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Hercule Poirot schläft nie

Hercule Poirot schläft nie

Titel: Hercule Poirot schläft nie
Autoren: Agatha Christie
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schildern, wie’s bei der z u geht…«
    »Da haben Sie völlig Recht«, unterbrach Japp gewandt ihren Wortschwall. »Es ist sehr wichtig, was Sie mir da eben gesagt haben, Mrs Allen und Miss Plenderleith w a ren also ziemlich beliebt?«
    »O ja, Sir, nette Damen alle beide – vor allem Mrs A l len. Immer ein freundliches Wort zu den Kindern. Ihre eigene Kleine ist gestorben, glaube ich. Die Ärmste. Na ja, ich habe selber drei begraben und sage immer…«
    »Ja, sehr betrüblich. Und Miss Plenderleith?«
    »Also, die war natürlich auch nett, aber eben viel zug e knöpfter, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ein kurzes Kopfnicken im Vorbeigehen, das war alles. Dass sie mal eben stehen geblieben wäre und mit einem geredet hätte, das gibt es bei ihr nicht. Aber ich habe nichts gegen sie – absolut nichts.«
    »Mrs Allen und sie kamen gut zusammen aus?«
    »O ja, Sir. Nie ein böses Wort. Sie waren sehr glücklich und zufrieden, Mrs Pierce wird es Ihnen bestimmt best ä tigen.«
    »Ja, wir haben schon mit ihr gesprochen. Kennen Sie übrigens Mrs Aliens Verlobten?«
    »Den Gentleman, den sie heiraten wollte? Natürlich! Er war oft hier. Ein Abgeordneter, wie es heißt.«
    »Und der Besucher von gestern Abend, das war er nicht?«
    »Nein, Sir, bestimmt nicht.« Mrs Hogg straffte sich. I h re Stimme nahm einen Ton tugendhafter Entrüstung an, hinter dem sich neugierige Spannung verbarg. »Und wenn Sie mich fragen, Sir, was Sie denken, ist völlig falsch. So eine war Mrs Allen nicht! Da bin ich ganz sicher. Natü r lich, es war niemand sonst im Haus, aber so was glaube ich nicht von ihr – erst heute Morgen habe ich zu me i nem Mann gesagt: ›Nein, Hogg‹, habe ich gesagt, ›Mrs. Allen war eine Dame – eine richtige Dame –, also b e haupte nicht solche Sachen.‹ Man weiß ja, was Männer immer gleich denken, Sie entschuldigen schon. Die mit ihrer schmutzigen Phantasie!«
    Ohne auf diese beleidigende Bemerkung einzugehen, fuhr Japp mit seinem Verhör fort.
    »Sie haben also beobachtet, wie er kam und wie er wi e der ging – das stimmt doch, nicht wahr?«
    »Das stimmt, Sir.«
    »Und Sie haben nichts gehört? Keinen Wortwechsel oder etwas Ähnliches?«
    »Nein, Sir, wie denn auch? Das soll nicht heißen, dass man so was nicht mitkriegen würde – im Gegenteil. Zum Beispiel, wie diese Mrs Stevens drüben mit ihrem armen, verschüchterten Mädchen herumschimpft, das weiß die ganze Nachbarschaft. Und wir haben alle schon gesagt, sie soll sich das nicht gefallen lassen, aber, na ja, das G e halt ist gut… Sie ist zwar ein Teufel, aber sie zahlt orden t lich – dreißig Shilling die Woche…«
    »Aber aus Nummer vierzehn haben Sie nichts gehört?«, fragte Japp rasch dazwischen.
    »Nein, Sir. Wie denn auch, wo an allen Ecken und E n den die Feuerwerkskörper geknallt haben und mein E d die sich um ein Haar die Augenbrauen versengt hätte…«
    »Der Mann ging um zehn Uhr zwanzig – stimmt das?«
    »Schon möglich, Sir. Ich selber kann mich nicht genau erinnern, aber Hogg behauptet es, und der ist da sehr genau, auf den kann man sich verlassen.«
    »Sie haben gesehen, wie er das Haus verließ. Haben Sie zufällig gehört, was er sagte?«
    »Nein, Sir. Dafür stand ich nicht nahe genug. Ich habe bloß vom Fenster aus beobachtet, wie er in der Tür mit Mrs Allen sprach.«
    »Haben Sie sie auch gesehen?«
    »Ja, Sir, sie stand direkt hinter der Tür.«
    »Fiel Ihnen zufällig auf, was sie anhatte?«
    »Also, das weiß ich wirklich nicht, Sir. Darauf habe ich nicht geachtet.«
    »Ihnen ist nicht aufgefallen, ob sie ein Tageskleid oder ein Abendkleid trug?«, fragte Poirot.
    »Nein, Sir, kann ich nicht behaupten.«
    Poirot blickte nachdenklich zu dem Fenster über ihnen und von dort zum Haus Nummer vierzehn gegenüber. Er lächelte, und sein Blick traf sich für den Bruchteil einer Sekunde mit dem von Japp.
    »Und der Herr?«
    »Er trug einen dunkelblauen Überzieher und einen Bowler. Sehr schick und vornehm.«
    Japp stellte ein paar weitere Fragen und nahm dann sein nächstes Interview in Angriff. Dieses fand mit dem ju n gen Frederick Hogg statt, einem aufgeweckten helläug i gen Bürschchen, das sich im Gefühl seiner eigenen Wic h tigkeit sonnte.
    »Ja, Sir, ich habe ihn reden hören. ›Überlegen Sie sich’s und geben Sie mir Bescheid‹, hat er gesagt. So ganz freundlich, wissen Sie. Und dann hat sie was gesagt, und er hat geantwortet: ›Also gut. Auf Wiedersehen.‹ Und dann ist er in seinen Wagen gestiegen
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