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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden
Autoren: Terry Pratchett
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Krater.
    Lady Käsedick zog ein Tuch aus der Tasche ihres ledernen Overalls und putzte sich die Nase.
    »Dummer kleiner Kerl«, sagte sie. »Na ja. Wie geht’s dir, Sam? Hast du mit Havelock gesprochen?«
    Mumm nickte. Er würde sich nie daran gewöhnen, daß der Patrizier von Ankh-Morpork auch einen Vornamen hatte – und daß ihn jemand damit ansprach.
    »Ich habe über das Essen für morgen abend nachgedacht«, brachte er verzweifelt hervor. »Weißt du, ich glaube nicht, daß ich…«
    »Oh, ich bitte dich«, unterbrach ihn Lady Käsedick. »Bestimmt gefällt’s dir. Es wird Zeit, daß du die richtigen Leute kennenlernst. Das sollte dir klar sein.«
    Mumm nickte kummervoll.
    »Um acht Uhr erwarte ich dich beim Haus«, fügte Sybil hinzu. »Und mach nicht so ein Gesicht. Der Empfang wird dir
enorm
nützen. Es muß ein Ende haben, daß du nachts durch feuchte Straßen latschst. Jetzt bekommst du endlich Gelegenheit, es zu etwas zu bringen.«
    Mumm wollte antworten, daß er es
mochte,
nachts durch feuchte Straßen zu latschen, aber solche Hinweise waren zwecklos. Sie entsprachen nicht der Wahrheit. Eigentlich fand er gar keinen Gefallen daran, Nacht für Nacht auf Streife zu gehen. Es war reine Angewohnheit: Er konnte sich nicht daran erinnern, die Nächte jemals anders verbracht zu haben. Er brachte seiner Dienstmarke die gleichen Gefühle entgegen wie der eigenen Nase: Er liebte oder haßte sie nicht – es war einfach seine Dienstmarke.
    »Sei pünktlich«, sagte Lady Käsedick. »Bestimmt vergnügst du dich prächtig. Hast du ein Taschentuch?«
    Mumm geriet in Panik.
    »Wie bitte?«
    »Gib’s mir.« Sie hielt es ihm dicht vor den Mund. »Spuck«, befahl sie.
    Sybil wischte dem Hauptmann einen Fleck von der Wange. Eine der austauschbaren Emmas lachte leise; Lady Käsedick überhörte es.
    »So«, sagte sie. »Schon besser. Geh jetzt und sorg dafür, daß die Straßen sicher sind für uns alle. Und wenn du dich wirklich nützlich machen willst… such Chubby.«
    »Chubby?«
    »Er ist gestern abend aus seinem Pferch entkommen.«
    »Ein Drache?«
    Mumm stöhnte und holte eine billige Zigarre hervor. Sumpfdrachen wurden immer mehr zum Problem in der Stadt. Lady Käsedick war deshalb sehr verärgert. Die Leute kauften Drachen als fünfzehn Zentimeter lange Jungtiere und fanden es schick, sie als Feueranzünder und dergleichen zu verwenden. Aber wenn sie Möbel in Asche verwandelten und mit ihren Ausscheidungen Löcher in Teppich, Boden und Kellerdecke hinterließen… dann setzte man sie einfach irgendwo aus.
    »Wir haben ihn von einem Schmied in der Leichten Straße gerettet«, erklärte Sybil. »Ich habe ihm gesagt: Guter Mann, warum verwendest du keine Esse wie alle anderen Schmiede? Armer kleiner Kerl. Der Drache, meine ich.«
    »Chubby«, brummte Mumm. »Hast du Feuer?«
    »Er hat ein blaues Halsband«, sagte Lady Käsedick.
    »In Ordnung.«
    »Er folgt dir so brav wie ein Lamm, wenn er glaubt, daß du einen Holzkohlekeks für ihn hast.«
    »Na schön.« Mumm klopfte seine Taschen ab.
    »Bei dieser Hitze sind sie alle ein wenig nervös.«
    Mumm griff in einen Pferch und griff ein kleines Jungtier, das aufgeregt mit den Flügeln schlug. Es spie eine kleine blaue Flamme und entzündete damit die Zigarre des Hauptmanns.
    »Bitte, hör damit auf, Sam.«
    »Entschuldige.«
    »Wenn du Karotte und den
netten
Korporal Nobbs bitten würdest, nach Chubby Ausschau zu halten…«
    Lady Käsedick hatte zwar Augen im Kopf, aber aus irgendeinem Grund hielt sie Nobbs für eine Art sympathischen Schlingel. Dieses Phänomen verwirrte Mumm nach wie vor. Vielleicht lag es daran, daß sich Gegensätze anzogen. Die Käsedicks waren hochgeboren, höher noch als die nächsten Berge. Und Nobbs… ihn hatte man wegen Schubsens disqualifiziert und aus der Gattung Homo sapiens verbannt.
    Gekleidet in altes Leder und ein rostiges Kettenhemd, schritt Mumm durch die Stadt, den Helm wie am Kopf festgeschraubt. Durch die dünnen Stiefelsohlen empfing er eine Botschaft, die ihm mitteilte, daß er sich nun in der Hektarstraße befand. Wenn man ihn so sah, konnte man kaum glauben, daß er bald die reichste Frau von Ankh-Morpork heiratete.
     
    Chubby war kein glücklicher Drache.
    Er vermißte die Schmiede. Dort hatte es ihm gefallen, weil er soviel Kohle fressen durfte, wie er wollte. Und der Schmied war eigentlich nicht besonders unfreundlich gewesen. Chubby hatte nicht viel vom Leben verlangt und es bekommen.
    Dann kam eine große Frau und
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