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Herbstgeflüster (Die Kanada-Reihe)

Herbstgeflüster (Die Kanada-Reihe)

Titel: Herbstgeflüster (Die Kanada-Reihe)
Autoren: Mathilda Grace
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dass sie nicht zusammenpassten.
    „Normalerweise sollte ich jetzt in einer Zelle sitzen.“
    „Normalerweise wärst du bereits tot“, konterte Bomer automatisch, ohne darüber nachzudenken, und für eine Sekunde glaubte er Unsicherheit in den grauen Augen zu erkennen, aber der Augenblick war zu schnell vorbei, als dass er sicher sein konnte.
    „Warum bin ich es nicht?“
    Eine gute Frage, die Bomer nicht beantworten würde. Wenn hier jemand Antworten verdiente, dann er selbst, und die wollte er jetzt haben. Er bezweifelte jedoch, dass sein Angreifer sie ihm einfach kampflos überließ. Wer in ein Haus einbrach, um einen Menschen zu töten, hatte sich vorher mit Sicherheit einen Plan für den Fall seiner Gefangennahme zurechtgelegt. Es gab zwar Killer, die so etwas nicht taten, weil sie zu gut waren, doch dieser Kerl gehörte nicht dazu. Das war für Bomer so sicher, wie das Amen in der Kirche.
    „Wer bist du?“
    Der Fremde grinste überheblich. „Fick dich!“
    Bomer stützte sich auf seine unverletzte Hand zurück. „Komischer Name. Deine Eltern hatten einen seltsamen Sinn für Humor, kann das sein?“
    Er bekam keine Antwort, das störte Bomer aber nicht sonderlich. Früher oder später würde er herausfinden, was er wissen wollte, denn entweder war der Mann allein nach Kanada gekommen, um ihn zu töten, oder aber es tauchte bald ein Freund auf, der nach ihm suchte. Bomer tippte instinktiv auf Ersteres.
    „Du bist schätzungsweise Ende zwanzig, knapp 1,90m groß und gut trainiert. Für einen Killer hast du allerdings eine zu schlechte Ausbildung. Bleiben in meinen Augen nur zwei Möglichkeiten. Nummer eins, du bist Anfänger und im Auftrag hier. Oder Nummer zwei, die Sache ist persönlich.“ Bomer ließ seinen Blick langsam über das lädierte Gesicht des Unbekannten wandern. „Wir kennen uns nicht, da bin ich mir sicher. An einen Kerl wie dich, würde ich mich erinnern. Wer hat dich geschickt?“
    Schweigen. Gefolgt von einem abfälligen Blick. In den grauen Augen des Mannes loderte blanker Hass auf, was für Bomer Antwort genug war.
    „Persönlich also“, sagte er leise und horchte auf, als es unten jämmerlich jaulte. „Damit haben wir im Übrigen etwas gemeinsam. Du hast meine Tiere verletzt und das nehme ich dir übel. Da ich aber im Allgemeinen nicht zuschlage, wenn jemand bereits am Boden liegt, hast du jetzt Zeit, darüber nachzudenken, ob du meine Fragen zu deiner Person nicht doch beantworten willst. Du wirst so lange hierbleiben, bis ich weiß, wer du bist und wer dich mir auf den Hals gehetzt hat.“
    „Du kannst mich nicht einfach so festhalten.“
    Bomer zuckte lässig mit den Schultern und stand auf. „Da du offenbar allein gekommen bist, vermisst dich fürs Erste niemand. Ich wohne am Arsch der Welt, Kleiner, und das heißt, keiner wird dich retten können, sofern ich morgen früh beschließe, dass ich genug von dir habe und dich töte. Du solltest daher lieber dafür sorgen, dass ich mich dafür entscheide, dich bei mir zu behalten, meinst du nicht auch?“
    Nach den Worten ließ er den Unbekannten in seinem Schlafzimmer zurück, um sich um Charly und Emma zu kümmern. Wenn sie die Nacht nicht gesund und munter überstanden, würde er bei seinem störrischen Fremden andere Saiten aufziehen. Bomer hatte die Navy Seals vor Jahren hinter sich gelassen, aber das dort Gelernte nicht vergessen. Und er war bereit es wieder einzusetzen.

 
    -2-
     
     
     
     
    Bomer verbrachte den Rest der Nacht auf der Couch im Wohnzimmer, um in der Nähe von Emma und Charly zu sein. Doch die beiden rappelten sich bald wieder auf, und als der Morgen graute, stieg er unter die Dusche und warf anschließend einen Blick in sein Schlafzimmer. Die letzten Stunden hatte er mit einem Ohr regelmäßig nach oben gelauscht, aber nichts gehört. Keine Flüche, kein Versuch sich zu befreien, nichts. Sehr sonderbar.
    Genauso merkwürdig war auch der Anblick, der sich Bomer nun bot, denn der Fremde lag auf dem Boden und schlief. Bequem konnte auf keinen Fall nicht sein, also war er entweder völlig erschöpft oder schwerer verletzt als angenommen. Bomer trat lautlos näher, warf einen prüfenden Blick auf die Schulterverletzung. Er hatte den Pullover seines Gastes nur so weit zerschnitten, damit er an die Wunde herankam, die den Verband bislang nicht durchgeblutet hatte. Ein sehr gutes Zeichen. Die Nähte hielten. Er hockte sich hin und hielt eine Hand vor den Mund des Mannes. Der atmete ruhig und gleichmäßig. Und
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