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Herr der Träume

Herr der Träume

Titel: Herr der Träume
Autoren: Roger Zelazny
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Seine rechte Hand lag auf dem Hebel, der die Sitze zurückklappen würde. Da zuckte sie zurück und machte ein komisches Geräusch in ihrer Kehle.
    Sein Kopf ruckte nach links.
    Er sah den gehenden Mann.
    Er sah das Profil; das Gesicht wandte sich ihm nicht zu. Er sah, daß der Mann unerschütterlich weiterging.
    Dann sah er den Mann nicht länger.
    Es gab einen leichten Ruck, und die Windschutzscheibe begann sich zu reinigen. Cecil Green raste weiter.
    Er verdunkelte die Scheiben.
    »Wie ...?« fragte er, als sie wieder in seinen Armen lag und schluchzte.
    »Der Monitor hat ihn nicht erfaßt ...«
    »Er muß jede Berührung mit dem Zaun vermieden haben ...«
    »Er muß verrückt gewesen sein!«
    »Trotzdem hätte er sich eine einfachere Art aussuchen können.«
    Es hätte das Gesicht eines jeden sein können ... Meines?
    Cecil hatte Angst, als er die Sitze niederklappte.
     
    Charles Render schrieb an dem Kapitel »Nekropolis« seines Buches Das fehlende Zwischenglied ist der Mensch. Es sollte sein erstes Buch seit über vier Jahren werden. Nach seiner Rückkehr hatte er jeden Dienstag und Donnerstag Nachmittag daran gearbeitet. Er saß in seiner Praxis und füllte Seite um Seite mit seiner chaotischen Schrift.
    »Im Gegensatz zum Sterben gibt es viele Arten des Todes«, schrieb er gerade, als die Sprechanlage kurz, lang und dann wieder kurz summte.
    »Ja?« fragte er, nachdem er einen Knopf gedrückt hatte.
    »Sie haben einen Besucher.« Zwischen ›einen‹ und ›Besucher‹ lag eine kurze Pause.
    Er ließ eine kleine Sprayflasche in seine Rocktasche gleiten, erhob sich und ging zur Tür.
    Er öffnete die Tür und sah hinaus.
    »Doktor ... Hilfe ...«
    Render machte drei Schritte und ließ sich auf ein Knie sinken.
    »Was ist los?«
    »Komm, sie ist ... krank«, grollte er.
    »Krank? Wie? Was fehlt ihr?«
    »Weiß nicht. Komm.«
    Render starrte in die unmenschlichen Augen.
    »Was für eine Krankheit hat sie?« fragte er nochmals.
    »Weiß nicht«, wiederholte der Hund. »Spricht nicht. Sitzt. Ich fühle, sie ist krank.«
    »Wie bist du hierhergekommen?«
    »Gefahren. Kenne die Ko-or-di-na-ten ... Habe Auto draußen gelassen.«
    »Ich werde sie anrufen.« Render wandte sich um.
    »Nicht gut. Sie wird nicht antworten.«
    Er hatte recht.
    Render holte Mantel und Ärztetasche aus dem Behandlungszimmer. Er sah zum Fenster hinaus. Weit unten parkte ihr Auto auf der Abstellspur vor dem Hauseingang, wo es der Monitor der manuellen Kontrolle überlassen hatte. Wenn sie niemand übernahm, wurde ein Auto automatisch auf einer Abstellspur geparkt. Die anderen Fahrzeuge wichen aus.
    Es ist so einfach, daß selbst ein Hund fahren kann, dachte er. Ich muß mich hinunter beeilen, ehe ein Überwachungswagen vorbeikommt. Wahrscheinlich weiß man bereits, daß es herrenlos hier steht. Aber vielleicht habe ich noch ein paar Minuten Zeit.
    Er warf einen Blick auf die riesige Wanduhr.
    »Okay, Sigmund«, rief er. »Gehen wir.«
    Der Aufzug trug sie ins Erdgeschoß. Sie verließen das Haus und eilten zum Auto.
    Der Motor ging immer noch.
    Render öffnete die Beifahrertür, und Sigmund sprang hinein. Render stieg ein, während der Hund bereits mit den Pfoten die Koordinaten und die Adresse eingab.
    Sieht so aus, als befände ich mich im falschen Sitz, dachte Render.
    Als das Fahrzeug in eine Unterführung einschwankte, zündete er sich eine Zigarette an. Das Auto wartete einen Augenblick bei der Einfahrt und ordnete sich dann in den fließenden Verkehr ein. Der Hund dirigierte das Fahrzeug in die Schnellspur.
    »Oh«, sagte der Hund. »Oh.«
    Render verspürte das Bedürfnis, dem Tier den Kopf zu tätscheln, überlegte es sich dann aber anders, als er die entblößten Zähne sah.
    »Seit wann benimmt sie sich so sonderbar?« fragte er.
    »Kam von der Arbeit heim. Aß nichts. Antwortete nicht, wenn ich sprach. Sitzt nur.«
    »War sie bereits früher einmal so?«
    »Nein.«
    Was mochte die Ursache sein? – Aber vielleicht hatte sie bloß einen anstrengenden Tag gehabt. Schließlich ist er nur ein Hund – wenn auch kein richtiger. – Nein. Er würde es wissen. Aber was war dann der Grund?
    »Wie war sie gestern – und heute, ehe sie fortging?«
    »Wie immer.«
    Render versuchte wieder sie anzurufen. Noch immer keine Antwort.
    »Deine Schuld«, sagte der Hund.
    »Wie meinst du das?«
    »Augen. Sehen. Du. Maschine. Schlecht.«
    »Nein«, widersprach Render und faßte in die Tasche mit dem Betäubungsspray.
    »Ja«, sagte der Hund und
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