine Mutter mir solch einen Sohn gebiert, werde ich sehr zufrieden sein.«
Donal hatte gestammelt, »Ich danke Euch, Verwandter«, ohne jedoch den Mut zu haben, den alten Mann »Pflegevater« zu nennen. Jung wie er war, wußte er doch, daß er – sollte seine Mutter Lord Aldaran ein lebendes Kind gebären – der Halbbruder von Aldarans Erbe sein würde. Die Änderung seines Status war bereits außergewöhnlich und bemerkenswert gewesen.
Aber der drohende Sturm … er erschien Donal wie ein böses Omen für die bevorstehende Geburt. Er schauderte; ein Sommer seltsamer Stürme lag hinter ihnen, mit Blitzstrahlen aus dem Nirgendwo und nie verstummendem Grollen und Krachen. Ohne zu wissen warum, verband Donal den Sturm mit Ärger – dem Ärger seines Großvaters Lord Rockraven, als dieser von der Entscheidung seiner Tochter erfahren hatte. Verloren in einer Ecke kauernd hatte Donal mit anhören müssen, wie Lord Rockraven sie als Flittchen und Hure beschimpfte. Er hatte seine Mutter mit Namen belegt, die Donal noch weniger verstand. An diesem Tag war die Stimme des alten Mannes vom Donner fast verschluckt worden, während er in der Stimme seiner Mutter das Krachen zorniger Blitze vernahm, als sie zurückgeschrien hatte: »Was soll ich denn tun, Vater? Zuhause warten, meine Wäsche stopfen und mich und meinen Sohn von deiner erbärmlichen Ehre ernähren? Soll ich mit ansehen, wie Donal aufwächst, um ein gedungener Söldner zu werden? Oder in deinem Garten nach seinem Brei graben? Du verschmähst Lady Aldarans Angebot…«
»Nicht Lady Aldaran ist es, die ich verschmähe«, schnaubte ihr Vater, »aber sie ist es nicht, der du dienen wirst, und das weißt du so gut wie ich!«
»Hast du ein besseres Angebot für mich gefunden? Soll ich einen Hufschmied oder einen Köhler heiraten? Lieber bin ich die Barragana Aldarans, als die Ehefrau eines Kesselflickers oder Lumpensammlers!« Donal wußte, daß er von seinem Großvater nichts zu erwarten hatte. Rockraven war nie ein reiches oder mächtiges Haus gewesen; es war verarmt, weil der alte Lord für vier Söhne und drei Töchter sorgen mußte, von denen Aliciane die jüngste war. Einmal hatte sie voll Bitterkeit gesagt, wenn ein Mann keine Söhne habe, sei dies eine Tragödie; besäße er aber zuviele, dann sei es um so schlimmer für ihn, denn er müsse dann mitansehen, wie sie sich um seinen Besitz stritten. Als letztes seiner Kinder war Aliciane mit einem jungen Mann ohne Titel verheiratet worden, der knapp ein Jahr nach ihrer Heirat gestorben war und Aliciane und den gerade geborenen Donal zurückgelassen hatte, der nun im Haus eines Fremden aufgezogen werden mußte. Jetzt, als er auf den Zinnen von Burg Aldaran kauerte und den klaren, von unerklärlichen Blitzen erfüllten Himmel betrachtete, weitete Donal sein Bewußtsein nach außen – er konnte die Linien der Elektrizität und das merkwürdige Schimmern im Magnetfeld des Sturms beinahe sehen. Gelegentlich war er fähig gewesen, den Blitz zu rufen; einmal, als ein Sturm wütete, hatte er sich damit vergnügt, den großen Blitzschlag dorthin zu lenken, wo er ihn haben wollte. Es gelang ihm nicht immer, und er konnte es nicht allzuoft tun, sonst würde er krank und schwach werden. Einmal, als er (ohne zu wissen wie) durch die Haut gefühlt hatte, daß der nächste Blitz in den Baum, unter dem er stand, einschlagen würde, hatte er etwas in seinem Innern ausgestreckt. Ein unsichtbares Körperglied
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