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Heisskalte Glut

Heisskalte Glut

Titel: Heisskalte Glut
Autoren: Linda Howard
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auch Monica wieder nach Hause
zurückgekehrt. Wie gewohnt, zeigte sie hemmungslos ihre tiefe Abscheu. Andere
legten lediglich eine Art von Verachtung an den Tag, aber Monica haßte buchstäblich
alle, die auf den Namen Devlin hörten. Das konnte ihr Faith nicht verübeln,
manchmal brachte sie ihr sogar Verständnis entgegen. Keiner konnte behaupten,
daß Guy Rouillard ein schlechter Vater war. Er liebte seine beiden Kinder, und
sie liebten ihn. Was empfand Monica, wenn sie das Gerede der Leute über Guys
jahrelanges Verhältnis mit Renee hörte? Und daß ihr Vater ganz offen ihre
Mutter betrog?
    Als Faith noch jünger gewesen
war, hatte sie sich manchmal vorgestellt, daß Guy auch ihr Vater wäre. Amos
hatte sie dabei vollkommen verdrängt. Guy war groß und dunkel und aufregend.
Sein schmales Gesicht ähnelte dem von Gray so sehr, daß sie ihn unter keinen Umständen würde hassen können. Er hatte sich immer
freundlich ihr gegenüber verhalten und hatte dieses Verhalten auch allen
anderen Kindern Renees gezeigt. Faith aber schien er besonders in sein Herz
geschlossen zu haben und hatte ihr sogar ein oder zweimal eine Kleinigkeit
geschenkt. Faith vermutete, daß das ihrer Ähnlichkeit mit Renee zuzuschreiben
gewesen war. Wenn Guy ihr Vater wäre, wäre Gray ihr Bruder. Sie hätte ihn aus
nächster Nähe bewundern und in demselben Haus wie er wohnen können. Bei diesen
Tagträumereien hatte sie ihrem eigenen Vater gegenüber immer Schuldgefühle
empfunden. Danach gab sie sich besonders viel Mühe, nett zu ihm zu sein. In
letzter Zeit jedoch freute sie sich darüber, daß Guy nicht ihr Vater war. Sie
wollte nicht länger Grays Schwester sein.
    Sie wollte ihn heiraten.
    Diese allergeheimste Vorstellung war so
schockierend, daß sie allein der Mut schon erstaunte, so etwas auch nur zu träumen.
Ein Rouillard sollte eine Devlin heiraten? Eine Devlin sollte die hundert Jahre
alte Villa betreten? Die alten Rouillards würden aus ihren Gräbern auferstehen,
um den Eindringling zu vertreiben. Die ganze Stadt wäre vollkommen entsetzt.
    Dennoch träumte sie weiter. Sie träumte von
einem weißen Kleid, in dem sie in der Kirche auf den Altar zuging, neben dem
Gray mit dunkel verhangenem Blick wartete. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck
wilden Begehrens, das ausschließlich auf sie gerichtet war. Sie träumte davon,
wie er sie in seine Arme hob und über die Türschwelle trug. Natürlich nicht
über die Schwelle der Rouillardvilla, das lag außerhalb jeder Vorstellung.
Aber vielleicht gäbe es einen anderen Ort, der ihnen beiden gehörte. Vielleicht
ein Flitterwochenhäuschen, wo er sie zu einem großen Bett hinübertrug. Sie
stellte sich vor, wie sie unter ihm lag und ihre Beine um ihn klammerte, wie
sie es bei Lindsey gesehen hatte, stellte sich seine Bewegungen vor, hörte seine verführerische Stimme, die ihr
französische Liebkosungen ins Ohr flüsterte. Sie wußte, was Männer und Frauen
miteinander machten, wußte, wohin er sein Ding dirigieren würde, obschon sie
sich das Gefühl dabei nicht vorstellen konnte. Jodie behauptete, daß es ein
wunderbares Gefühl sei, das allerbeste überhaupt .. .
    Scotties unvermittelter Aufschrei schreckte Faith aus ihren
Tagträumereien. Sie ließ die Kartoffel aus der Hand fallen und sprang auf. Denn
Scottie schrie nur dann, wenn er sich wirklich wehgetan hatte. Er stand noch
immer an der Drahttür und umklammerte seinen Finger. Faith hob ihn auf, trug
ihn zum Tisch hinüber, setzte ihn auf ihren Schoß und betrachtete seine Hand.
An seinem Zeigefinger war ein kleiner Schnitt. Vermutlich hatte er sich an
einem Löchlein in dem Gitter verletzt, der lose Draht hatte sich in seine Haut
gegraben. Ein Blutstropfen bildete sich auf der kleinen Wunde.
    »Schon gut, schon gut«, umarmte sie ihn tröstend und wischte ihm
die Tränen ab. »Ich klebe dir ein Pflaster drauf, dann wird es wieder gut. Du
magst doch Pflaster.«
    Das stimmte. Wann immer er eine kleine Verletzung hatte, beklebte
sie ihm Arme und Beine, denn er bettelte so lange, bis alle Pflaster in der
Schachtel aufgebraucht waren. Sie hatte deshalb die meisten Pflaster aus der
Schachtel genommen und versteckt, so daß er nur zwei oder drei sehen konnte.
    Sie wusch sich die Hände und
holte die Schachtel aus dem obersten Regal, wo sie sie vor seinen Händen sicher
aufbewahrte. Sein kleines rundes Gesicht glühte vor Freude und Erwartung, als
er ihr seinen kurzen Finger entgegenstreckte, den Faith bandagierte.
    Er beugte sich vor,
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