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Herbstgeflüster (Die Kanada-Reihe)

Herbstgeflüster (Die Kanada-Reihe)

Titel: Herbstgeflüster (Die Kanada-Reihe)
Autoren: Mathilda Grace
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von letzter Nacht in knappen, ungeschönten Sätzen wieder. Adrian hörte stumm zu, bis er an der Stelle mit seinem Schlafzimmer ankam.
    „Moment. Du hast mir eben nicht gesagt, dass du den Kerl bei dir gefangen hältst, oder?“
    Es war besser, dass Adrian sein folgendes, genervtes Augenverdrehen nicht sehen konnte. Der Anwalt hätte ihm dafür umgehend die Leviten gelesen. Gut, das würde er sowieso tun, also konnte er es genauso gut hinter sich bringen, dachte Bomer.
    „Doch, habe ich. Er sitzt seit gestern Nacht angekettet an meiner Heizung im Schlafzimmer.“
    „Evan!“
    „Was denn? Hätte ich ihn etwa laufen lassen sollen?“, fragte Bomer giftig und hielt das Handy vom Ohr weg, als Adrian daraufhin laut auf Japanisch fluchte.
    „Das ist illegal!“, zischte er anschließend. „Noch dazu, wo er verletzt ist. Ich sage ja nicht, dass ich es an deiner Stelle nicht genauso gemacht hätte. Aber wenn der Junge stirbt, aus welchen Gründen auch immer, bist du dran.“
    „Nicht, wenn es keine Leiche gibt.“
    Das saß. Adrian schwieg eine Weile. „Also gut. Reden wir Klartext. Hast du seine Verletzungen versorgt?“
    „Ja.“
    „Geht es ihm sonst gut?“
    „Noch ja.“
    „Das heißt?“
    „Er will mir weder sagen, wer er ist, wer ihn geschickt hat, noch was er will.“
    „Dich umbringen, dachte ich.“
    „Ja, aber ich will einen Grund wissen.“
    „Ah“, machte Adrian verstehend. „Du denkst darüber nach, ihn höflich zu fragen. Wobei 'höflich' wohl eher das falsche Wort dafür ist. Ganz der Folterknecht, der du mal warst, nicht wahr?“
    Bomer schnaubte bei Adrians abfälligem Tonfall leise. „Spiel dich nicht so auf. Du weißt genau, was ich früher gemacht habe, und trotzdem hast du meinen versoffenen Arsch von der Brücke geholt.“
    „Zu dem Zeitpunkt kannte ich dich kein Stück, vergiss das nicht. Und du weißt sehr gut, dass ich der Letzte bin, der dir wegen ein wenig unorthodoxer Methoden in den Rücken fällt. Aber zwischen einem Faustschlag, um ein paar Antworten zu bekommen, und foltern, besteht ein großer Unterschied, Evan.“
    „Kommst du mir jetzt wieder mit diesen Grenzen, die man besser nicht überschreitet?“ Bomer trat sauer gegen einen alten, knorrigen Baumstamm, den er vor wenigen Wochen selbst gefällt hatte, als der drohte, quer über den Spazierpfad zu stürzen. „Ich will wissen, wer er ist. Und er wird es mir sagen, so oder so, Anwalt!“
    „Schick' mir ein Foto und ich finde es raus“, verlangte Adrian und Bomer ballte die freie Hand zur Faust. „Und knurr' mich jetzt ja nicht an, Evan. Du weißt, dass ich in dem Fall recht habe!“
    „Leck mich!“
    „Danke für das Angebot, aber ich bin verheiratet.“
    „Du blöder ...“
    „Evan, reiß' dich zusammen oder dieses Telefonat ist beendet und du hast spätestens morgen Mittag Mac und Chase auf dem Hals.“
    Bomer knirschte vor Ärger mit den Zähnen. „Das ist Erpressung!“
    „Funktioniert es?“
    „Ja“, murrte er und atmete tief durch, um sich wieder zu beruhigen. „Kein Foto“, erklärte er nach einer Weile, die Adrian schweigend am anderen Ende gewartet hatte. „Dabei hinterlässt du Spuren.“
    „Willst du mich beleidigen?“
    „Nein, aber wir beide wissen, dass es so ist. Jemand könnte unabsichtlich aufgeschreckt werden.“
    „Du bist uneinsichtiger, als gut für dich ist.“
    „Ich habe vom Besten gelernt.“
    „Ach ja? Sag' mir seinen Namen und ich schicke ihm einen Strauß Blumen als Dankeschön.“
    Bomer musste ungewollt lachen. „Das darf ich nicht und das weißt du. Adrian, unsere Freundschaft beruht auf Vertrauen … na ja, eher auf Geheimniskrämerei, aber darin sind wir gut. Was ich damit sagen will, ist, dieser Kerl bleibt hier, bis ich Antworten habe, und ich erzähle dir das, falls du nichts mehr von mir hörst. Dann ist ihm gelungen, zu tun, weshalb er gekommen ist.“
    „Du rufst an oder schickst Nachrichten. Regelmäßig. Alle zwei Tage. Höre ich nichts von dir, schicke ich Chase und die Jungs los.“ Adrian atmete hörbar durch. „Bomer, geh' nicht zu weit. Das hat dich bei den Seals beinahe das Leben gekostet. Verlier' nicht die Kontrolle. Egal, was er sagt oder tut, reiß' dich zusammen. Versprich' mir das.“
    „Ich versuche es.“
    „Einverstanden. Ich erwarte deine Nachricht.“
    „Danke. Bis in zwei Tagen.“
    „Warte“, bat Adrian, bevor er auflegen konnte. „Da ist etwas an diesem Mann, das dich nervös macht. Du musst dazu nichts sagen, ich kann es an
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