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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden
Autoren: Terry Pratchett
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alte, gute Möbel, doch hier wirkten sie fehl am Platz. Sie ge-
    hörten in große, hal ende Säle, wo sie keine Platzangst hervorriefen.
    Stühle aus dunklem Eichenholz. Lange Anrichten. Sogar eine Rüstung
    stand in dem Zimmer. Es gab kaum genug Platz für die sechs Personen
    an dem großen Tisch. Der Tisch schien gerade so in die Kammer zu
    passen.
    Irgendwo in den Schatten tickte eine Uhr.
    Die schweren Samtvorhänge waren zugezogen, obgleich es noch Tag
    war. Eine Kerze in der Laterna magica sorgte dafür, daß es immer wär-
    mer und stickiger wurde.
    Das einzige Licht im Zimmer stammte von der Leinwand. Derzeit
    zeigte sie ein recht gutes Profilbild von Korporal Karotte Eisengießer-
    sohn.

    Ein kleines, aber sehr exklusives Publikum betrachtete das Bild. Dabei
    zeigten die Zuschauer den leeren Gesichtsausdruck von Gästen, die fol-
    gende Ansicht vertreten: Zwar ist der Gastgeber nicht zurechnungsfähig,
    aber er hat gerade erst eine Mahlzeit serviert, und es wäre unhöflich,
    sofort zu gehen.
    Nach einer Weile räusperte sich jemand. »Nun? Ich habe ihn in der
    Stadt gesehen. Er ist nur ein Wächter, Edward.«
    »Natürlich. Dieser Umstand ist bedeutsam. Eine bescheidene Stel ung
    im Leben. Entspricht al es dem klassischen M-uster.« Edward d’Eath gab
    ein Zeichen. Es klickte, als ein weiterer Bildträger in den Projektions-
    schlitz geschoben wurde. »Das hier ist das Abbild eines alten P-orträts.
    König P-paragore. Das nächste…« Klick. »…zeigt König Veitrick III.
    Stammt ebenfal s von einem Porträt. Das ist Königin Alguinna IV. Ach-
    tet auf das Kinn. Das nächste Bild…« Klick. »… p-räsentiert einen Taler aus der Amtszeit von Wubbeldorn des Bewußtlosen. Ich weise erneut
    auf das Kinn und den Körperbau hin. Dies ist…« Klick. »… das umgedrehte Bild einer Vase mit Blumen drin. Rittersporn, nehme ich an. Wel-
    che Erklärung gibt es dafür?«
    »Äh, entschuldige bitte, Herr Edward. Ich hatte noch einige unbemalte
    Bildträger, und die Dämonen waren nicht müde, und…«
    »Das nächste Bild, bitte. Dann kannst du gehen.«
    »Ja, Herr Edward.«
    »Melde dich beim diensthabenden Folterer.«
    »Ja, Herr Edward.«
    Klick!
    »Dies ist eine eindrucksvolle Aufnahme vom Busen der Königin Co-
    anna. Gut gemacht, Bl-enkin.«
    »Danke, Herr Edward.«
    »Schade, daß man so wenig vom Gesicht sieht. Andernfalls hätten wir
    die Ähnlichkeit vielleicht erkennen können. Du darfst jetzt gehen, Bl-
    enkin.«
    »Ja, Herr Edward.«
    »Ein bißchen von den Ohren, d-enke ich.«

    »Ja, Herr Edward.«
    Der Diener schloß respektvol die Tür, schritt dann zur Küche und
    schüttelte traurig den Kopf. Schon seit vielen Jahren konnten sich die
    d’Eaths keinen Familienfolterer mehr leisten. Er mußte sehen, was sich
    mit einem Küchenmesser anstellen ließ, um dem Jungen eine Enttäu-
    schung zu ersparen.
    Die Besucher warteten darauf, daß der Gastgeber das Wort ergriff.
    Edward schien weiterhin schweigen zu wol en. Obwohl man bei ihm nie
    ganz sicher sein konnte. Wenn er aufgeregt war, litt er nicht etwa an ei-
    nem Sprachfehler, sondern an falsch plazierten Pausen. Dann schien es,
    als schalte das Gehirn den Mund vorübergehend ab.
    Schließlich sagte jemand. »Na schön. Worauf willst du hinaus?«
    »Ist das nicht offensichtlich? Ihr habt die Ähnlichkeit ge-sehen.«
    »Oh, ich bitte dich…«
    Edward d’Eath zog ein Lederfutteral zu sich heran und löste die Rie-
    men.
    »Aber, aber der Junge wurde von Zwergen großgezogen. Sie fanden
    ihn als Säugling im Wald der Spitzhornberge. Einige W-agen und Karren
    brannten. Leichen lagen herum. Ganz of-fensichtlich das Ergebnis eines
    Überfal s. In den Trümmern entdeckten die Zwerge ein Schwert. Er be-
    sitzt es jetzt. Es ist sehr alt. Und es wird nie stumpf.«
    »Und wenn schon. Es gibt viele Schwerter. Und Wetzsteine.«
    »Dieses besondere Exemplar war in einem der auseinandergebroche-
    nen Wagen versteckt. Seltsam. Wenn man in einem Gebiet unterwegs ist,
    wo man mit Rä-ubern rechnen muß… Dann hält man die Schwerter
    doch griffbereit und versteckt sie nicht, oder? Ja, und der Junge wächst
    auf, und… und das Schicksal sorgt dafür, daß er mit dem Schwert nach
    Ankh-Morpork kommt, wo er sich seinen Lebensunterhalt als Wächter
    in der Nachtwache verdient. Es ist kaum zu glauben!«
    »Trotzdem…«
    Edward hob die Hand und entnahm dem Futteral ein kleines Paket.
    »Ich habe na-chgeforscht und jenen Ort gefunden, an dem damals der
    Überfal
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