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Henns lustige Weinschule - Henn, C: Henns lustige Weinschule

Henns lustige Weinschule - Henn, C: Henns lustige Weinschule

Titel: Henns lustige Weinschule - Henn, C: Henns lustige Weinschule
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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zerbrechenden Schiff oder einer nicht zerbrechenden Champagnerflasche, aber sicherlich nicht mit dem, was Sie jetzt vorhaben. Diese denkwürdige Aktion erfordert etwas Vorbereitung. Sie müssen schauen, dass Sie einen Platz ergattern, von dem aus Sie mit dem Kopf den Rumpf des Schiffes erreichen. Das ist fast ausschließlich nahe dem Kiel möglich, unter Umständen müssen Sie sich als Hafenarbeiter verkleiden. Schütteln Sie nicht den Kopf, die Sache ist es wert! Irgendwann werden Sie es über sich scheppern hören, jetzt heißt es nur noch den eigenen Ekel überwinden und Sie sind am Ziel. Warten Sie, bis der Champagner herunterfließt. Lecken Sie. Es mag eine ungewöhnliche Art sein, Wein zu probieren, aber es ist und bleibt Wein – wie er auf Ihre Zunge kommt, ist im Endeffekt egal. Aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen sagen, dass folgender Satz am wirkungsvollsten ist: „Wir brauchen eine neue Flasche. Die hier hatte Kork!”
    Was beweisen Sie damit? Dass Sie die Sache ernst nehmen. Und glauben Sie mir, wenn es irgendwen auf dieser schönen runden Welt gibt, der abergläubisch ist, dann Seeleute. Ein Schiff, das mit einem korkigen Wein getauft ist, kann nicht anders, als direkt nach dem Stapellauf untergehen. Man wird Ihnen danken, vielleicht wird man sogar das Schiff nach Ihnen benennen oder Sie in Gold als Bugfigur nachbilden, das kommt ganz auf den Reeder an. Bis heute halten sich Gerüchte über die Flasche, mit der die „Titanic” getauft wurde. Man munkelt etwas von Essigstich.

3. BAD IM CHAMPAGNER
    Hier kann man nicht anders, als ins Schwärmen geraten. Sicherlich der schönste Moment für einen Wein-Liebhaber, leider auch einer der seltensten. Entweder der HERR hat es gut mit Ihnen gemeint und Sie sind durch Geburt oder günstige Gehaltspolitik stinkreich oder aber durch sechs Zahlen (plus Zusatzzahl), die Sie im Suff auf irgendsoeinen komischen Zettel gekritzelt haben. Wie dem auch sei: Sie haben Geld. Genug, um sich eine Palette Jahrgangschampagner zu kaufen. Und sich ein teures Hotelzimmer anzumieten. Die Wahl dieser beiden Notwendigkeiten sollte nicht schwer fallen und ist auch nicht wirklich wichtig, nehmen Sie einfach das teuerste. Wichtiger ist die Wahl Ihrer Begleitung. Der Mann / die Frau, die Sie als Publikum erwählen. Bei dieser Aktion können leider nicht mehr dabei sein, die entsprechende Person sollte den Aufwand also wirklich wert sein. Lassen Sie den Champagner von irgendeinem Hotel-Lakaien in die Wanne füllen, Sie werden sich wundern, wie viel da reinpasst. Dann sollten Sie mit Ihrem Partner, den Sie mal so richtig auf die allerfeinste Art beeindrucken wollen, in die Wanne steigen. Jetzt muss es schnell gehen, sonst bekommt der Champagner einen schalen Geschmack (Bläschen hat er zu diesem Zeitpunkt eh kaum noch). Trinken Sie aus der Wanne, inwiefern Sie das mit einem neckischen Spielchen verbinden, bleibt Ihnen überlassen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Trinken Sie ausgiebig, Champagner muss immer in großen Schlucken verkostet werden. Dann sehen Sie Ihrem Gegenüber tief in die Augen und sagen: „Ich habe diesen (z.B.) 1990er Grand Année von Bollinger schon häufig genossen, aber noch nie hatte er ein so delikates Aroma wie heute. Ich kann diesen Champagner nie wieder ohne dich trinken.” Niemand kann diesem Kompliment widerstehen. Selbst wenn der Papst mit Ihnen in der Wanne säße, dieser Abend würde unvergesslich.

4. PRALINEN
    Ab und an kommt ein Wein-Liebhaber in die undankbare Situation, absolute Wein-Nullen beeindrucken zu müssen. Das Problem dabei ist, dass diese nicht wissen, dass sie welche sind. Eine Regel bei Weintrinkern ist, dass jeder, aber wirklich jeder, der jemals mit seinem Gesäß ein Glas Weinschorle am Nachbartisch umgeschmissen hat, meint, er sei der größte Weinkenner, der je auf der Erde gelebt hat. Diese törichten Narren! Das sind natürlich Sie! Also handeln Sie auch so, seien Sie arrogant. Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie sind bei Freunden eingeladen, die so überhaupt keinen Geschmack haben, weder was Einrichtung noch Essen und erst recht nicht, was Wein angeht. Das haben die aber irgendwie noch nicht begriffen. Ändern Sie es. Was es in jedem dieser geschmacklich heruntergekommenen Haushalte gibt, sind Pralinen mit alkoholischem Inhalt, ob mit Kirschen, Pflaumen oder ähnlichem Vitamin-Alibi, ist egal. Sie sind irgendwo. Also fragen Sie Ihre Gastgeber danach. Sie werden Ihnen serviert. Essen Sie eine Praline, gehen Sie
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