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Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Titel: Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten
Autoren: Michael Frey Dodillet
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und danach einen Orden vom Poli zeipräsidenten bekommen, fragt seine Frau beiläufig: »Na, Schatz, was liegt bei dir morgen so an?« Und er kann nur leise fauchen: »Ich habe den Terrakottaschälchenfall auf dem Tisch.«
    Mein lieber Mann, da geht die Laune aber kilometertief in den Keller!
    Wir können nachweisen, dass es sich bei dem hochwertigen Terrakottaschälchen um einen zerbrochenen Blumenuntersetzer handelt, dessen Scherben ich aus unserer Zufahrt entfernte. Die ebenfalls amtlicherseits gesuchten sechs Porzellannäpfe im Wert von vierzig Euro haben nie existiert. Das waren handelsübliche Styroporschalen, in denen Edeka Gehacktes verkauft.
    Umgehend kommen meine Frau und ich auf freien Fuß.
    Natürlich haben wir die Schnauze gründlich voll. Wir zitieren sämtliche Damen des Tierschutzvereins aufs Grundstück, ein bisschen Presse dazu, die stellvertretende Bürgermeisterin, einen Vertreter der Grünen aus dem Gemeinderat. Der von der Lokaljournalistin bestellte Fotograf rumpelt fünfundzwanzig Minuten zu spät in einem violetten 280 SL Cabrio, Baujahr 1 98 0 , auf den Hof.
    Ein denkwürdiges Meeting. Danach ist Ruhe.
    Es werden heute wieder – wie vor der Entgleisung – vier bis fünf Katzen versorgt, was für uns in Ordnung ist. Die Damen sind nicht nennenswert umgänglicher geworden.
    Erlebe eigentlich nur ich Tierschutz als Tummelplatz von alten, vom Leben enttäuschten Frauen? Krähen, die allen die Augen aushacken, die nicht so denken wie sie? Mit einer Verbissenheit, Boshaftigkeit und rücksichtslosen Ignoranz wird tiergeschützt, dass die Schwarte kracht. Für Kinder kein einziges gutes Wort, für Mitmenschen Gehässigkeiten, Beleidigungen und Verleumdungen. Aber Bienchen! Bienchen! , sobald etwas mit vier Beinen daherkommt!

    »Ich möchte auf gar keinen Fall einen Hund aus dem Tierschutz«, sage ich, als Stella die Seite mit den Tierheiminsassen hinunterscrollt und mit dem Finger auf einen braun gefleckten Naseweis zeigt. »Denk bloß mal an unser Scharmützel mit den Terrakottakriegern.«
    »Komm jetzt, es gibt auch nette.«
    »Hunde?«
    »Tierschützerinnen.«
    »Der ist süß!«, sagt Marie und drückt begeistert ihren Zeigefinger auf den Monitor.
    »Das ist kein Touchscreen«, sage ich und sehe nach, ob sich auf der Rückseite des Laptops irgendetwas ausbeult.
    »Und klein ist er auch nicht«, sagt Lotta trocken. »Das ist ein germanischer Bärenhund.«
    »Zumindest würde der nicht an der Leine propellern«, sagt Marie.
    »Das stimmt«, sage ich. »Dafür braucht er zweihundert Meter Bremsweg, wenn er mal auf Touren ist.«
    Ich kann es nicht fassen, dass ich diese Diskussion überhaupt führe. Vier Jahre lang habe ich mich mit aller Kraft gegen einen Zweithund gewehrt, und jetzt sitze ich plötzlich da und googele Tierheimhunde. Effizienter kann man seine Vorsätze kaum über den Haufen werfen. Wirksamer ist nur noch, auf gar keinen Fall einen Hund zu wollen, aber schon mal zur Orientierung Welpen zu besichtigen. Nach so einer Aktion kommen die wenigsten mit leeren Händen nach Hause.
    Auf den Tierheimseiten klingt ein Hundelebenslauf elender als der andere. Die dazugehörigen Bilder machen mich erst recht fertig. Die meisten Hunde gucken so betrübt. Nach einer Weile stelle ich fest, dass mir die fröhlichen Hundeblicke noch mehr ans Herz gehen als die traurigen. Da gibt es tatsächlich Kandidaten, die haben trotz ihrer Scheißjugend die gute Laune nicht verloren. Als mir dann auch noch ein Zwergrauhaardackel namens Moritz quietschvergnügt ins Gesicht grinst, obwohl er zwei Tage an der Autobahn angebunden war, ist es vorbei mit meiner Zurückhaltung. Die Bastion ist sturmreif geschossen.
    »Mensch!«, sage ich. »Da wird ja wohl einer für uns dabei sein.«
    Marie und Lotta fallen mir um den Hals. Ich kann die beiden so gut verstehen. Sie möchten seit ewigen Zeiten mit Luna spazieren gehen und dürfen nicht, weil sie noch nicht sechzehn sind. Abgesehen davon, selbst wenn sie sechzehn wären, fänden sie es nicht allzu verlockend, von Luna zu den Nach barn hinübergeschleift zu werden, nur weil deren Westie Nelly im verglasten Erker randaliert wie ein Hooligan im falschen Block.
    »Das soll ja auch nur ein kleiner, braver sein«, sagt Lotta.
    »Genau«, sage ich. »Die großen sind sowieso zu teuer im Unterhalt. Ich bin schon wieder pleite. Meine letzten fünf Euro habe ich mir gestern versehentlich aus der Hosentasche herausgeradelt, als ich mit Luna unterwegs war.«
    »Erziehen sich
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