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Heißes Eis

Heißes Eis

Titel: Heißes Eis
Autoren: Leah Moorfeld
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geantwortet hast, wollte ich sehen, ob es dir gut geht. Was war denn passiert?»
    Jetzt bin ich es, die sich um eine Antwort drückt.
    «Nichts!»
    «Du schreist wegen nichts?»
    «Nichts, was dich etwas angeht! Ich schreie halt manchmal!»
    «Ach so, verstehe!»
    «Was verstehst du?»
    Mit meiner Abwehr habe ich ihn wahrscheinlich genau auf die richtige Spur gelenkt.
    «Dass mich das nichts angeht!», antwortet Ben unschuldig.
    Ich lasse das Thema besser fallen!
    «Es gibt auch einen Nachtisch!», lenke ich ab.
    «Tatsächlich?»
    Ben wirft mir ein so anzügliches Grinsen zu, dass ich rot werde, was er bei der Kerzenbeleuchtung hoffentlich nicht erkennen kann. Diese Atmosphäre und der Wein haben ihm wohl auch die Sinne benebelt.
    «Ja! Sieh, dort auf dem Tablett hat man uns es eine Palette verschiedener Kuchen zusammengestellt!»
    «Ach so!», antwortet Ben mit gespielter Enttäuschung.
    «Was dachtest du denn?»
    Sofort bereue ich die Frage, denn eigentlich will ich es gar nicht so genau wissen. Dieser verflixte Wein hat es in sich!Auch Ben rudert wieder einen Schritt zurück.
    «Hm, ich dachte an irgend eine spanische Spezialität. Turrón, vielleicht»
    «Turrón? Was ist das?»
    Ben steht auf und verteilt verschiedene Kuchenhäppchen auf die kleinen Teller.
    «Eine Variante des 'Weißen Nougats' aus Mandeln, Honig, Zucker und Eiklar!», antwortet Ben und stellt die Kuchenteller vor uns ab.
    «Hast du den Reiseführer gefuttert oder woher weißt du das alles?»
    «Ich habe mal an einer Sprachreise durch Spanien teilgenommen!»
    «Hm! Das ist praktisch, dann habe ich ja jetzt immer einen Dolmetscher an der Hand!»
    Ben lächelt, statt zu antworten.
    Wir lassen die süße Nachspeise auf unseren Zungen zergehen, ohne weitere Worte zu wechseln. Als wir fertig sind, überrascht mich Ben mit einer Frage.
    «Sanne, was meinst du, gibt es eine echte Freundschaft zwischen Mann und Frau, die rein platonisch ist und bleibt?»
    Ich stocke. Er redet doch nicht etwa von uns beiden?
    «Ja, wie soll ich sagen, ich denke Harry und Sally haben uns ja das Gegenteil bewiesen, aber vielleicht muss man auch noch bedenken, dass die beiden ja Single waren. Daher schaltete ihr biologisches Programm unterbewusst auf Partnersuche und Vermehrung. Aber wenn sich Menschen bereits in festen Händen befinden, schaltet sich dieses Programm vielleicht aus und man kann auch eine ganz normale Freundschaft zum anderen Geschlecht pflegen, ohne, wie soll ich sagen, eine sexuelle Anziehung.»
    Ben sieht mir so tief in die Augen, dass es mir fast unheimlich wird.
    Lass das , denke ich, das macht mich wirr im Kopf!
    «Was meinst du dazu?», frage ich.
    «Ich glaube, das ist nicht so einfach möglich. Ich vermute, das biologische Programm, wie du es nennst, lässt sich nicht so leicht abschalten, selbst dann nicht, wenn man bereits einen Partner hat.»
    «Das hieße dann aber, es existiert keine wirkliche Treue, denn zu allen männlichen Freunden würde ich mich dann auch immer sexuell hingezogen fühlen.»
    «Und wenn du ganz in dich hinein fühlst, Sanne, ist das dann so?»
    Ich schlucke heftig. Ben ist mein einziger guter männlicher Freund. Bislang habe ich ihm nicht viel besondere Aufmerksamkeit geschenkt, weil ja auch immer Tom mit dabei war, aber heute verdreht er irgendwie meine Sinne.
    Schluss damit!
    Das geht einfach nicht und darauf will ich auch nicht antworten.
    «Nein!»
    Schon wieder durchdringt er mich mit seinen funkelnden Augen. Ich fühle mich durchschaut. Mit Sicherheit hat er gemerkt, dass ich lüge.
    «Und … wie ist bei dir?», lenke ich ab, aber bereue es sofort wieder, denn auch darüber möchte ich eigentlich nicht sprechen.
    «Ja!»
    Dieses eine kurze 'Ja' treibt unglaubliche Hitze in meine Mitte. Was anderes kann es bedeuten, als dass sich Ben sexuell zu mir hingezogen fühlt. In meinem Kopf dreht sich alles und ich verdränge diesen Gedanken schnell wieder.
    «Dann ist die große Liebe, der man auch im Geiste immer treu ist, also ein großes Märchen für dich?», frage ich mit zittriger Stimme.
    «Ich weiß nicht, kann sein! Vielleicht aber erkennt man daran ja die große Liebe, dass man keine sexuelle Anziehung mehr für andere Menschen empfindet, wenn man sie gefunden hat, die große Liebe!»
    «Ich wusste ja gar nicht, dass du so romantisch sein kannst, Ben! Meistens spielst du eher den Clown!»
    Nur mit Mühe gelingt es mir, das Beben in meiner Stimme unter Kontrolle zu halten. Der verdammte Wein raubt mir noch meinen
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