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Herbsttagebuch: Roman (German Edition)

Herbsttagebuch: Roman (German Edition)

Titel: Herbsttagebuch: Roman (German Edition)
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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geglaubt. Wer will
schon auf dem Land wohnen, hätte ich geantwortet, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht
sagen. Doch dann sind mein Mann und ich hierher gefahren. Wir wollten eigentlich
nur mal gucken und schon war es um uns geschehen. Liebe auf den ersten Blick. Ich
dachte, das gibt es nur im Roman. Aber nein, das gibt es wirklich. Das Gefühl, mit
einem Mal zu wissen, wo man hingehört.« Sie wirft Daniel einen liebevollen Blick
zu.
    Nur manchmal
kapiert man es zu spät, ergänze ich innerlich und seufze leise. Vicki hat echt Glück
gehabt, dass sie rechtzeitig die Kurve gekriegt hat.
    Sie macht
eine kurze Pause und blickt sich suchend um. Dann sieht sie mich und ein glückliches
Lächeln stiehlt sich auf ihr Gesicht. »Eins noch, bevor wir anfangen, richtig zu
feiern. Ein paar Leute sind heute schon zu mir gekommen, um mir dafür zu danken,
dass wir das Gutshaus wiederaufbauen. Ich sage Ihnen, danken Sie nicht mir, sondern
meiner Freundin Rosa.«
    Also, sie
wird doch nicht … Wie peinlich ist das denn?
    »Rosa, kommst
du mal her!«
    Meine von
der Kälte geröteten Wangen werden noch eine Spur dunkler. Ich winke ab, doch Daniel
kommt zu mir und nimmt mich an die Hand. Alle Anwesenden drehen sich zu uns um und
schauen mich an.
    »Man sieht
es ihr nicht sofort an«, sagt Vicki und legt einen Arm um mich, als ich neben sie
trete. »Aber Sie alle konnten sich ja neulich selbst davon überzeugen, was für ein
kleines blondes Energiebündel sie ist. Wenn sich diese Frau etwas in den Kopf gesetzt
hat, zieht sie es durch, und dann gelingt es ihr sogar, sich gegen scheinbar übermächtige
Immobilienfirmen durchzusetzen. Meine Freundin Rosa war es, die mit ihrer Hartnäckigkeit
und ihrem Sinn für Gerechtigkeit das Gut gerettet hat – und damit den Ponyhof, das
Haus und die himmlische Ruhe in Kletzin.«
    Ein riesiger
Beifall brandet auf und zum 300. Mal an diesem Tag fange ich vor Rührung an zu heulen.
Vicki umarmt mich und hält mich fest.
    Auf einmal
bin ich stolz auf mich.
    Kostüme
nähen, in der Zeitung stehen, ein Ticket nach L.A. geschenkt bekommen. Alles schön
und gut. Aber das hier, das fühlt sich tausendmal besser an.
    Als der
Applaus abebbt, ist es für einen Moment vollkommen still.
    »Rosaaaa!!!«,
ruft da ein helles Stimmchen und alle Köpfe wenden sich nach hinten. »Hier bin ich!«
    Das gibt
es doch nicht!
    Da, ganz
am Ende des Hofes, steht Juli auf einer Kutsche und winkt wie verrückt. Hinter ihr
ist Basti. Er lächelt. Ich sehe es nicht, ich spüre es, denn es ist ja viel zu dunkel.
Und dieser kleine Moment vollkommener Überraschung ist es, der den heutigen, sowieso
schon perfekten Tag auf einmal noch tausendmal besser macht.
    »Basti ist
da«, hauche ich und schaue Vicki ungläubig in die Augen.
    »Was für
ein Zufall«, sagt sie grinsend und zwinkert mir zu. »Nun marsch, sag ihm schnell
Hallo.«
    Ich sause
die Treppe hinunter. Juli springt lachend in meine Arme und ich anschließend in
Bastis.
    »Ihr seid
ja hier!«, rufe ich voller Glück und gebe es gleich auf, meine überschäumenden Gefühle
zu beherrschen. Mein Herz hüpft vor Aufregung und Freude.
    »Wir müssen
doch feiern, dass unser Ponyhof wieder aufmacht«, sagt Juli strahlend. »Papa hat
mir gar nicht erzählt, dass du ihn ganz alleine gerettet hast.«
    »Habe ich
auch gar nicht«, sage ich lächelnd. »Es war bloß ein Zufall.«
    »Sei nicht
so bescheiden«, sagt Basti. »Bei all dem, was du in den letzten Monaten auf die
Beine gestellt hast, kannst du dir wirklich auf die Schulter klopfen.«
    »Nicht bei
allem«, sage ich leise, damit Juli mich nicht hört.
    Die Kleine
hat gerade sowieso ihre Reitlehrerin entdeckt. Sie rutscht von meinem Arm und saust
zu ihr und den anderen Kindern.
    »Wo ist …?« Basti schaut sich suchend um.
    »Er ist nicht hier«, sage ich. »Er ist weg, und ich weiß nicht,
wann er wieder mal in Berlin sein wird. Und es ist mir auch egal. Ich … ich wohne
wieder bei Vicki.« Ich habe schnell gesprochen, damit er mich nicht unterbrechen
und mir sagen kann, dass ihn das gar nicht interessiert. »Mir tut alles wahnsinnig
leid, und ich weiß, dass es ein Fehler war, als ich von dir weg … Auch wenn es nun
zu spät ist, ich will, dass du weißt, dass ich dich immer noch … Oh mein Gott! Basti,
ich … ich liebe dich immer noch.«
    Er schaut mich lächelnd an und seine Augen …
    Ach, Scheiße,
ich kann gar nicht in Augen lesen.
    »War ich
… Ich meine, hast du irgendein Wort von alldem verstanden?«
    »Ich
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