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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden
Autoren: Terry Pratchett
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Ge-
    sel schaft verblaßten Ruhms verbracht hatte, trat er nach draußen in den
    hel en Sonnenschein. Und plötzlich sah er das Gesicht der Vergangen-
    heit: Es schlenderte einfach so vorbei und nickte den anderen Leuten
    freundlich zu.
    Edward konnte sich nicht beherrschen. »He, du!« entfuhr es ihm. »Wer
    bist du?«
    »Korporal Karotte«, erwiderte die Vergangenheit. »Von der Nachtwa-
    che. Du bist Herr d’Eath, nicht wahr? Kann ich dir irgendwie helfen?«
    »Was? Nein! Nein. G-geh nur weiter deinen Aufgaben nach.«
    Die Vergangenheit nickte, lächelte und schritt in die Zukunft.

    Karotte wandte den Blick von der Wand ab.

    »Ich habe drei Dol ar für einen Ikonographkasten ausgegeben das ist
    ein Ding mit ‘nem kleinen Dähmon drin. Er malt Bilder von Dingen
    und solche Apparate sind hier jetzt der große Schrei. Anbeiliegend fin-
    det ihr Bilder von meinigem Zimmer und den Froinden in der Wache,
    Nobby kann man leicht an der humorfollen Grimasse erkennen. Er ist
    wie ein roher Diamant, aber in seinem Innern ganz tief drin hat er eine
    gute Seele.«

    Einmal mehr zögerte er. Karotte schrieb mindestens einmal pro Woche
    nach Hause – für Zwerge war die Familie sehr wichtig. Karotte maß
    zwar zwei Meter, aber er war als Zwerg aufgewachsen und hatte an-
    schließend als Mensch noch einen Meter zugelegt. Das Literarische fiel
    ihm eher schwer, doch er bemühte sich.

    »Das Wetter«, schrieb er langsam und sorgfältig, »ist auch weiterhin
    Sehr Heiß…«

    Edward konnte es kaum fassen. Er überprüfte die Aufzeichnungen. Er
    blätterte in diversen Unterlagen. Er erkundigte sich und bekam Aus-
    kunft, weil man seine Fragen für harmlos hielt. Er entschloß sich zu ei-
    nem kurzen Urlaub in den Spitzhornbergen, wo ihn weitere vorsichtige
    Fragen zu den Zwergenminen in der Nähe von Kupferkopf führten.
    Von dort aus gelangte er zu einer ganz normal wirkenden Lichtung in
    einem Buchenwald, wo er nach einigen Minuten geduldigen Grabens
    Spuren von Holzkohle fand.
    Den ganzen Tag verbrachte er an diesem Ort. Als die Sonne unterging,
    schob er das welke Laub zurecht und war ganz sicher.
    Ankh-Morpork hatte wieder einen König.
    Und das war richtig. Das Schicksal hatte Edward diese Erkenntnis beschert, und zwar gerade zu dem Zeitpunkt, als ihm der Plan einfiel. Und es war auch richtig, daß das Schicksal dahintersteckte. Die ruhmreiche Vergangenheit würde Ankh-Morpork von ihrer schändlichen Gegenwart
    befreien. Er hatte die Mittel, und er kannte auch den Zweck. Und so weiter… Edwards Überlegungen liefen häufig so ab.
    Er dachte kursiv. Solche Leute muß man im Auge behalten.
    Möglichst aus sicherer Entfernung.

    »Mir hat euer Brief Gefal en in dem es hießet das Leute gekommen
    sind und nach mir gefragt haben. Es ist wirklich Erstaunlich, ich bin
    kaum Fünf Minuten Hier und schon berühmt.
    Außerdem habe ich mich gefreut Sehr über die Nachricht vom neuen
    Stollen Nummer 7. Ich kann euch ruhig sagen dasse ich hier zwar zu-
    frieden bin aber oft fermisse ich die gute alte Zeit zu Hause.
    Gelegentlich und manchmal gehe ich an meinem freien Tag in den
    Kel er und haue mir mit dem Axtstiel auf den Kopf aber es ist nicht so
    wie daheim.
    Ich hoffe es geht euch al en gut, mit freundlichen Grüßen und sehr
    hochachtungsvoll

    Euer euch liebender Sohn, adoptiert
    Karotte«

    Er faltete den Brief, legte die Ikonographbilder dazu und schob alles in
    einen Umschlag, den er mit Wachs versiegelte und dann in die Hosenta-
    sche schob. Die Zwergenpost nach den Spitzhornbergen war recht zu-
    verlässig. Immer mehr Zwerge arbeiteten in der Stadt, und ihre Gewis-
    senhaftigkeit veranlaßte sie, regelmäßig Geld nach Hause zu schicken.
    Daher die Sicherheit der Post: Sie wurde bewacht. Zwerge hängen sehr
    am Gold. Wenn ein Räuber »Geld oder Leben« fordert, sol te er besser
    einen Klappstuhl, genug zu essen und ein Buch dabeihaben – um sich
    die Zeit zu vertreiben, während die Zwerge debattieren. Karotte wusch
    sich das Gesicht, zog das Lederwams an, streifte das Kettenhemd über,
    fügte den Brustharnisch hinzu und klemmte sich den Helm unter den
    Arm. Dann trat er fröhlich nach draußen, um sich dem zu stel en, was
    die Zukunft bringen mochte.

    Dies war ein anderer Raum an einem anderen Ort.
    Er bot nicht viel Platz, und der Putz bröckelte von den Wänden. Die
    Decke hing durch wie die Matratze eines Bettes, in dem ein besonders
    dicker Mann lag. Die Einrichtung verstärkte das Gefühl der Enge.
    Es waren
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