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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)
Autoren: Ida Ding
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Kopfhaut, verschmiert Farbe in die Stirnfurchen und schiebt sich das Franzosenkappi zurecht. «Ich hab beim Malen schon eine Kanne Tee getrunken und den Rest Weihnachtsplätzchen darin eingebrockt.» Seinem Atem nach war nicht nur Tee im Tee. Mit seinem Daimler kutschiert mein Schwiegervater regelmäßig die Senioren durch das Fünfseenland und darüber hinaus, als kleines Zubrot neben seiner Kunst. «Und wo geht’s heute hin?»
    «Topsecret.» Er zwirbelt seinen Schnurrbart und zwinkert mir zu. «Ich erfahr es immer erst unterwegs.»
     
    In der Küche stecke ich den Toaster aus, drapiere mit der Heizmatte einen Brutapparat auf der Fensterbank und bette vorsichtig den Rest meiner Hühnerzuchthoffnung darauf. Das Stromkabel reicht nur mit äußerster Spannung von der Steckdose bis zum Fenster. Aber wenn keiner drankommt und der Strom mitmacht, wird’s gehen. Zur Not muss ich eine Wärmflasche unterlegen. Danach gehe ich zum Ziegenmelken und füttere alle Tiere. Ich werde sie heute erst nachmittags nach dem Schafescheren auf die Weide lassen. Wieder im Haus, mache ich dem Chiller eine Dose auf, bevor er mir noch Löcher in die Socken beißt. Ich setze mich auf die Kellertreppe, wo ich ihm im Knick einen Fressplatz gebaut habe, und schaue ihm ein paar Minuten zu. Keiner frisst gern allein. Da er mir die Mausausbeute der Nacht vorhin gebracht hat, haut er jetzt gierig rein. Ich streichle ihm den Rücken, bis er sich etwas beruhigt hat und nicht mehr so schlingen muss. Zusammen gehen wir in die Küche zurück. Der Chiller knetet sich sein Kissen auf der Eckbank zurecht, und ich richte mit der frischen Ziegenmilch für die restliche Familie das Frühstück her.
     
    Bis der Kaffee durch die Maschine läuft, der Tisch gedeckt und mein Müsli eingeweicht ist, hat sich die Sophie dreimal umgezogen. «Was meinst du, soll ich das Blaue oder das Graue anziehen?»
    Jacke wie Hose, denke ich, gefallen tut mir meine Frau in allem und am besten mit nichts am Leib, aber das hilft ihr jetzt auch nicht weiter. Mit ‹ohne› kann sie ja nicht am ersten Tag bei der Mordkommission aufkreuzen. «Und wenn du gleich in einen weißen Schutzanzug schlüpfst?», schlage ich vor.
    «Dich wenn ich was frag.» Sophie reißt sich einen Schal vom Hals, der sie eher gewürgt als gekleidet hat, und stapft ins Schlafzimmer zurück. Ich schmiere die Pausenbrote, bevor ich dann die Kinder aufwecken will. Aber Emil drückt sich schon zur Haustür hinaus. Schleichen kann er. In den Monaten ohne R läuft er, auch bei Regen und Kälte, barfuß und in der kniekurzen Lederhose herum. Von mir hat er das nicht, ich trage auch im Sommer lange Hosen zu meinen Socken, und nur wenn’s ganz heiß daherkommt, ziehe ich die lange Unterhose drunter aus.
    « Irgendwann stellst du fest, dass man Geld nicht essen kann, außer Schokotaler » steht auf seinem selbstbedruckten T-Shirt.
    «Warte.» Ein Blick auf die Uhr, dann hechte ich ihm, samt Brotzeit, hinterher und erwische ihn gerade noch. «Der Schulbus fährt doch erst in einer halben Stunde, was willst du denn so früh dort?» Ich schiebe ihm ein Brot und einen Apfel in seinen Rucksack.
    «Da ist hoffentlich keine Leberwurst drauf?»
    «Sojamortadella und Gurkenstücke, Emil, ehrlich. Hast du dein Asthmaspray?»
    «Ja, Papa.» Er verdreht die Augen. «Ich muss noch schnell wo was machen. Wenn’s klappt, dann zeig ich’s dir.» Schon rennt er los und lässt mich grübelnd zurück.
    Geburtstag hab ich heuer keinen mehr, Vatertag war auch schon, und bis Weihnachten ist es noch ein paar Monate hin.
    «Ist aber nicht für dich», ruft er noch, als hätte er in mein Hirn hineingesehen.
     
    Sophie verlässt auch das Haus. Sie trägt das eierschalenfarbene, eng anliegende Kleid mit dem weiten Ausschnitt, das sie sich für Emmas Taufe selbst genäht hat, und wenn ich könnte, würde ich sie sofort noch mal heiraten, wegen der Kurven und so. Ich frage mich allerdings auch, wie sie mit dem engen Rock einem Mörder hinterherjagen will, und nebenbei sorge ich mich, dass sie sich gleich am ersten Tag verkühlt, obenherum.
    «Welcher Schafbeutelwascher hat eine Ketchupflasche ins Altpapier geschmissen?» Sie wirft auf dem Weg zu ihrem Auto den Papiermüll in die Tonne und kommt auf mich zu. An ihrem rechten Busen klebt etwas Rotes, aber ich hüte mich, den Mund aufzutun. Außerdem passt der Fleck doch farblich zu ihrer neuen Arbeit. Er wird vielleicht nicht der einzige bleiben. Sollte ich ihr trotzdem etwas Salz zum
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