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Helix

Helix

Titel: Helix
Autoren: Dan Simmons
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weißhaarige, kettenrauchende stellvertretende Flugleiter; Flugingenieur Pawel (»Pascha«); Kosmonaut Aleksandr (»Sascha«) und seine Frau Ludmilla mit den Töchtern Natascha und Yewgena; der Flugleiter Wladimir; der TsUP-Psychologe Rotislaw, den Vasilisa und die anderen nur »Steve« nennen; das Kosmonautenteam Yuri und Yuri; der Kosmonaut Wasily (»Wasya«) mit seiner Frau Larissa, und so weiter und so weiter.
    Außer den Kosmonauten und ihren Angehörigen und den Flugleitern und Direktoren von TsUP sind auch einige berühmte Gesichter auf der Party zugegen – bedeutende russische Politiker, ein amerikanischer Kongressabgeordneter, den Roth für ein komplettes Arschloch hält, mehrere Leute von der NASA, zwei Astronauten und ein ehemaliger Astronaut (keiner davon mit Ehefrau, dafür einer mit russischer Freundin), einige russische Dichter und Autoren (allesamt bereits sinnlos betrunken, als Roth ihnen vorgestellt wird), ein weiteres Medium – nicht halb so attraktiv wie Tamara –, ein amerikanischer Filmproduzent, der sich für einen Flug zur ISS interessiert, ein russischer Filmproduzent, der düster vor sich hin starrt, ein deutscher Filmregisseur, der anscheinend jeden auf der Party kennt, eine russische Schauspielerin, die atemberaubend schön und erstaunlich dumm ist, und ein Hund mit den mitfühlendsten Augen, die Roth je bei einem Lebewesen gesehen hat.
    Im Wohnzimmer ist ein großer Plasmabildschirm aufgebaut, über den die Bilder der Vorbereitungen für die Silvesterfeier auf dem Roten Platz übertragen werden, außerdem werden CNN-Meldungen über die Lustbarkeiten auf dem Platz des Himmlischen Friedens und anderswo eingeblendet.
    Hin und wieder, wenn Vasilisa nicht bei ihm ist oder nicht hinschaut, berührt Roth seine schmerzende Brust. Er streift durchs Haus und genießt den Abend, trägt stets dasselbe unberührte Glas Wodka herum, schüttelt Hände, plaudert mit Leuten, die Englisch sprechen, hört Vasilisas geflüsterte Übersetzungen von Liedern und Unterhaltungen.
    Die Nacht wird dunkler, die Party lauter, und die Zeiger der Uhren nähern sich der Mitternachtsstunde.
     
    Drei Kosmonauten sitzen auf der verglasten Veranda und streiten ganz ernsthaft auf Russisch über die Erfahrungen beim Start und beim Eintritt in den niedrigen Erdorbit. Roth erinnert sich an Vasilisas geflüsterte Informationen über die Männer.
    Anatoli Astrebarski war nur einmal oben und absolvierte einen erfolgreichen Raumflug, ehe er sich einem lukrativeren Beruf zuwandte; Sergei Krikalew war der möglicherweise erfolgreichste Kosmonaut, denn er war auf der Mir, auf der Internationalen Raumstation und im Shuttle; Viktor Afanasiew, ihr Gastgeber an diesem Abend, der letzte Mir- Kommandant und der Mann, der gelegentlich von schlechten Träumen geplagt wird. Roth sieht ihn als Kapitän einer Art Weltraum- Titanic. Er hebt sein Wodkaglas und lauscht den tiefen Männerstimmen, über die sich Vasilisas leises Flüstern legt, wenn sie eilig übersetzt.
    Anatoli: »Es ist wie eine Geburt. Zuerst das lange Warten, die Enge, die Dunkelheit, die Geräusche, die man in der Ferne hört, das Gluckern der Glykolpumpen, das Summen und Ticken der Energieversorgung, das undeutliche Murmeln der Stimmen draußen, und dann das Trauma, die Schmerzen durch die Beschleunigungskräfte, die schrecklichen Vibrationen und der schlagartig einsetzende Lärm, und dann der Eintritt ins Licht und in den Kosmos.«
    Sergei: »Unsinn, es ist wie Sex. Erst die lange Erwartung, manchmal viel erregender als das Ereignis selbst. Das Vorspiel, die endlosen, frustrierenden Simulationen. Dann die Vorbereitungen auf der Plattform. Du legst dich auf die Liege, die sich deinem Körper anpasst. Die Neckerei des Countdowns. Der Puls wird schneller, die Sinne sind geschärft. Dann die Explosion, die Befreiung. Eine Ejakulation der Energie, ein Stoß, meine Freunde, ein Stoß. Es ist alles ein Stoßen. Nach der Befreiung und der Anstrengung und den lauten Rufen – mein Gott, o Gott! Los doch, los! –, danach kehrt Stille ein, die kühle Umarmung des Weltraums. Und dann, sobald man fertig ist, will man gleich wieder von vorne anfangen.«
    Viktor: »Was für ein Blödsinn. Der Start ist wie das Sterben. Die Zündung ist die Befreiung vom Körper, die Trennung des Geistes von der Materie. Wir krallen uns an die Ränder der Atmosphäre, wie sich ein Ertrinkender an die Wasseroberfläche kämpft, wie eine Seele, die sich von der Bürde des Fleisches befreit. Aber sobald
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