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Heldenstellung

Heldenstellung

Titel: Heldenstellung
Autoren: Sebastian Glubrecht
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Unternehmensberater! Mein Vater lehnt sich zurück.
    »Khamroff wird sich aus dem Fitnessgeschäft zurückziehen und seine Immobilien zum Einkaufspreis verscherbeln.«
    »Aber da macht er doch gar keinen Gewinn«, wende ich ein. Mein Vater nickt: »Aber immerhin ist das Geld jetzt sauber und kommt aus Deutschland.« Ich springe auf:
    »Es ging die ganze Zeit nur um Geldwäsche? Du hast mich reingelegt!«
    Jetzt springt auch er auf. »Nein, ich habe dir eine Chance gegeben, das Geld, das du durch deinen idiotischen Superheldenfilm verloren hast, wieder einzuspielen. Meine Provision deckt den Schaden und wird mir für die Rente ein beachtliches Taschengeld einbringen.«
    »Du wolltest nie ernsthaft, dass ich in deine Fußstapfen trete«, stelle ich fest. Mein Vater klatscht in die Hände. »Toll«, sagt er ironisch. »Wie schnell du die Dinge begreifst.«
    Ihm war klar, dass ich nicht zum Berater tauge. Aber er selbst hätte das Projekt nicht in den Sand setzen können – und Adam auch nicht. Ihr Ruf wäre ruiniert gewesen. Einen sehr langen Moment ist es zwischen uns sehr still.
    »Das war eine Falle. Du wusstest, dass ich dieses Projekt nicht stemmen würde. Khamroff sollte sein Geld investieren und nach meinem Misserfolg die Immobilien wieder verkaufen. Aber das Geld aus seinen Waffengeschäften ist jetzt nicht nur sauber, sondern grün. Hat halt nicht geklappt mit dem Ökoprojekt.«
    Mein Vater klatscht in die Hände. »Beachtliche Denkleistung. Jetzt solltest du dich aber besser mal ein Weilchen hinlegen – nicht, dass dein Kopf noch heißläuft und explodiert. Wenn du so weitermachst, könntest du glatt ein Praktikum bei uns bekommen.« Er räuspert sich erneut. »Nein, Blödsinn, war nur ein Scherz.«
    »Und dein Job?«, frage ich entgeistert.
    Mein Vater grinst. »Danke der Nachfrage, aber der stand nie auf dem Spiel. Ich musste dich ja irgendwie motivieren. Aber dank der Provision habe ich das nötige Kleingeld zusammen, um mich von Tex abzuspalten. Caesar & Horn wird einen neuen Partner bekommen, du hast ihn gerade getroffen.«
    Mein Vater hat offenbar an alles gedacht. Dass dabei ein paar kleinere Betriebe wie Haris Yogastudio über die Klinge springen müssen, ist ihm egal.
    »Ich finde es nur fair, wenn du Hari persönlich die Nachricht von der Schließung überbringst – oder seiner Tochter. Die ist ja jetzt auch Führungskraft bei diesen Yogis. Und schließlich bist du verantwortlich für die Schließung.«
    »Wieso ich?«
    »Weil du nicht zu der Präsentation gekommen bist. Hätten wir den Etat geholt, hätte Khamroff investiert, statt sich zurückzuziehen. Dann hätte er vielleicht ein All-inclusive-Studio eröffnet, und du hättest Sina als Yogalehrerin einstellen können. Jetzt hat sie einen neuen Job, aber keinen Arbeitsplatz mehr. Irgendwie tragisch.« Mein Vater lacht abfällig. »Aber sie wird es sicher sportlich nehmen – auch wenn Yoga gar kein Sport ist.«
    »Wenn ich den Job erledigt hätte, wäre nichts aus deiner Provision geworden«, versuche ich, mich zu verteidigen.
    »Dann hätte ich eben ein Millionengeschäft an Land gezogen. Und du wärst trotzdem wieder gegangen. Das war doch dein Deal mit Adam, oder?«
    Mein Vater streckt die Hand aus. »Ich bekomme noch etwas von dir.«
    Ich nehme die Uhr vom Handgelenk. Doch anstatt sie ihm in die Hand zu drücken, schleudere ich sie auf den Boden. Sie federt ab und bleibt liegen. Also trete ich mit der Lederferse meiner Schuhe auf das Zifferblatt. Immer wieder. Beim dritten Stampfen höre ich das Glas knirschen. Mit dem vierten Stampfen reibe ich die Uhr über den Boden, mit dem fünften ist sie definitiv kaputt. Ein Glück, nichts soll mich mehr an meinen Vater erinnern.
    Er seufzt. »Du hast kein eigenes Geld und zertrampelst eine Uhr im Wert von 50 000 Euro? Wie kann man nur so blöd sein?«
    Erstaunt betrachte ich mein Zerstörungswerk. Mein Vater streckt erneut die Hand aus. »Ich hätte gern dein Diensthandy und den Wagen als Anzahlung.« Wortlos überreiche ich Telefon und Autoschlüssel. Er schaut beides an und gibt mir den Schlüssel zurück.
    »Hier, kannst du behalten. Ich weiß ohnehin nicht, wo ich den noch hinstellen soll.« Er deutet zur Tür.
    »Ich möchte, dass du noch heute ausziehst und den Schlüssel in den Briefkasten wirfst. Ich habe dir eine Chance gegeben, du hast sie nicht genutzt.«
    »Aber was soll ich denn machen?«
    »Arbeiten«, meint mein Vater. »Schließlich schuldest du mir noch eine Menge Geld.«
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