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Herbstgeflüster (Die Kanada-Reihe)

Herbstgeflüster (Die Kanada-Reihe)

Titel: Herbstgeflüster (Die Kanada-Reihe)
Autoren: Mathilda Grace
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nicht in Sicht und alleine hier sitzen, das brachte nur wieder düstere Gedanken mit sich. Da konnte er sich genauso gut mit diesem Anwalt unterhalten.
    „Ja, und ich schätze, du nicht“, konterte Adrian und lächelte ihn an. „Aber ich bezweifle, dass du deswegen hier oben sitzt.“
    Bomer antwortete nicht, sondern wandte den Blick ab. Was sollte er darauf schon sagen? Was ging es den Typ an? Nichts. Andererseits, was änderte es, ob er ihm davon erzählte?
    „Ich wette, dein Leben war immer toll“, sagte er und kümmerte sich nicht darum, wie abfällig seine Stimme klang. „So richtig ekelhaft perfekt mit Kindermädchen, Chauffeur und jeder Menge Kohle. Hatte ich auch mal. Also Geld. Sogar viel. Kriegt man, sofern man dämlich genug ist, ins Ausland zu gehen. Nur verraten sie einem in der Ausbildung nicht, wo man endet, wenn man nicht auf sich aufpasst. Ich fand nie etwas dabei, jemanden umzubringen. Tut man eben für sein Land. Aber den … Ich habe es genossen, diesen Arschficker Stück für Stück auseinanderzunehmen. Ihn fertigzumachen, bis er nach Mama gebettelt hat. Dann hab' ich ihn abgestochen.“
    „Marine oder Seal?“, fragte Adrian nur und riss ihn damit aus seinen Erinnerungen. Gerade rechtzeitig, da sein Magen angefangen hatte, sich von innen nach außen zu stülpen. So fühlte es sich jedenfalls an.
    Bomer schluckte einige Male und wischte sich dabei mit der Hand über den Mund. Er hatte plötzlich Durst. Wahnsinnigen Durst. Er nahm ein wenig Schnee in die Hand und formte eine Kugel, an der er dann leckte. Das war zwar nicht gerade Wasser aus der Flasche, aber es beruhigte seine ausgedörrte Kehle.
    „Seal. Ich war ein Seal“, antwortete er schließlich auf Adrians Frage.
    „Gefangenschaft?“
    „Hm“, machte Bomer zustimmend.
    „Du warst nicht allein, oder? Du hast jemandem das Leben gerettet.“
    Bomer fragte nicht, woher der Anwalt es wusste. Er nickte nur, mehr war nicht drin. Mehr würde niemand aus ihm herauskriegen, nicht ohne Gewalt. So besoffen konnte er gar nicht werden, um zuzugeben, dass er für Mac seinen Arsch hingehalten hatte, damit sie ihn nicht umbrachten. Und dass er die erstbeste Gelegenheit zur Flucht genutzt und ein Blutbad angerichtet hatte, bevor Chase und der Rest der Truppe sie raushauen konnten. Für Macs Auge war es zu spät gewesen, aber sie hatten zumindest überlebt.
    „Ich konnte ihn nicht retten ... Den ersten Mann, der mir etwas bedeutete. Er ist in den Tod gesprungen.“
    Bomer seufzte. „Ach so, ich bin deine gute Tat für heute Nacht, oder was?“
    „Nein“, widersprach Adrian sehr leise. „Ich bin deine zweite Chance, wenn du sie willst.“

 
    -4-
     
     
     
     
    „Zweite Chance“, murmelte Bomer und sah die Beutel in seinen Händen nachdenklich an.
    Er hatte Adrians Angebot damals angenommen, auch wenn er beim Herunterklettern von der Brücke beinahe abgestürzt war. Doch der Anwalt hatte zugegriffen und ihn festgehalten. Seinen betrunkenen, schweren Körper über die Brüstung gezerrt, bis sie laut keuchend auf dem kalten Boden lagen.
    In dieser Nacht begann sein Leben mit zwei Männern von vorn, die sich den Arsch aufgerissen hatten, um ihm dabei zu helfen, auf die Beine zu kommen. Jetzt stellte sich bloß noch die Frage, ob der Unbekannte in seinem Schlafzimmer ebenfalls eine neue Chance oder vielleicht besser eine Tracht Prügel brauchte. Doch das würde er nicht herausfinden, indem er weiter hier herumsaß und grübelte. Daher vergrub Bomer beide Beutel samt ihrem Inhalt wieder, genau dort, wo er sie gefunden hatte, und machte sich anschließend auf den Weg nach Hause.
     
    „Ich habe Durst.“
    „Ist mir scheißegal“, erwiderte er auf die mürrische Begrüßung aus dem Mund des Fremden, und nahm sich frische Shorts, um duschen zu gehen.
    Vielleicht würde er später nett sein und etwas Wasser rausrücken, aber das kam ganz darauf an, wie sein Gast sich benahm. Hunger dürfte er mittlerweile auch haben, aber was das betraf, wollte Bomer ihn noch mindestens diese Nacht schmoren lassen. Er hielt grinsend den Kopf unter den warmen Wasserstrahl, als ihm einfiel, dass er noch ein Steak im Gefrierschrank hatte. Und genau das würde er sich heute zum Abendessen machen, welches er ganz gemütlich im Bett zu essen gedachte, direkt vor der Nase seines hungrigen Einbrechers.
    Nach der Dusche fiel Bomer auf, dass er vorhin seine Hose im Schlafzimmer liegen gelassen hatte. Er hing das nasse Handtuch auf, schlüpfte in seine Unterwäsche und
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