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Heisskalte Glut

Heisskalte Glut

Titel: Heisskalte Glut
Autoren: Linda Howard
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dich gut, Mama.«
    »Darauf kannst du jede Wette eingehen«,
erwiderte Renee lachend. »Und ob ich das tun werde.« Sie schob den Riegel
zurück und verließ mit schimmernden Beinen die schäbige Baracke.
    Faith lehnte sich an die Drahttür und
beobachtete, wie Renee in ihr schickes kleines Cabrio stieg und losfuhr. Ihre Mutter
liebte dieses Auto. Eines schönen Tages war sie damit angefahren gekommen,
ohne daß sie jemandem erklärt hätte, wie sie in seinen Besitz gekommen war.
Nicht daß es diesbezüglich große Zweifel gegeben hätte. Guy Rouillard hatte es
ihr gekauft.
    Scottie bemerkte Faith an der Tür und
schnaubte wieder, zum Zeichen, daß er hinauswollte. »Ich kann nicht mit dir
rausgehen«, erklärte ihm Faith mit unendlicher Geduld, obwohl der Junge wohl
kaum etwas von dem Gesagten verstand. »Ich muß das Abendessen kochen. Möchtest
du lieber Bratkartoffeln oder Kartoffelbrei?« Das war natürlich eine rein
rhetorische Frage, denn es fiel Scottie wesentlich leichter, Kartoffelbrei zu
essen. Sie strich ihm über sein dunkles Haar und wandte sich wieder dem Tisch
und der Kartoffelschüssel zu.
    In letzter Zeit war Scottie nicht so quirlig
wie gewohnt gewesen. Seine Lippen liefen beim Spielen oft bläulich an. Sein
Herz wurde schwächer, ganz wie die Ärzte es vorhergesagt hatten. Für Scottie
würde es das Wunder der Herztransplantation nicht geben, selbst wenn es sich
die Devlins hätten leisten können. Die wenigen verfügbaren Kinderherzen waren
zu wertvoll, als daß man eines davon einem kleinen Jungen gegeben hätte, der
sich niemals würde allein anziehen können, niemals würde lesen oder zeit seines
Lebens mehr als ein paar unverständliche Worte würde gurgeln können. Er wurde
als 'stark zurückgeblieben' eingestuft. Obwohl Faith bei dem Gedanken an Scotties
Tod einen Kloß in ihrer Kehle spürte, empfand sie keinerlei Bitterkeit über die
Tatsache, daß man gegen Scotties Gesundheitsverfall nichts unternehmen konnte.
Ein neues Herz würde Scottie nicht helfen können, jedenfalls in keiner
sinnvollen Weise. Die Ärzte hatten ohnehin nicht erwartet, daß er so lange am
Leben bliebe. Sie jedenfalls würde, welches Alter er auch immer erreichen
sollte, auf ihn aufpassen.
    Zeitweilig hatte sie geglaubt, daß er Guy
Rouillards Sohn sei. Dann wurde sie wütend darüber, daß man
ihn nicht in das große weiße Haus brachte, wo er die beste Versorgung genießen
würde und seine letzten Jahre glücklich verleben könnte. Sie glaubte, daß es
Guy wegen Scotties geistiger Behinderung nur zu recht war, ihn nicht in seiner
näheren Umgebung zu wissen.
    Die Wahrheit aber war, daß Scottie genausogut
Papas Sohn sein konnte. Scottie sah weder dem einen noch dem anderen Mann
ähnlich, er sah eben aus, wie nur Scottie aussah. Er war jetzt sechs Jahre alt
und ein friedfertiger kleiner Junge, der sich mit den kleinsten Dingen
zufriedengab. Seine Selbstsicherheit aber war ganz und gar abhängig von seiner
vierzehnjährigen Schwester. Faith hatte sich seit dem Tag, an dem Renee ihn aus
dem Krankenhaus mit nach Hause gebracht hatte, um ihn gekümmert. Sie hatte ihn
vor Papas trunkenen Wutanfällen beschützt und Russ und Nicky davon abgehalten,
ihn unbarmherzig zu hänseln. Renee und Jodie beachteten ihn gewöhnlich einfach
gar nicht, was Scottie seinerseits nichts auszumachen schien.
    An diesem Abend hatte Jodie Faith vorgeschlagen, mit ihr zu einer
Doppelverabredung zu kommen und lediglich mit den Schultern gezuckt, als ihre
jüngere Schwester mit der Begründung ablehnte, sie müsse Scottie hüten. Faith
wäre ohnehin nicht mit Jodie ausgegangen, dazu klafften ihre Vorstellungen von
Vergnügen einfach zu weit auseinander. Jodie fand es toll, sich mit ihren
sechzehn Jahren illegalerweise Alkohol zu besorgen, sich dann zu betrinken und
mit einem oder gleich mit mehreren Jungen in ihrer Begleitung zu schlafen.
    Alles in Faith widersetzte sich dieser Vorstellung. Sie hatte
erlebt, wie Jodie nach Bier und nach Sex stinkend nach Hause gekommen war, die
Kleidung zerrissen und beschmutzt, während sie sich hatte totlachen wollen
darüber, wieviel 'Spaß' ihr der Abend doch gemacht habe. Es schien ihr
überhaupt nichts auszumachen, daß dieselben Jungen in der Öffentlichkeit jeglichen
Kontakt mit ihr ausdrücklich mieden.
    Faith aber machte es jede Menge aus. Die abschätzigen Blicke der
Leute, wenn sie ihr oder einem ihrer Familienmitglieder begegneten, waren ihr
irrsinnig peinlich. Die verwahrlosten Devlins, so nannte
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