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Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts
Autoren: Roger Zelazny
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läßt sie frei, so wie du uns freigelassen hast. Du hattest die Macht, den Glauben in ihnen zu erwecken. Du bist, was du zu sein vorgabst.«
    »Ich habe gelogen. Ich habe selbst nie daran geglaubt und tue es auch jetzt nicht. Ich hätte genausogut einen anderen Pfad wählen können - zum Beispiel Nirritis Religion. Ich habe es nicht getan, weil Kreuzigungen schmerzhaft sind. Ich hätte auch eine Religion wählen können, die Islam heißt, nur, daß ich von ihr allzugut wußte, daß sie sich leicht mit dem Hinduismus vermischen läßt. Meine Wahl war kalkuliert, nicht inspiriert, und ich selbst bin nichts.«
    »Du bist der Herr des Lichts.«
    »Geh jetzt. Laß ihn meine Botschaft wissen. Wir können uns ein andermal über Religion unterhalten.«
    »Die Lokapalas sind, sagst du, Yama, Krischna, Kubera und du selbst?«
    »Ja.«
    »Dann lebt er. Sag mir noch eins, bevor ich gehe, Sam. Könntest du Yama-Herr im Kampf besiegen?«
    »Ich weiß nicht. Aber ich glaube nicht. Ich glaube, niemand kann das.«
    »Aber er könnte dich besiegen?«
    »Wahrscheinlich, in einem ehrlichen Kampf. Immer wenn wir in der Vergangenheit als Feinde aufeinandergetroffen sind, hatte ich entweder Glück oder es ist mir gelungen, ihn zu überlisten. Ich habe vor kurzem eine Fechtpartie mit ihm ausgetragen - er ist unvergleichlich. Er ist einfach zu versiert in den Techniken der Zerstörung.«
    »Ich verstehe«, sagte Taraka, während sein rechter Arm und seine halbe Brust sich auflösten. »Dann gute Nacht, Siddhartha. Ich werde deine Botschaft ausrichten.«
    »Danke, und eine gute Nacht auch dir.«
    Taraka wurde ganz und gar Rauch und entschwand im Sturm.
    Ein Wirbel hoch über der Welt: Taraka.
    Der Sturm umtobte ihn, aber der Dämon nahm kaum Notiz von seiner Wut.
    Der Donner krachte, der Regen brach aus den Wolken, und die Brücke der Götter war unsichtbar.
    Aber nichts von all dem hatte Bedeutung für ihn.
    Denn er war Taraka von den Rakascha, der Herr des Höllenschachts.
    Und nach dem Bezwinger war er das mächtigste Lebewesen der Welt gewesen.
    Doch nun hatte ihm der Bezwinger gesagt, daß es einen noch Größeren gab. und, wie schon einmal zuvor, sollte er, Taraka, mit diesem Größeren auf einer Seite kämpfen.
    Wie anmaßend er in seinem Rot und in seiner Macht dagestanden hatte! Damals. Vor über einem halben Jahrhundert. Am Vedra.
    Wenn er Yama-Dharma vernichten, den Tod besiegen konnte, würde sich Tarakas Vorrang beweisen.
    Und es war wichtiger, die unüberwindliche Größe Tarakas zu beweisen, als die Götter zu besiegen, die doch eines Tages vergehen würden, weil sie nicht zum Volk der Rakascha gehörten.
    Deswegen würde der Vorschlag des Bezwingers für Nirriti, von dem Sam glaubte, daß Nirriti ihn annehmen würde, nur in den Sturm gesprochen werden, und Taraka würde in seine Flammen schauen und erkennen, daß der Sturm die Wahrheit sprach.
    Denn der Sturm lügt nie. und er sagt immer: Nein!
     
    Der schwarze Offizier brachte ihn in das Feldlager. Er war nicht gefangengenommen worden, sondern in seiner strahlenden Rüstung mit dem hell leuchtenden Schmuck zu dem Offizier gekommen und hatte erklärt, daß er eine Botschaft für Nirriti hätte. So war es gekommen, daß man ihn nicht sofort getötet hatte. Der Offizier nahm ihm seine Waffe, führte ihn in das Feldlager - es lag im Wald vor Lananda - und stellte ihn unter Bedeckung, während er seinen Führer um Rat fragte.
    Nirriti und Olvegg saßen in einem schwarzen Zelt. Eine Karte von Lananda war vor ihnen ausgebreitet.
    Sie ließen den Gefangenen ins Zelt bringen. Nirriti musterte ihn und entließ dann den Offizier.
    »Wer bist du?« fragt er.
    »Ganescha aus der Stadt. Derselbe, der dir bei deiner Flucht aus dem Himmel behilflich war.«
    Nirriti schien darüber nachzudenken.
    »Ich erinnere mich gut an meinen einzigen Freund in den alten Tagen«, sagte er. »Warum bist du zu mir gekommen?«
    »Weil die Zeit nun günstig dafür ist. Du hast endlich den großen Kreuzzug begonnen.«
    »Ja.« »Ich möchte mich mir dir gern unter vier Augen darüber unterhalten.«
    »Du kannst reden.«
    »Was ist mit deinem Gefährten?«
    »Jan Olvegg und ich haben kein Geheimnis voreinander. Was hast du also auf dem Herzen?«
    »Olvegg?«
    »Ja.«
    »Also gut. Ich bin gekommen, um dir zu sagen, daß die Götter der Stadt schwach sind. Zu schwach, wie mir scheint, um dich zu schlagen.«
    »Dessen war ich mir von Anfang an sicher.«
    »Aber sie sind nicht so schwach, daß sie dich nicht
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