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Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)

Titel: Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)
Autoren: Ida Ding
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Rauswaschen mitgeben?
    Ich verkneif’s mir und frage sie stattdessen: «Hat dir der Emil verraten, was er die ganze Zeit so treibt?»
    Sie bleibt kurz stehen und reicht mir einen zerknüllten Zettel. «
Émile? Mais oui
, so allerhand. Hier, ich hab den Rest eines Elternbriefs gefunden. Kümmerst du dich bitte darum? Ich muss los.»
    O, là, là
, wenn sie den Namen unseres Sohnes französisch ausspricht und damit ihre Herkunft mütterlicherseits raushängen lässt, wird’s kritisch.
    Sie packt mich an den Ärmeln, zieht mich zu sich runter und küsst mich. Ich küsse zurück und darf sie leider mit meinem Stallgewand nicht umarmen und zerknittern. Danach klettert sie in ihre Isetta. Die hab ich ihr zum Achtunddreißigsten geschenkt, ein Spezi von mir hat sie auf Vordermann gebracht, quasi aus einem Sechzigerjahre-Wrack. Ein paar Startschwierigkeiten hie und da, aber sonst läuft der fahrbare Kühlschrank wie eine Eins.
    Ich wünsche meiner Frau einen totenfreien Einstand. «Lass dich nicht schikanieren von den Großen. Nackert schauen wir alle gleich aus.»
    Sophie verzieht den Mund und haut die Fronttür zu.
     
    Wie ich ihr nachschaue, bis sie in der Kurve der Starnberger Straße verschwindet, fällt mir ein, dass ich ihr gar nichts von den Augsburgern gesagt hab. Aber wegen denen wird sie sowieso nicht gleich eine Ermittlung einleiten und nach Feierabend gleich gar nicht. Das muss ich selbst tun, wenn alles andere erledigt ist. Zurück in der Küche, lege ich das Zettelknäuel neben meine Müslischüssel. Emma kniet auf der Eckbank, immer noch im Nachthemd, und schmiert sich Honig auf eine Brezen. Sie schleckt sich die Finger ab und kratzt sich am Hals.
    «Ist der Chiller wieder bei dir im Bett gelegen?», frage ich. «Der gehört doch entfloht.» Sie reibt sich auch an den Armen und Waden. Ich schau mir die Wimmerl an. Nicht im Doppelpack, dicht nebeneinander wie bei Katzenflohbissen üblich, sondern einzelne rote Punkte sind es. Am Hals, an Armen und Beinen und zwei auf der Nase, wie ich sie beim Emil vor ein paar Jahren schon mal gesehen hab. Klarer Fall. «Du hast Windpocken, damit kannst du nicht in die Schule.»
    «Ui. Toll. Wie lange nicht?»
    «Eine Woche bestimmt.»
    Emma stopft sich ein Brezenstück in den Mund und springt auf. «Ich geh raus zu den Hühnern.»
    «Äh, bleib lieber da.»
    «Wieso, kriegen die Hühner auch Windpocken? Auf oder unter den Federn?»
    «Zeig mal her, ob du Fieber hast.» Ich schnappe sie mir, fühle ihr die Stirn und den Nacken und seufze.
    «So schlimm?» Sie langt sich selbst an den Kopf.
    «Temperatur hast du nicht. Es ist, weil, also du musst es auch deinen Freundinnen sagen, dass es ansteckend ist.»
    Nachmittags sind bei uns immer ein Haufen Kinder, da werde ich mir was von den Eltern anhören dürfen, wenn die jetzt alle Windpocken kriegen.
    «Ist gut. Wenn wer kommt, schick ich ihn weg.»
    «Nein, wenn sie schon da sind, kriegen sie es auch, die Krankheit überträgt sich über den Atem. Ich ruf gleich in der Schule an, dann wissen’s alle. Aber was ich dir eigentlich erklären wollt …» Ich hole Luft. «Also, die Hühner sind fort, äh, also tot. Ich hab vergessen, den Stall zuzumachen, und dann …»
    Emma reißt die Augen auf. «Alle?»
    Tränen rollen an ihrer getupften Nase vorbei.
    Ich drücke meine Tochter an mich. «Nicht alle. Schau her, diesen drei Eiern hier ist nichts passiert.» Ich zeige aufs Fensterbrett. «Da schlüpfen, wenn wir aufpassen und sie warm halten, spätestens in einundzwanzig Tagen neue Fugger raus.»
    «Mir doch egal.» Sie entwindet sich meinem Griff, rennt in ihr Zimmer und knallt die Tür zu.
     
    Ich stochere im Müsli herum. Irgendwie hab ich keinen Hunger mehr. Als ich den ketchupdurchweichten Zettel entfalte, kann ich einige Worte entziffern:
    Se…ltern…ruf.de…el.nd…folgt…ussc..uss…einstimmig….urf.von.Emi.Halbr..Kl.. 9 C…entschieden..Stein….Hammer…immer..ge..alt…Schw.erigk…setzung… 1650 EUR …üg…s..uss… 8 … 13 . 15 …zie…fnung.ein…reuen…zahlreich…eiter
    Die Worte «Stein», «Hammer» und «zahlreich» stechen mir ins Auge. Ich kratze auf den Flecken herum, reiße so aber nur Löcher ins Papier und kann es danach noch weniger lesen. Mit einem Bleistift versuche ich, die fehlenden Buchstaben zu ergänzen. Was auch immer Emil mit irgendwelchen Steinen oder sonstigem Gerät gemacht hat, nach einer Weile gebe ich auf. Lückentext hab ich schon in der Schule nie leiden können. Wer
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